Niclas Matthei ist 18-jährig, kommt aus Gräfenhainichen im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt und besitzt ein Velo mit einem laminierten Schild, das mit «POLIZFI» beschriftet ist.
Sein selbst gewählter Spitzname: der Anzeigenhauptmeister.
Sein Hobby: das Anzeigen von Parksündern.
Sein Ziel: Mindestens einen Verstoss in jeder deutschen Gemeinde anzuschwärzen, wie er in einem Dokfilm von «Spiegel TV» erklärt. Die Journalisten begleiteten den Ostdeutschen auf seinen Patrouillen – und landeten damit auf Youtube einen Hit. Fast eine Million sahen den Film seit Release am Mittwoch (Stand: Donnerstagmorgen).
Matthei ist richtig gut in seinem Hobby – oder zumindest effizient. Letztes Jahr schrieb er 4247 Anzeigen. In seiner Jahresstatistik schreibt er dazu: «Die bundesweite Gesamtsumme an Buss- und Verwarngeldeinnahmen durch meine Anzeigen beträgt entsprechend dem Bussgeldkatalog 140'995 Euro.» Ob seine Anzeigen tatsächlich auch immer zu Bussen führen, ist nicht bekannt. Er meldet die Verstösse über ein Anzeigenportal für Falschparker im Netz.
Die können doch aber Stolz auf ihn sein: pic.twitter.com/OumWshYa6T
— suzzizo (@suzzizo) February 28, 2024
Dank Deutschland-Ticket ist der 18-Jährige auch in anderen Bundesländern unterwegs. Während der Zugfahrt meint der Spiegel-Journalist: «Sie sind ein Denunziant.» Matthei antwortet:
Findet er das nicht schlimm?
MOOOOMENT, liebe Anja!
— suzzizo (@suzzizo) February 28, 2024
DAS kann ich dir erklären: pic.twitter.com/hFdNhZKeAi
Der Journalist will von Matthei wissen, was seine Motivation sei. Der 18-Jährige führt aus:
In einer anderen Szene meldet Matthei ein Auto, das in Fahrtrichtung links parkierte. «Macht 15 Euro», so der «Anzeigenhauptmeister». Der Journalist fragt nochmals: «Aber warum machen Sie das, das stört doch niemanden?!» Matthei antwortet:
In Buxtehude südwestlich von Hamburg gerät Matthei mit einem Anwalt aneinander. Der Anzeigenhauptmeister fotografiert dessen Lieferwagen, der auf einem Trottoir parkiert ist. Für den Anwalt unverständlich: Er habe nur rasch angehalten, um Sachen vom Auto ins Büro zu bringen. Wenige Meter trennen Auto von Tür.
Der Anwalt will, dass Matthei die Polizei ruft. Der willigt prompt ein. Während sie auf den Streifenwagen warten, erkundigt sich der Mann nach Mattheis «POLIZFI»-Schild und wittert Amtsanmassung.
Vor den Polizisten rechtfertigt sich der Anzeigenhauptmeister: «Das ist ein selbstkreiertes Wort». Der Polizist gibt recht: «Da steht ja nicht ‹POLIZEI›.» Der Journalist fragt: «Ist das keine Amtsanmassung?» – «Überhaupt nicht», antwortet der Polizist. Der Fall scheint geklärt, die Ordnungshüter sind auf dem Absprung. Zum Abschied rät Matthei den Polizisten, mal wieder das Nummernschild ihres Streifenwagens zu putzen. «Wenns nicht mehr lesbar ist, kostet das.»
Mooooment, Miró! Das kann ich erklären. 🥹 pic.twitter.com/ya2aTFQMLl
— suzzizo (@suzzizo) February 28, 2024
Nächste Szene. Vor einem Geschäft befindet sich eine sieben Meter lange Ladezone. Ein Schild weist auf ein Halteverbot hin. Und siehe da: Ein Auto steht verdächtig nahe am Schild. Matthei packt den Meter aus.
Journalist: Muss der Autofahrer einen Zollstock dabei haben?
Matthei: Muss er nicht. Er muss nur gut schätzen können. Hier in dem Fall hat er sich verschätzt.
Journalist: Und was kostet das Verschätzen?
Matthei: Das kostet den jetzt 25 Euro. Der steht ca. einen Meter im absoluten Halteverbot.
Journalist: Ist das nicht ein bisschen kleinlich?
Matthei: Ja. Aber Gesetz ist halt Gesetz.
Es verwundert nicht, dass Matthei mit seinem Bünzlitum die Leute auf die Palme bringt. Das Wort Denunziant hört er oft, die mutmasslichen Falschparker reagieren oft mit Unverständnis auf Mattheis Kleinlichkeit. Für seine Facebook-Posts erntet er regelmässig beleidigende Kommentare.
Auch während der Reportage gibt's wütende Reaktionen. Während Matthei dem Journalisten demonstriert, wie ein Auto auf dem Trottoir ihn behindert, kommt die Halterin des Fahrzeuges herausgestürmt. «Willst du dir nicht mal Arbeit suchen?», fährt sie ihn an.
Er weist sie darauf hin, dass sie problemlos auf der Strasse parkieren könnte. «Hallooo, hackt's, Alter?», antwortet die Zurechtgewiesene. Ein weiterer Anwohner ruft aus dem Fenster: «Mach dich ab, du Vogel!» Mattheis antwortet lapidar:
An den Anzeigen wegen Parkvergehen verdient Mattheis nichts, anders sieht es bei Beleidungen aus. Der Anzeigenhauptmeister erklärt:
Das heisst? «Da gibt's vielleicht mal fuffzig, mal hundert Euro.»
(jaw)
Und wie er sich ernsthaft als "Anzeigenhauptmeister Matthei" bei der Polizei vorstellt... unglaublich
Der muss doch eingesperrt werden... zu seinem Schutz
Dabei hätte ich so ein schönes Hobby haben können.