Anfang Oktober sorgte ein Instagram-Video von Gil Ofarim für Aufsehen. Der Sänger beschrieb einen antisemitischen Vorfall, der sich angeblich in einem Leipziger Hotel ereignete. Demnach soll ihm der Check-in verwehrt worden sein, weil er seinen Davidstern um den Hals trug. Ein Mitarbeiter habe ihn aufgefordert, die entsprechende Kette abzunehmen, erst dann könne der 39-Jährige ein Zimmer beziehen. Gegen den besagten Mitarbeiter erstattete er am 12. Oktober Anzeige.
Nun liegen der «Bild» Aufnahmen der Überwachsungskameras aus dem Hotel von eben jenem Abend vor. Die Bilder werfen Fragen auf, denn Ofarims Davidstern ist hier nicht sichtbar. Der Sänger selbst äusserte sich bereits.
Das Video zeigt Ofarim beim Betreten des Hotels, bei einem Gespräch an der Rezeption sowie auch beim Verlassen des Gebäudes. Er trägt eine schwarze Lederjacke offen, darunter ist ein T-Shirt zu erkennen – nicht jedoch der relativ grosse Davidstern, den der gebürtige Münchner später bei Instagram in die Kamera hielt.
Dies sorgt nun für Irritationen, denn nach Ofarims ersten Angaben klang es so, als sei er speziell aufgrund des Davidsterns im Hotel diskriminiert worden. Jemand «aus der Ecke» habe ihm sogar auch zugerufen: «Pack deinen Stern ein!»
Laut «Bild»-Informationen hat die Leipziger Polizei mittlerweile «ernst zu nehmende Zweifel» am ursprünglich geschilderten Ablauf der Situation. Ofarim habe in seiner Vernehmung ausgesagt, er sei sich nicht sicher, ob er die Kette mit dem Davidstern an dem Abend für andere sichtbar trug.
Das Hotelpersonal äusserte im Anschluss, der Rezeptionist habe drei Gäste vorgelassen, woraufhin der Musiker wütend geworden sei. Nach einem «Wortgefecht» sei Ofarim schliesslich gebeten worden, das Hotel zu verlassen.
Gil Ofarim selbst hat schon zu den Aufnahmen der Überwachungskameras Stellung bezogen. Nun gibt er an: «Der Satz, der fiel, kam von hinten. Das heisst, jemand hat mich erkannt. Es geht hier nicht um die Kette. Es geht eigentlich um was viel Grösseres. Da ich oft mit dem Davidstern im Fernsehen zu sehen bin, wurde ich aufgrund dessen beleidigt.»
Weiter erklärt er, er habe erst wenige Tage vor dem Vorfall im Hotel bei der ZDF-Veranstaltung «Happy Birthday, Giora Feidmann» zu Ehren des jüdischen Musikers auf der Bühne gesessen. Zu diesem Anlass habe er die Kette getragen, die er im Übrigen «so gut wie nie» ausziehe. Schliesslich hält er fest:
Derweil laufen die Ermittlungen weiter. Im Raum steht nicht nur die Anzeige von Gil Ofarim, sondern auch eine des beschuldigten Hotelangestellten wegen Verleumdung und Bedrohung. Ein Unbeteiligter wiederum stellte eine weitere Anzeige gegen den Hotelangestellten wegen Volksverhetzung.
(ju)