Trump kehrt ins Weisse Haus zurück. Nach einer dreitägigen Krankenhausbehandlung wurde er am Montagabend von einem Hubschrauber nach Washington gebracht. Seine Rückkehr inszenierte er als Akt der Stärke. In einem Video, das er auf Twitter veröffentlichte, feiert er sich als Held, der das Coronavirus besiegt hat. «Lasst euch nicht vom Virus dominieren, fürchtet euch nicht davor. Ihr werdet es besiegen», so der Präsident.
Während ihn seine Fans wie immer abfeiern, stösst sein Video bei Kritikern sauer auf. Trump scheint indessen so unbeirrbar wie zuvor und hat bereits bekannt gegeben, dass er das zweite TV-Duell gegen Joe Biden absolvieren wolle.
Diese Szenen sind uns nach Trumps Rückkehr aufgefallen:
Der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden nahm am Montagabend in Miami an einer Wahlkampfveranstaltung teil. Auf der Bühne sagte er, er hoffe, dass Trump nun die richtigen Lektionen aus seiner Erkrankung gelernt habe: Dass Masken Leben retten.
I would hope that the President having gone through what he went through will communicate the right lesson to the American people: Masks matter. They save lives. pic.twitter.com/Hc8lovKEwB
— Joe Biden (@JoeBiden) October 6, 2020
Dass dem nicht so ist, zeigte Trump just bei seiner Rückkehr im Weissen Haus. Kaum angekommen, zog er sich vor laufenden Kameras die Maske vom Gesicht. Später twitterte Biden folgendes Bild mit der simplen Überschrift: Tragt eine Maske.
Wear a mask. pic.twitter.com/TSuLuzAXEB
— Joe Biden (@JoeBiden) October 6, 2020
Ein Reporter des US-Nachrichtensenders CNN kommentierte die Rückkehr von Trump so: «Ein mit starken Medikamenten behandelter Präsident kommt aus seiner VIP-Krankenhausblase und inszeniert ein bizarres Comeback im Weissen Haus. Inklusive einer unverantwortlichen Maskenentfernung und einer rücksichtslosen Verkündigung, als ob man sich vor Covid-19 nicht fürchten müsste.»
A strongly medicated President Trump bolted from his VIP hospital bubble, staging a bizarre White House comeback that included an irresponsible mask removal and a reckless pronouncement there is nothing to fear from Covid-19 | Analysis by @StCollinson https://t.co/M7WSjjjWbq
— CNN (@CNN) October 6, 2020
Angesichts der vielen Toten in den USA sehen es viele als Hohn, wie leichtfertig Trump mit dem Coronavirus umgeht. Auf Twitter schreibt ein Professor der Universität Georgetown: «Republikaner verlautbaren jetzt, dass Trump Covid bekämpft hat, während 210'000 Menschen tot sind und das Virus noch immer nicht unter Kontrolle ist. Das illustriert perfekt, dass es nicht darum geht, sich um das Land zu kümmern, sondern einzig ein Personenkult ist, der in einer Sackgasse endet.»
The GOP messaging that "Trump beat COVID" while 210K people are dead and the virus is still not under control perfectly illustrates the point that none of this is about taking care of the country; its a dead-end personal cult. pic.twitter.com/vXjebROHqK
— Don Moynihan (@donmoyn) October 6, 2020
Bereits der Auftritt von Trump bei seiner Rückkehr zeigte, wie der Präsident nun aus seiner Covid-Infizierung Profit zu schlagen versucht. Er fühle sich besser als vor 20 Jahren, liess er verlautbaren. Wie um das zu beweisen, setzte er noch in der Nacht auf Montag innerhalb von einer Stunde 18 Tweets ab.
Besonders skurril ist der Auftritt einer Trump-Kampagnenleiterin auf Fox News. Sie sagte, Trump wisse nun mehr über das Coronavirus als sein Kontrahent Biden. Dieser habe keine Erfahrung damit, wie man das Virus bekämpfe.
"He has experience now fighting the coronavirus ... those first-hand experiences, Joe Biden doesn't have those" -- Trump campaign spokesperson @ErinMPerrine attacks Joe Biden for not getting coronavirus pic.twitter.com/wRMGOVUpc1
— Aaron Rupar (@atrupar) October 5, 2020
Ins gleiche Horn bläst eine Journalistin der Trump-nahen New York Post. In einer Kolumne schreibt sie, das Coronavirus zeige, wie mutig Trump sei. Er habe sich während der Pandemie nicht so wie Joe Biden in einem Keller versteckt.
Column’s up: If President Trump had spent the pandemic hiding in a basement like Joe Biden it would have been disastrous for America. https://t.co/sGsh4vJBkp
— Miranda Devine (@mirandadevine) October 5, 2020
Trump hat bereits angekündigt, dass er bei der zweiten TV-Debatte gegen Joe Biden antreten wolle. Am kommenden Mittwoch kommt es vorerst zum Duell zwischen Vizepräsident Mike Pence und Bidens Vize-Kandidatin Kamala Harris in Salt Lake City im Bundesstaat Utah an. Die nächste Debatte zwischen Trump und Biden soll laut Plan dann am 15. Oktober stattfinden.
Der Debatte im Weg stehen könnten allerdings verschärfte Regeln für die Gäste und die Kandidaten auf der Bühne selbst. Nachdem Trump bei der ersten Debatte den Moderator Chris Wallace und seinen Kontrahenten Biden immer wieder unterbrochen hatte, wird darüber nachgedacht, dass bei der nächsten Debatte Trump das Mikrofon abgedreht werden solle, wenn er nicht gerade das Wort hat.
Richtig sauer ist Chris Wallace auch auf die Familie von Trump. Dem Fox News Moderator war in einem Interview der Ärger deutlich anzuhören, darüber dass sich die Entourage des Präsidenten bei der ersten TV-Debatte nicht an die Regeln gehalten habe. Im Publikumssaal habe eine Maskenpflicht bestanden. Trumps Familie habe diese nicht beachtet. Ein nächstes Mal könne man das nicht tolerieren.
Wie die Soldaten, die sich gefangen nehmen lassen oder fallen (egal ob Verdun oder Vietnam).
Na also! Geht doch!