Italien will Winterzeit abschaffen – EU droht ein Zeit-Chaos
Seit 1966 dreht Italien im Frühjahr und Herbst an der Uhr – damals, um Energie zu sparen. Jetzt könnte dieses Ritual bald Geschichte sein. Das Parlament prüft erstmals, ob eine dauerhafte Sommerzeit eingeführt werden soll.
Am Montag startet in Rom der parlamentarische Prozess, der die Winterzeit in Italien kippen könnte. 352'000 Menschen haben sich für die Initiative eingesetzt – ein deutliches Signal für eine ganzjährige Sommerzeit.
Ganz neu ist die Diskussion nicht. 2018 fragte die EU ihre Bürgerinnen und Bürger, was sie wollen: 4,6 Millionen machten bei der Umfrage mit, 84 Prozent wollten die Abschaffung der halbjährlichen Zeitumstellung. 2019 entschied das EU-Parlament, dass jedes Land selbst festlegen darf, ob es jeweils auf die Sommer- oder Winterzeit umstellt. Passiert ist seitdem praktisch nichts.
Italien prescht bei Zeitumstellung vor – und Brüssel schaut zu
Der Südtiroler EU-Abgeordnete Herbert Dorfmann bewertet den Schritt positiv, berichtet «Rai News»: «Wenn Italien nun diesen Prozess startet – und hoffentlich andere Staaten mitzieht –, dann ist das gut so.»
Gleichzeitig warnt er vor einem europäischen Durcheinander:
Dorfmann selbst hat eine klare Meinung:
Während in Deutschland und Österreich heftig über die Zeitfrage diskutiert wird, ist das Thema in vielen anderen EU-Ländern eher eine Randnotiz.
Wissenschaft warnt vor dauerhafter Sommerzeit
Doch während Politik und viele Bürgerinnen und Bürger auf die Sommerzeit setzen, bremst die Wissenschaft. Neurologin und Schlafforscherin Viola Gschliesser vom Krankenhaus Brixen sagt laut «Rai News», unser Körper sei klar auf die Normalzeit abgestimmt – also auf die Winterzeit:
Hinter dem Vorstoss sieht sie wirtschaftliche Motive:
Für Fachpersonen aus der Schlafforschung wäre die dauerhafte Normalzeit daher die eindeutig gesündere Variante.
