International
Deutschland

Wahlen in Thüringen: AfD verdoppelt Stimmenanteil

Wahlen in Thüringen: Linke gewinnt ++ Höcke: «AfD wird zur gesamtdeutschen Volkspartei»

27.10.2019, 19:25
Mehr «International»

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Linke gewinnt die Landtagswahl in Thüringen. Die Partei von Ministerpräsident Bodo Ramelow erreichte ungefähr 30 Prozent.
  • Die rechtsnationalistische AfD landete mit 23 bis 24 Prozent vor der CDU mit 22 bis 22,5 Prozent auf Platz zwei.
  • Die SPD kam demnach auf 8 bis 8,5 Prozent, während Grüne mit 5,5 Prozent und die FDP mit 5 bis 5,5 Prozent den Einzug in den neuen Landtag knapp schaffen könnten.

Wer wird regieren?

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) will nach der Landtagswahl vom Sonntag erneut eine Regierung bilden. «Der Regierungsauftrag ist ganz eindeutig bei meiner Partei», sagte Ramelow am Abend im Fernsehsender ARD. «Ich werde diesen Auftrag auch annehmen», fügte er hinzu. Die Linke wurde bei der Wahl mit deutlichen Zugewinnen klar stärkste Kraft.

«Ich gehe davon aus, dass es einen klaren Wählerauftrag für Rot-Rot-Grün gibt»
Bodo Ramelow, Ministerpräsident Thüringen

Allerdings dürfte die bisherige rot-rot-grüne Koalition die Mehrheit im Landtag verlieren. Zu möglichen künftigen Bündnissen äusserte sich Ramelow denn auch zunächst vorsichtig. «Da warte ich das amtliche Endergebnis ab», sagte er lediglich. Dann müsse die Partei sehen, wie sie damit umgehen könne.

epa07953002 Minister President of Thuringia Bodo Ramelow (R) of The Left (Die Linke) party casts his ballot next to his wife Germana Alberti vom Hofe (L) during the Thuringia state elections, at a pol ...
Bodo Ramelow mit Ehefrau Germana Alberti vom Hofe.Bild: EPA

Der Ministerpräsident zeigte sich bereit «zu Gesprächen mit allen demokratischen Parteien», liess aber offen, ob es dabei im Falle der CDU auch um eine Regierungszusammenarbeit gehen könnte. Die CDU hatte dies vor der Wahl ausgeschlossen.

«Immerhin haben 76 Prozent der Thüringer die AfD nicht gewählt. Das ist eine deutliche Mehrheit und zeigt, dass in diesem Land gute Arbeit gemacht wird.»

Ramelow verwies auch auf hohe Zustimmungswerte für seine Landesregierung insgesamt, was die Linke gestärkt habe. «Ich bedaure, dass SPD und Grüne es nicht geschafft haben, von dem gleichen positiven Wert zu profitieren», sagte er zu Verlusten seiner bisherigen Koalitionspartner.

Und die AfD?

AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke hat das Abschneiden seiner rechtsnationalistischen Partei als ein deutliches Votum der Wähler gewertet. «Das ist ein klares Zeichen der Thüringer: So geht es nicht weiter», sagte er am Sonntagabend.

Die AfD habe ihr Ergebnis um mehr als 100 Prozent gesteigert, sagte Höcke unter dem Jubel seiner Anhänger in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt. «Die Thüringer haben heute die Wende 2.0 gewählt.» Bei der nächsten Wahl werde die AfD die absolute Mehrheit holen.

Bjoern Hoecke, chairman of the far-right Alternative fuer Deutschland (AfD) in Thuringia and top candidate of the party for the state elections, third of right, celebrates together with supporters aft ...
Die AfD sei auf dem Weg zur gesamtdeutschen Volkspartei: Björn Höcke.Bild: AP

«Fakt ist, die Regierung Ramelow ist abgewählt, und das ist gut für Thüringen», so Höcke mit Bezug auf die bisherige Regierungskoalition zwischen den Linken, der SPD und den Grünen unter Führung von Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke)

So reagiert das Netz

(sda/reu/bal/watson.de)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Rechtspopulisten in Europa
1 / 15
Rechtspopulisten in Europa
Alternative für Deutschland: Die AfD mit ihrem Führungsduo Alice Weidel und Alexander Gauland hat sich in allen deutschen Bundesländern etabliert. Sie wird von den anderen Parteien (noch) gemieden.
quelle: dpa-zentralbild / britta pedersen
Auf Facebook teilenAuf X teilen
SPD-Schulz sorgt für Eklat
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
144 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Kommentar*innen
27.10.2019 18:44registriert Juni 2018
Die AfD hat sich entschieden. Rechtsradikale werden aus der Partei nicht ausgeschlossen. Somit entscheidet sich der/die Wählende ebenfalls. Niemand kann im nachhinein sagen: „Das hab ich nicht gewusst.“ Jede/r der/die AfD wählt muss sich bewusst sein, Rechtsradikale gut zu heissen - auch wenn die wählende Person dieses Gedankengut nicht teilt.
20485
Melden
Zum Kommentar
avatar
s'Paddiesli
27.10.2019 18:13registriert Mai 2017
Wie weit darf/kann Demokratie gehen, wenn es um Rechtsnationalismus geht?
Bis zu einem neuen 3. Reich in neuem modisch aktualisierten Gewand? Wäre ja schliesslich demokratisch gewählt... 🤔
192122
Melden
Zum Kommentar
avatar
Platon
27.10.2019 18:26registriert September 2016
Sehr spannend diese ganze Angelegenheit! Ein Viertel der Wähler wählt AfD, um ein Zeichen zu setzen, bekommt dafür aber vermutlich noch mehr Einheitsbrei serviert. Wie schwammig muss die CDU denn sein, um aktiv für Simbabwe kämpfen zu wollen? Gleichzeitig wird Linke-CDU als mögliche Koalition gehandelt. Für die Linke wohl Segen und Fluch zugleich. Einerseits müsste sich die CDU endlich von ihren SED-Klischees verabschieden und die Linken als das sehen, was sie sind, anständige Sozialdemokraten. Andererseits müsste die Linke aber grosse Zugeständnisse machen, was gefährlich ist.
2511
Melden
Zum Kommentar
144
Das (vermeintlich) Unmögliche geschafft: Jury für Prozess gegen Trump steht

Die Jury für das Schweigegeld-Verfahren gegen Donald Trump steht: Nach rund dreitägigen Befragungen im ersten Strafprozess gegen einen früheren US-Präsidenten einigten sich Staatsanwaltschaft, Verteidigung und der Vorsitzende Richter am Donnerstag auf zwölf Geschworene, wie im Gerichtssaal anwesende Journalisten und Journalistinnen übereinstimmend berichteten. Auch ein Ersatzjuror wurde schon gefunden.

Zur Story