Wenige Tage nach dem Rücktritt von Martin Winterkorn hat die Staatsanwaltschaft Braunschweig Ermittlungen gegen den langjährigen Vorstandsvorsitzenden von Volkswagen aufgenommen. Das teilte die Behörde am Montag mit. Anlass seien mehrere Strafanzeigen.
Der Schwerpunkt der Ermittlungen liegt auf dem Vorwurf des Betruges durch den Verkauf von Kraftfahrzeugen mit manipulierten Abgaswerten. Es gehe vor allem um die «Klärung der Verantwortlichkeiten».
Eine solche juristische Klärung strebt offenbar auch VW selbst an. Der Staatsanwaltschaft zufolge ging bei ihr auch eine Strafanzeige der Volkswagen AG ein. In dieser werde jedoch kein Beschuldigter genannt. Weitergehenden Auskünfte könnten mit Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen vorerst nicht erteilt werden.
Volkswagen hatte zugegeben, Abgaswerte in den USA mit einer verbotenen Software manipuliert zu haben. Weltweit sollen bis zu 11 Millionen Fahrzeuge mit dieser Software ausgestattet sein. Die VW-Aktie hatte daraufhin drastisch an Wert verloren. Zeitweise büsste der Wolfsburger Konzern fast ein Viertel seines Börsenwerts ein.
Volkswagen drohen zahlreiche Schadensersatzklagen. In den USA sei eine erste Klage von Aktionären anhängig, berichtete das «Handelsblatt» in seiner Onlineausgabe. Ein Pensionsfonds aus Michigan habe diese wohl erste Aktionärsklage auf den Weg gebracht. ADR-Investoren hätten durch die Abgas-Affäre Hunderte Millionen Dollar verloren, so der Klagevorwurf.
Seit Bekanntwerden des Skandals vor anderthalb Wochen hätten die ADR, ähnlich wie die Aktie, fast ein Drittel an Wert verloren. Der Fonds wolle auch andere Aktionäre vertreten und suche nach Unterstützern, berichtete die Zeitung.
VW drohen in den USA zudem milliardenschwere Strafzahlungen. Anwälte argumentieren damit, dass VW die Kunden getäuscht habe. Diese hätten mehr gezahlt, um vermeintlich umweltfreundliche Autos zu fahren. (spon/sda/reu)