Die Unterstützung von Apple werde nicht mehr gebraucht, hiess es in Gerichtsunterlagen, die am Montag publik wurden. Die US-Behörden hatten bereits vergangene Woche mitgeteilt, dass ihnen ein Weg dazu vorgeschlagen worden sei. Was die Ermittler auf dem iPhone fanden, war zunächst unklar.
Wer der Helfer ist und wie die Methode funktioniert, wurde bisher ebenfalls nicht bekannt. Theoretisch könnte es sein, dass die Ermittler einen Hinweis auf das Passwort bekamen. Die Mitteilung von vergangener Woche legte allerdings nahe, dass es um eine technische Lösung handelt.
Die Spekulationen von Experten gingen von einer Schwachstelle in Apples Software bis hin zu einem komplexen Verfahren, bei dem das Telefon geöffnet und der Speicherinhalt auf einen anderen Datenträger kopiert wird.
Laut einem unbestätigten Bericht der Zeitung «Yedioth Ahronoth» soll die Hilfe von der israelischen Firma Cellebrite kommen. Das Unternehmen ist darauf spezialisiert, Daten aus mobilen Geräten herauszuholen.
Apple wurde Mitte Februar von der Richterin im Verfahren angewiesen, dem FBI beim Entsperren eines iPhones 5C zu helfen, das von dem Attentäter von San Bernardino genutzt worden war. In der kalifornischen Stadt hatten er und seine Frau 14 Menschen getötet. Das Paar, das die Terrororganisation «Islamischer Staat» («IS») unterstützt haben soll, starb bei einer Schiesserei mit der Polizei.
Die Behörden betonten in den vergangenen Wochen immer wieder, dass sie nicht ohne Hilfe von Apple an die Daten im Telefon herankommen könnten. Sie wollten vor allem, dass Apple per Software-Eingriff die Funktion aushebelt, die den Speicherinhalt eines Telefons löscht, wenn zehn Mal ein falsches Passwort eingegeben wird.
Apple wehrte sich vehement dagegen und argumentierte, durch ein solches Programm würde die Datensicherheit für alle Nutzer geschwächt.
Der Konzern störte sich zudem daran, dass die Regierung als rechtliche Grundlage für ihre Forderungen den «All Writs Act» von 1789 vorbrachte – ein Gesetz, das Richter grundsätzlich bevollmächtigt, nötige Massnahmen zu verfügen. Apple warnte, mit einem solchen Präzedenzfall könne die Tür für eine weitreichende Überwachung elektronischer Geräte geöffnet werden.
Das Justizministerium entgegnete, es gehe nur um dieses eine iPhone. Der Staatsanwalt von Manhattan, Cyrus Vance Jr., beklagte sich vor kurzem aber, dass allein in seiner Behörde in mehr als 175 Fällen nicht entsperrbare iPhones die Ermittlungen behinderten.
In New York läuft schon seit Monaten ein ähnliches Verfahren, in dem sich der Richter auf die Seite von Apple stellte. Die grosse Debatte um die Auswirkungen von Verschlüsselung auf Ermittlungen ist also mit dem Ende des Verfahrens in Kalifornien keineswegs vorbei.
Sollten die Ermittler dank einer Sicherheitslücke in Apples Software an die Daten im iPhone des Attentäters herangekommen sein, müssten sie die dabei verwendete Methode unter Umständen dem Konzern offenlegen.
Nach US-Recht entscheidet ein Regierungsgremium, ob solche Schwachstellen geheim gehalten und von den Behörden ausgenutzt werden können – oder zur Sicherheit der Nutzer die betroffenen Anbieter informiert werden sollten. Diese Abwägungsprozedur heisst «Equities Review».
(cma/sda/dpa/afp)