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Einweg-Vapes: Darum sind E-Zigaretten für Mensch und Umwelt schädlich

Einweg-Vapes: Darum sind die E-Zigaretten für Mensch und Umwelt schädlich

28.09.2022, 08:3828.09.2022, 14:42
Julia Jannaschk / watson.de
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Einweg-Vapes sind vor allem bei Jugendlichen sehr beliebt.
Einweg-Vapes sind vor allem bei Jugendlichen sehr beliebt.Bild: Shutterstock

Elektronische Zigaretten kannte man früher meist nur von Rauchern, die sie als Mittel dafür benutzten, um mit dem Rauchen aufzuhören. Die sogenannten E-Zigaretten oder Vapes wirken auf den ersten Blick harmlos: Sie funktionieren auf Basis von Wasserdampf, stinken nicht und kommen ohne Zigarettenstummel aus. Immer stärker werden Vapes zum Trend – gerade bei Jugendlichen.

Laut der deutschen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA) ist unter den 12- bis 25-Jährigen der Anteil derer, die eine E-Zigarette mindestens einmal konsumiert haben, von rund 15 Prozent im Jahr 2012 auf knapp 27 Prozent im Jahr 2021 gestiegen. Beim Konsum von Tabakzigaretten hingegen ist der Trend seit vielen Jahren rückläufig.

Knallbunt und fruchtig: So wie es Jugendliche mögen

Auf der Suche nach dem «Wieso» wird man schnell fündig. Die schlichten E-Zigaretten haben sich weiterentwickelt zu trendigen Accessoires: Einweg-Vapes sind quietschbunt und lecker. Sie liegen in vielen Kioskregalen direkt neben Süssigkeiten und Kaugummis und locken mit süssen Geschmacksrichtungen wie «Cheese Cake», «Cola», «Lemon Tart» oder «Mango Milk Ice». Trotzdem enthalten sie meistens Tabak.

Hauptsache, bunt und süss: ein Haufen E-Zigaretten.
Hauptsache, bunt und süss: ein Haufen E-Zigaretten.Bild: Shutterstock
«Dann ist es auch egal, ob die Leute rauchen oder dampfen. Das Suchtpotenzial ist im Grunde gleich.»
Suchtexperte Michael Klein

Diese Einweg-E-Zigaretten von Marken wie Elf Bar und Glimp, auch Disposables genannt, enthalten ebenfalls einen Akku, der aber nicht wieder aufgeladen werden kann. Darüber hinaus kosten sie meist nur zwischen sechs und zehn Euro und enthalten 600 Züge, umgerechnet zwei bis drei Zigarettenschachteln. Disposables sind damit für Jugendliche deutlich günstiger als Zigaretten. Eine Marketingmasche, um vor allem die jüngere Generation als künftige Tabak-Konsumenten zu gewinnen?

Suchtexperte Michael Klein sagt im Gespräch mit watson: «Mit diesen schönen bunten Farben und dem Design ist das natürlich ‹klasse› gemacht, um Kinder und Jugendliche anzusprechen.» Er ist Professor für Klinische Psychologie und Suchtforschung an der Katholischen Hochschule in Köln und war Leitender Psychologe beim Deutschen Institut für Sucht- und Präventionsforschung (DISuP). Aus seinem Berufsalltag weiss Klein: Gerade Mädchen seien anfälliger für solche schrillbunten «Geschmacksbomben». Die Vapes würden so konstruiert, damit auch Mädchen eher konsumieren.

Michael Klein ist Psychologe und Suchtexperte.
Michael Klein ist Psychologe und Suchtexperte.bild: privat

Doch was viele nicht wissen: Mögen sie noch so unscheinbar und hübsch daherkommen – viele Elektrozigaretten enthalten ebenfalls Nikotin. «Dann ist es auch egal, ob die Leute rauchen oder dampfen. Das Suchtpotenzial ist im Grunde gleich», sagt Klein. «Das ist quasi das Anfixen, man befördert mit den nikotinhaltigen Geschmackswahrnehmungen den Konsum.»

«Nikotin an sich ist ein hochpotenter Stoff. Vom Suchtrisiko kommt er in der Reihe der Suchtstoffe dem Heroin nahe.»
Psychologe und Suchtexperte Michael Klein

Ebenso wie die gesundheitliche Gefahr, die von nikotinhaltigen E-Zigaretten ausgeht, egal ob aufladbar oder nicht:

«Dampfen ist grundsätzlich nicht gesund. Es gibt viele Berichte von Neurologen und Fachärzten, dass es durch das Dampfen immer wieder Reizungen oder Mikroentzündungen gibt im Hals, Rachen und in den Bronchien. Das Dampfen ist zwar weniger schädlich als das Qualmen, aber grundsätzlich eben nicht gesund.»

E-Zigaretten als Einstiegsdroge

Der Psychologe warnt eindringlich vor der Gefahr, Einweg-Vapes zu verharmlosen. Wenn Nikotin enthalten sei, sei die Wirkung laut Klein genauso gefährlich wie bei normalen Zigaretten:

«Nikotin an sich ist ein hochpotenter Stoff. Vom Suchtrisiko kommt er in der Reihe der Suchtstoffe dem Heroin nahe. Die Stoffe haben ein ähnlich hohes Risiko, weil sie die Synapsen im Gehirn sehr deutlich und sehr stark besetzen.»

