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Krefeld: Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Brandstiftung in Zoo

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Die Anteilnahme am Unglücksort ist riesig.Bild: EPA

Feuer-Drama im Affenhaus: Zeugen sahen «hochgefährliche» Fackeln in der Nähe des Zoos

Feuer-Drama im Krefelder Zoo: Ein Brand zerstört in der Silvesternacht im Zoo von Krefeld im Ruhrgebiet das Affenhaus, viele Menschenaffen sind tot. Der Zoo-Direktor trägt Schwarz. Die Ermittler haben wegen der Brandursache einen konkreten Verdacht.
02.01.2020, 07:3002.01.2020, 08:13
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Bei einem der schwersten Zoo-Unglücke der vergangenen Jahrzehnte ist in der Nacht zu Neujahr in Krefeld ein Affenhaus ausgebrannt. Mehr als 30 Tiere starben, darunter viele Menschenaffen. In den Flammen seien fünf Orang-Utans, zwei ältere Flachland-Gorillas, ein Schimpanse und etliche kleinere Affen ums Leben gekommen, sagte der Zoo-Direktor Wolfgang Dressen am Mittwoch. «Es ist der schwerste Tag in der Geschichte des Krefelder Zoos.» Der Brand hinterliess einen Millionenschaden.

Auslöser des um 0.38 Uhr gemeldeten Feuers könnte nach Angaben der Polizei eine Himmelslaterne sein. Mehrere dieser seit 2009 in Deutschland verbotenen Leuchtkörper seien sichergestellt worden, berichtete ein Vertreter der Krefelder Kriminalpolizei. Nach einem Appell an mögliche Verursacher meldeten sich am Nachmittag mehrere Menschen bei der Polizei in Krefeld. Sie seien vernommen worden. Ihre Angaben würden überprüft, teilten die Ermittler mit.

Affenhaus abgebrannt: Über 30 Tiere tot

Video: © CH Media Video Unit / AP

Die Polizei ermittelt derzeit wegen fahrlässiger Brandstiftung. «Zeugen haben Fackeln in der Nähe des Zoos gesehen», sagte der Kriminalbeamte Gerd Hoppmann über Angaben aus der Silvesternacht. Sie seien «hochgefährlich» und könnten einige Kilometer weit fliegen.

Zwei Schimpansen überlebten mit leichten Verletzungen die Feuersbrunst in dem Affenhaus. Die beiden Tiere Bally und Limbo seien narkotisiert und in ein benachbartes Haus gekommen, berichtete der Zoo-Direktor, der zum Zeichen der Trauer schwarze Kleidung trug.

Unter Tränen stellten vor dem Eingang am Mittag zahlreiche Menschen Fotos von Affen auf – bis zum Nachmittag war es eine grosse Menge von Blumen, Kerzen und Stofftieren. Dazu platzierten Zoofreunde Schilder mit Aufschriften wie «Warum» oder «Gestorben für euer Silvestervergnügen». Die Fahnen des Zoos hingen auf halbmast. Auch Notfallseelsorger waren vor Ort. Am Neujahrstag blieb der Tierpark wegen des Unglücks geschlossen: «Unsere Mitarbeiter stehen unter Schock», erklärte der Zoo und warb um Verständnis. Auch am Donnerstag werde man nicht öffnen.

Als die Feuerwehr gut eine halbe Stunde nach Mitternacht zum Gelände kam, sei das Affenhaus schon voll in Flammen gewesen, berichtete der Sprecher der Krefelder Feuerwehr, Kai Günther. Es sei so gross gewesen, «dass uns klar war, dass wir es nicht retten können».

Bei Tageslicht offenbarte sich die ganze Tragödie: Nur noch das Gerippe des im Gewächshausstil erbauten Affentropenhauses steht noch. Die Haltung von Affen soll aber weitergehen, bekräftigten Zoo-Direktor Dressen und Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer (SPD).

Laut einer Sprecherin waren unter den toten Tieren auch kleinere Affen wie goldene Löwenäffchen und Zwergseidenäffchen sowie Flughunde und Vögel. Ein direkt angrenzendes Gehege mit weiteren Gorillas war von den Flammen verschont geblieben. Dort lebt eine junge siebenköpfige Gorillafamilie. Diese Tiere hätten am Mittwoch normal gefressen, sagte eine Mitarbeiterin.

Firefighters stand in front of the burning monkey house at Krefeld Zoo, in Krefeld, Germnay, Wednesday Jan 1, 2020. A fire at a zoo in western Germany killed a large number of animals in the early hou ...
Feuerwehrmänner vor dem verheerenden Feuer im Zoo von Krefeld.Bild: AP

Der vergleichsweise kleine, familienfreundliche Zoo bekam zahlreiche Botschaften via Facebook. «Ein Tag mit einer schwarzen Trauerkante!», schrieb ein Besucher und wünschte den Pflegern und Mitarbeitern eine Menge Kraft, um mit diesem schrecklichen Verlust fertig zu werden. «Wir hatten als Familie seit Jahrzehnten viele schöne Momente im Affenhaus», schrieben andere.

Der Zoo selbst hatte das Unglück auf seiner Facebookseite bekannt gemacht: «Eine unfassbare Tragödie hat uns kurz nach Mitternacht überrollt.» Es gebe bereits zahlreiche Hilfsangebote, etwa aus dem nahen Duisburger Zoo.

Der Zoo hat über 400 000 Besucher im Jahr und 75 Mitarbeiter. Dort leben fast 200 Arten und insgesamt rund 1000 Tiere, darunter so grosse wie Elefanten, Nashörner und Trampeltiere, aber auch Schneeleoparden und Geparde. Das Affentropenhaus wurde im Jahr 1975 eröffnet. Die Grundfläche lag bei 2000 Quadratmetern.

Einen grossen Zoo-Brand, bei dem zahlreiche Tiere ums Leben kamen, gab es in Deutschland zuletzt vor rund neun Jahren in Karlsruhe. Im November 2010 war im Streichelgehege des dortigen Zoos Feuer ausgebrochen, 26 Tiere starben: Alpakas, Zwergziegen, Shetland-Ponys, Zwergesel und Schafe. Vier Elefanten des benachbarten Dickhäuter-Hauses erlitten Verbrennungen. Die Brandursache wurde nie abschliessend geklärt.

(mim/aargauerzeitung.ch)

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31 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Füürtüfäli
02.01.2020 08:53registriert März 2019
«Gestorben für euer Silvestervergnügen»

Das sitzt!
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majortom79
02.01.2020 09:13registriert August 2014
Affenhaltung sollte meiner Meinung nach sowieso nicht mehr erlaubt sein. Diese Tiere sind einfach viel zu intelligent und anspruchsvoll, als das man sie zwingen sollte, ihr gesamtes Leben auf engstem Raum zu verbringen. Nur zur Belustigung von uns Menschen. Es ist somit umso trauriger. Mögen sie in Frieden ruhen...
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Ebony
02.01.2020 09:06registriert Oktober 2018
das isz nicht fahrlässige Brandstiftung, sondern fahrlässige Tötung, aber ja, es waren eben nur '' Tiere''. Und das für egoistisches Silvesterfeuerwerk, als würde der Übergang in das neue Jahr nicht ohne Lärm und Feuerwerk gehen. 😥
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