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Wie Google Maps genutzt wird, um Putins Zensur zu umgehen

Wie Google Maps genutzt wird, um Putins Zensur zu umgehen

Putin rechtfertigt seinen Einmarsch in die Ukraine mit Lügen, die er über Staatsmedien unter der Bevölkerung verbreitet. Andere Meinungen werden nicht zugelassen und zensiert. Doch Anonymous hat mit Google Maps ein Schlupfloch gefunden, um die russische Bevölkerung aufzuklären.
01.03.2022, 07:4801.03.2022, 14:02
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Anonymous rief gestern auf Twitter zu einer aussergewöhnlichen Aktion auf:

«Geh auf Google Maps. Gehe nach Russland. Finde ein Restaurant oder eine Firma und schreib eine Bewertung. Wenn du die Bewertung schreibst, erkläre, was in der Ukraine los ist.»

Die Idee dahinter ist simpel: Das russische Volk soll abseits aller russischer Propaganda und Zensur darüber aufgeklärt werden, was wirklich in der Ukraine passiert. Google Maps stellt sich dabei als hilfreich heraus, da dieses nicht von Kremlchef Wladimir Putin zensuriert werden kann.

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Tausende von Menschen folgten dem Aufruf und überfluteten Restaurants in Moskau mit Bewertungen, welche auf die Situation in der Ukraine aufmerksam machten.

Eine Mehrzahl der Beiträge ist auf Russisch. Anonymous hat direkt nach dem Aufruf eine russische Textvorlage gepostet, die für eine Bewertung verwendet werden kann:

«Das Essen war super! Leider hat uns Putin mit dem Einfall in die Ukraine den Appetit verdorben. Lehnt euch gegen euren Diktator auf, hört auf, unschuldige Menschen zu töten! Eure Regierung lügt euch an. Steht auf!»

Anonymous empfahl eine 5-Stern-Bewertung abzugeben – ausser wenn es sich um ein staatliches Unternehmen handle.

Auf den ersten Blick sind die Bewertungen eventuell nicht sofort ersichtlich, da die neusten Beiträge nicht zwingend zuoberst angezeigt werden. Sortiert man sie allerdings nach den neusten Beiträgen, sieht man, wie viele Bewertungen in den letzten Stunden geschrieben worden sind. Achtung: Einige Beiträge beinhalten Bilder von toten Soldaten und Zivilisten.

Google Reviews für russische Restaurants, um die Bürger über den Ukraine Krieg aufzuklären
Bild: screenshot google maps

Eine Person mit dem User-Namen «Start Believing» schrieb:

«Hallo Bürger Russlands! Das ist eine Not-Meldung. Eure Söhne, Brüder, Freunde werden gewaltsam in die Ukraine entsandt, wo sie in das Land unschuldiger Zivilisten einfallen. Das ist keine Rettungsmission. Eure Medien lügen euch an. Unschuldige Menschen sterben. Russische Soldaten werden dazu gezwungen, unschuldige Menschen zu bombardieren und zu erschiessen. Bitte verbreitetet diese Nachricht. Wir wissen nicht, wie wir euch sonst erreichen sollen. Protestiert und helft unseren und euren Leuten. Letztendlich sind wir Brüder. Danke.»

Der Aufruf inspirierte auch andere Leute zu kreativen Ideen. So schlug eine Person vor, Tinder für die Verbreitung von Informationen zu nutzen. Man könne im Profilbeschrieb die entsprechenden Informationen hinschreiben und dann Russland als aktuellen Standort angeben. Diesen könne man dann stündlich innerhalb Russlands wechseln.

(saw)

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Krieg in der Ukraine
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Krieg in der Ukraine
Weltweit demonstrieren Menschen für Frieden, hier Washington (USA), 26.02.2022. (EPA/WILL OLIVER)
quelle: keystone / will oliver
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56 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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techiesg
01.03.2022 08:01registriert März 2018
Ja - für Zaren, Despoten, Herrscher, Unterdrücker ist es mit den "neuen Medien" nicht mehr einfach. Da plappert einem die ganze Welt drein.
Klasse Aktion!
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skater83
01.03.2022 08:01registriert November 2018
Wären da nicht diese Atomwaffen, könnte das einer der ersten Kriege sein, welcher durch die Macht der schieren Masse von Zivilisten signifikant beeinflusst wird...
(andererseits auch durch die nach und nach sichtbar werdende Macht der Techgiganten...)
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MeinSenf
01.03.2022 08:10registriert April 2016
Tja, lieber Putin, Google möchte man nicht zum Feind haben😉
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