Oft wird davor gewarnt, dass die lustigen, bunten Disposables eine Einstiegsdroge für Zigaretten und andere Drogen sein könnten. Ähnlich wie Anfang der 2000er Jahre die süssen, aber hochprozentigen «Alkopops» wie «Rigo» und «Breezer».

Der Suchtexperte Michael Klein warnt jedoch vor voreiligen Schlüssen. Ob Konsumenten von nikotinhaltigen Vapes häufiger zu Rauchern würden, sei noch nicht ausreichend belegt. Schliesslich sei das Phänomen noch jung und die empirische Basis dafür noch schwach. Naheliegend sei ein erhöhtes Risiko jedoch schon. Klein sagt:

«Psychologisch ist es offensichtlich, dass man mit immer angenehmeren Inhaltsstoffen versucht, immer mehr Personen zu erreichen. Das Dampfen an sich ist angenehmer als das Qualmen, was sehr unangenehm im Rachen und im Hals sein kann. Insofern ist das sicherlich eine Absenkung der Einstiegshemmnisse. Ob es aber wirklich massive Umstiegsprozesse gibt, vielleicht in einem höheren Alter, müsste man abwarten.»

Verbote sind meist nicht ausreichend

Offiziell erlaubt sind Einweg-E-Zigaretten seit 2016 erst ab 18 Jahren. Jedoch ist es «für Jugendliche letzten Endes kein Problem, da dranzukommen», sagt Klein.

Warnhinweise und -bilder auf den Verpackungen der E-Zigaretten wie bei herkömmlichen Zigaretten würde der Psychologe als Massnahme begrüssen. «Man sollte es aber etwas geschickter machen als bei den Zigaretten. Das ist dann teilweise zu viel Horror.» Jedoch zeigten Studien, dass Warnhinweise durchaus eine abschreckende Wirkung auf unentschlossene Kinder und Jugendlichen haben.

«Aber diejenigen, die psychologisch entschlossen sind, zu konsumieren, die lassen sich davon auch nicht mehr abhalten. Bis hin zu dem Effekt, dass es sie sogar anzieht», erklärt Klein. Mögliche Gefahren durch den Konsum würden einfach verdrängt.

Gegen die Werbung von Influencern und Influencerinnen, die Vapes auf Social Media Kanälen wie TikTok anpreisen und sie zum Coolness-Faktor machen, kommen dröge Warnhinweise ohnehin nicht an. Diese Vorbilder seien für die Jugendlichen »viel glaubwürdiger«, sagt der Psychologe. »Das ist das eigentlich Gefährliche.«

Umweltsünde E-Zigarette

Ein weiteres Problem des Trends zur Wegwerf-E-Zigarette: Sie ist nicht nur schädlich für Menschen, sondern auch für die Umwelt. Normale E-Zigaretten können mehrere Jahre verwendet werden, doch Einweg-E-Zigaretten werden nach dem Leerdampfen weggeworfen.

Zwar kann auch ein Zigarettenstummel allein 1000 Liter Grundwasser verschmutzen. Doch E-Zigaretten enthalten neben Akkus, die falsch entsorgt Brände auslösen können, auch giftige Stoffe wie Quecksilber, Cadmium und Blei. Diese Schwermetalle können die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen schädigen und sich in der Nahrungskette sowie in der Umwelt anreichern.

Aufgedampfte E-Zigaretten müssten deshalb eigentlich an einer Sammelstelle abgegeben werden, um Rohstoffe wiederverwerten zu können. Doch tatsächlich zeigen Studien wie aus Grossbritannien, dass mehr als jede zweite Vape im Hausmüll landet. Dabei werden die Rohstoffe aus den Lithium-Ionen-Akkus dringend gebraucht, zum Beispiel in der Autoindustrie. (cpf)

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John Lennon 1969 in Toronto, Kanada. Es weht damals noch ein anderer Wind um rauchende Promis. Niemand stört sich gross daran, dass die Stars paffen – für die Nachteile des Tabakkonsums gibt es nicht so ein Bewusstsein wie heute.
quelle: zuma dukas dukas / ?? 2005 by jeff goode/toronto star
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52 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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saukaibli
28.09.2022 09:21registriert Februar 2014
"Sie funktionieren auf Basis von Wasserdampf," Come on, echt jetzt? Es kann doch nicht sein, dass jemand einen Artikel über E-Zigaretten schreibt, der absolut null Ahnung davon hat. Das ist doch peinlich, wenn man so einen Humbug gleich am Anfang eines Artikels schreibt.
Die Grundzutaten der Liquids sind pflanzliches Glycerin (E422) und Propylenglykol (E1520), diese werden zusammen mit Lebensmittelaromen und optional Nikotin verdampft. Wasser hat es in praktisch keinen Liquids drin.
Ihr verspielt eure Glaubwürdigkeit, wenn man im ersten Satz schon merkt, dass ihr nichts recherchiert habt.
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Robi14
28.09.2022 09:47registriert Januar 2017
"Trotzdem enthalten sie meistens Tabak". Ja genau. Wer Tabak und Nikotin nicht unterscheiden kann, sollte nochmals über die Bücher.
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Lil'Ecko
28.09.2022 08:58registriert April 2015
Man sollte auf die Einweg-Vapes einfach 5.- Depot machen, dann wär das Problem bezüglich der Entsorgung im Hausmüll wohl gelöst.
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