International
Deutschland

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron relativiert Zwist mit Olaf Scholz

Macron beschwichtigt: «Kein Ärger zwischen Bundeskanzler und mir»

Ungeachtet jüngster Differenzen beim Ukraine-Kurs sieht Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sich nicht in einem Konflikt mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz.
17.03.2024, 04:3817.03.2024, 04:38
Mehr «International»

«Zwischen dem Bundeskanzler und mir hat es nie Ärger gegeben. Wir haben eine sehr grosse Gemeinsamkeit in Bezug auf die Ziele und die Situation», sagte Macron nach dem Berliner Treffen mit Scholz der Zeitung «Le Parisien» (Sonntagausgabe). «Nur die Art und Weise, wie sie übersetzt werden, ist unterschiedlich, weil die strategischen Kulturen unserer Länder verschieden sind.» Deutschland habe eine Kultur grosser Vorsicht und Nichtintervention, während Frankreich über Atomwaffen verfüge und eine Berufsarmee beibehalten und ausgebaut habe.

epa11222573 French President Emmanuel Macron (L) and German Chancellor Olaf Scholz attend a news conference at the Chancellery in Berlin, Germany, 15 March 2024. The leaders of the 'Weimar Triang ...
Das Verhältnis zwischen Emmanuel Macron und Olaf Scholz gilt als kühl und distanziert.Bild: keystone

Das Treffen mit Scholz am Freitag, dem sich ein Dreier-Gespräch mit dem neuen polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk anschloss, war auf eine von Macron organisierte Ukraine-Konferenz vor drei Wochen gefolgt, die in einem Eklat endete. Während Macron das Entsenden von Bodentruppen erstmals öffentlich nicht ausschloss, hatte Scholz ihm in den Tagen darauf mehrfach widersprochen und gesagt, er werde keine Bundeswehrsoldaten in die Ukraine entsenden.

Er habe Scholz daraufhin vor zwei Wochen ein Treffen vorgeschlagen, sagte Macron dem «Parisien». «Ich wollte sehr schnell nach Deutschland kommen, damit keine Debatte über angeblich bestehende strategische Divergenzen entsteht: Es gibt sie nicht.»

In der Frage von Bodentruppen beharrte Macron auch nach dem Gespräch mit Scholz weiter auf seinem Standpunkt. «Vielleicht wird es irgendwann – ich wünsche es nicht, werde es nicht initiieren – notwendig sein, Operationen vor Ort zu haben, wie auch immer sie aussehen mögen, um den russischen Kräften entgegenzuwirken. Die Stärke Frankreichs ist, dass wir das tun können», sagte der Präsident. «Unsere Pflicht ist es, uns auf alle Szenarien vorzubereiten.» Es wäre ein Fehler, dies nicht zu tun. «Ich bin übrigens davon überzeugt, dass in einigen dieser Szenarien jeder, der mit seinem Modell dazu in der Lage ist, seine Verantwortung übernehmen würde.»

Wie Macron der Pariser Zeitung sagte, dürfe der Westen sich nicht von Russlands Präsident Wladimir Putin bang machen lassen. «Putin pflegt einen Diskurs der Angst. Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen, denn wir haben es nicht mit einer Grossmacht zu tun», meinte Macron. Trotz Differenzen hatten Deutschland, Frankreich und Polen nach dem Dreier-Gipfel in Berlin ihren Zusammenhalt bei der Unterstützung der Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland beschworen. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
7 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
7
    Papst mahnt zu Einigkeit und rügt ungezügelten Kapitalismus

    Der neue Papst Leo XIV. hat die feierliche Messe zu seiner Amtseinführung zu deutlicher Kritik am Kapitalismus genutzt. In seiner ersten Predigt vor etwa 150'000 Menschen auf dem Petersplatz beklagte das neue Oberhaupt der katholischen Kirche, die Ärmsten der Welt dürften nicht noch weiter an den Rand gedrängt werden. Zugleich mahnte er zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit Natur und Umwelt.

    Zur Story