Donald Trump wurde gewählt, weil die Amerikaner die tiefen Eierpreise zurückhaben wollten. Weil sie die Amtsinhaber Joe Biden und Kamala Harris für die hohe Inflation bestrafen wollten. Und weil Trump ihnen versprochen hatte, die Preise wieder zu senken und die alte Kaufkraft wiederherzustellen. Im Nu. Dieses Versprechen hat er nun auf besonders fiese Weise gebrochen.
Die Inflation, die Trump zu besiegen versprach, war ein globales Phänomen, eine späte Folge von Corona. Sie kam und ging mit dem Virus. Der damalige US-Präsident Joe Biden konnte wenig dafür, seine Vizepräsidentin Kamala Harris nichts. Trump hätte wenig mehr dagegen tun können, als abzuwarten. Abzuwarten, bis die Inflation verschwindet, die Löhne steigen und so die frühere Kaufkraft wiederhergestellt wird.
Stattdessen macht Trump nun den umgekehrten Robin Hood. Er gibt den Reichen und nimmt dafür von den Armen und vom Mittelstand. Statt deren Kaufkraft wiederherzustellen, senkt er sie eigenhändig und mit voller Absicht. Vor allem, aber nicht nur, tut er dies mit seinen rekordhohen Zöllen sowie mit seinem Steuergesetz, der «one big beautiful bill».
Trump gibt den Reichen. Sein schönes Gesetz ist vor allem für sie schön, denn sie müssen weniger Steuern zahlen. Die reichsten 10 Prozent werden jährlich um die 10’000 Dollar mehr Einkommen haben, die reichsten 1 Prozent um die 30’000 Dollar und die allerreichsten 0,1 Prozent um die 100’000 Dollar mehr.
Der Trump-Robin-Hood nimmt vom Mittelstand. Mit seinem schönen Gesetz gibt er zwar den mittleren 10 Prozent jährlich 500 Dollar durch tiefere Steuern. Doch mit seinen Zöllen nimmt er ihnen ein Vielfaches dessen weg. Und nochmals Tausende von Dollar, indem er irrwitzig viel Schulden macht und so die Zinskosten für Häuser oder Autos hochtreibt.
Und Trump nimmt den ärmsten 10 Prozent jedes Jahr rund 2600 Dollar oder 6,6 Prozent ihres Einkommens weg. Bis zu 16 Millionen Menschen die Krankenversicherung. Als Folge davon bis zu 140’000 Menschen gar ihr Leben. Bis zu 5 Millionen Erwachsenen und schätzungsweise einer Million Kindern ganz oder zur Hälfte ihre Lebensmittelmarken.
Trump schadet Millionen von Amerikanern. Die Wähler hätten es wissen können. Schon in seiner ersten Amtszeit halfen seine Steuersenkungen vor allem den Superreichen. Auch sonst ist Trump ständig dabei, mit seinen Fans gutes Geld zu verdienen: Trump-Steaks, Trump-Schuhe, Trump-Bibeln, Trump-Memes, Trump-Coins, Trump-irgendetwas ... Der Starökonom Paul Krugman sagt dazu: «Es war schon immer sein persönlicher Stil, den kleinen Mann zu bescheissen.»
Wird Trump dieses Mal einen politischen Preis dafür zahlen müssen? Die nächste grosse Chance, ihn abzustrafen, hätten die Amerikaner bei den Zwischenwahlen 2026. Sie könnten den Demokraten eine Mehrheit im Senat geben, im Repräsentantenhaus oder gleich in beiden Kammern des Parlaments. Trump wäre dann zu einem Dasein als lahme Ente verdammt.
Das wollte auch Ökonom Krugman vom Datenanalysten David Nir wissen. Nir ist auf Wahlen spezialisiert, die ausserhalb des regulären Zyklus stattfinden. Wenn zum Beispiel nach einem Todesfall ein Amt neu besetzt oder über irgendein Thema abgestimmt wird. Sonderwahlen haben in der Vergangenheit gut vorweggenommen, wie Zwischenwahlen ausgehen.
An sich ist das überraschend. Denn an Sonderwahlen nehmen nicht alle teil, eher nur gut informierte Menschen, die überhaupt von der Wahl wissen. Doch Sonderwahlen haben einen grossen Vorteil: Es sind nicht bloss Umfragen, sondern echte Wahlen. Menschen sitzen nicht wie bei Umfragen bloss am Computer und setzen nebenbei ein paar lästige Klicks. Sie gehen richtig wählen. Wohl deshalb bilden sie die Stimmung im Land meistens recht gut ab.
Seit Trumps Wiederwahl gab es bisher 30 Sonderwahlen. Die Demokraten waren dabei ungewöhnlich erfolgreich. Viel erfolgreicher, als es die jeweiligen Umstände erwarten liessen. So finden beispielsweise Wahlen in ländlichen Bezirken statt, in denen die Demokraten immer verlieren – aber bei der letzten Sonderwahl viel knapper als sonst. In Städten, in denen sie bisher ohnehin immer gewonnen hatten, war der Vorsprung noch grösser. Alles in allem lagen die Demokraten so um durchschnittlich 16 Prozentpunkte über ihren normalerweise zu erwartenden Ergebnissen. Das ist sehr viel.
Es wäre genug, um 2026 das Repräsentantenhaus zurückzuerobern, also eine Kammer des Parlaments. In den Sonderwahlen der Jahre 2017 und 2018 lagen die Demokraten um 10 Prozentpunkte über den Erwartungen – also um weniger als heute – und triumphierten in der Zwischenwahl. Sie eroberten 40 neue Sitze und damit die Mehrheit im Repräsentantenhaus. Im Senat hängt der Ausgang mehr von einzelnen Kandidaten ab. Aber die Demokraten sind in den Sonderwahlen dermassen überlegen, dass sonst unerreichbare Sitze es nicht mehr sind.
Auch in den Sonderwahlen vor der 2024-Präsidentschaftswahl waren die Demokraten sehr erfolgreich. Gut informierte und verdienende Menschen wählten sie, um die Demokratie oder das Recht auf Abtreibung zu verteidigen. Kamala Harris schien gute Chancen auf die Präsidentschaft zu haben.
Doch zu Präsidentschaftswahlen kommen mehr und andere Menschen als zu Zwischenwahlen: schlechter informierte und weniger gut verdienende. Und diese Menschen glaubten Trump und seinem grandiosen Versprechen, er werde die Inflation besiegen und die Preise wieder senken.
Harris hätte mit grossem Vorsprung gesiegt, wenn nur gut informierte Menschen zur Präsidentschaftswahl gekommen wären. Wobei damit gemeint ist, dass sie einmal im Monat die TV-Nachrichten anschauen. Stattdessen wurde sie für die hohen Preise abgestraft, für die sie nichts konnte.
Doch für die Zwischenwahlen 2026 dürften die Sonderwahlen wieder richtig liegen.
Die nächsten grossen Wahlen sind die Zwischenwahlen von 2026. Bei diesen werden die schlecht informierten Wähler vermehrt zu Hause bleiben. Mehr Gewicht haben werden Wähler, die besser ausgebildet und informiert sind, die mehr Geld verdienen und zuverlässiger wählen. Das war schon immer so. Neu ist jedoch, dass diese Wähler nicht länger vorwiegend Republikaner sind. Vor Trumps politischem Aufstieg waren sie dies noch. Heute wählen diese Menschen eher Demokraten. Das hängt mit dem Wandel der Parteien zusammen.
Früher vertraten die Republikaner die Oberschicht, die in ihren Country-Clubs zusammenkam; die Demokraten die Arbeiterklasse, die ihre Brotbüchsen zur Baustelle mitbrachte. Dieser Klassenunterschied zeigte sich auch im Repräsentantenhaus, so das «Wall Street Journal». Die Republikaner waren früher in reichen Wahlkreisen stärker, die Demokraten in armen. Dann kam Trump.
Die Parteien tauschten die Plätze. Die Republikaner stellen heute in mehr als der Hälfte der ärmsten Wahlkreise den Abgeordneten. Die Demokraten in mehr als der Hälfte der reichsten. Die Republikaner sind die neue Partei der Arbeiterklasse. Die Demokraten vertreten gut bezahlte Berufsleute. Starbucks statt Brotbüchse.
Und diese Starbucks-Demokraten wählen fleissig an den Sonderwahlen – und werden es laut Experte Nir auch an den Zwischenwahlen tun.
Trump wurde von der Arbeiterklasse gewählt, von den sogenannten einfachen Leuten. Jetzt erhöht er ihnen die Steuern, belastet sie mit Zöllen, nimmt ihnen die Krankenversicherung, nimmt ihnen die Lebensmittelmarken. Aber werden sie dennoch zu ihm halten, auch in den Zwischenwahlen von 2026? Seine Fans wählen ihn, er verrät sie – und sie unterstützen ihn dennoch wieder? Vielleicht weil sie gar nicht wissen, wer ihnen die Krankenversicherung genommen hat?
Nir hält dies für wenig wahrscheinlich. In Umfragen geben heute schon 75 Prozent der Menschen an, sie hätten von Trumps schönem Gesetz gehört. Auch ist das Gesetz heute schon sehr unbeliebt. Und die Demokraten haben erst begonnen, es für ihre Kampagnen zu nutzen. Manche wissen, wie Elon Musk, der reichste Mensch der Welt, das Gesetz genannt hat: «gross, dumm, hässlich».
Und Nir fügt noch ein Argument an: Was immer die Menschen wissen oder was Trump ihnen erzählt – Millionen werden harte Rückschläge erleiden, während er und seine Republikaner an der Macht gewesen sind. Nir sagt: «Das allein wird ein riesiges Problem sein.» Die Wähler hätten Biden und Harris für die hohe Inflation abgestraft – ein Problem, das sie nicht verursacht hätten, aber auf ihre Amtszeit fiel. «Dann werden sie auch Trump abstrafen für Probleme, die nicht nur auf seine Amtszeit fallen, sondern die er eigenhändig verursacht hat.»
Schon gewusst: die Ausländer essen unsere Katzen und Hunde - wähle Faschos.
Sache erledigt.
Traurig aber wahr. In der CH etwas weniger krass, aber funktioniert ähnlich.
Trump vor der Wahl: "Die Client Liste wird am 1. Tag nach meiner Wahl veröffentlicht!"
Trump Tag 30 nach der Wahl: "Wir brauchen mehr Zeit um die Liste zu analysieren."
Trump Monat 7 nach der Wahl: "Liste? Welche Liste?"