Es sind zwei auf den ersten Blick unverdächtige Bilder, die sich gerade bei Twitter rasant verbreiten. Das eine zeigt eine Abschlussklasse mit Praktikanten im Weissen Haus der Obama-Regierung – das andere eine ähnliche Abschlussklasse unter der Trump-Regierung.
Schon beim zweiten Blick fällt auf: Der Anteil Schwarzer und People of Colour in der einen Aufnahme geht gegen null (am linken Rand der Aufnahme aus dem Trump-Weissen-Haus sind zwei PoC zu erkennen) – während in der anderen das Verhältnis zwischen Weissen und Schwarzen/PoC ungefähr gleich ist.
A tale of two Presidential intern pics. pic.twitter.com/I2jvqmZ9eE
— Fernand R. Amandi (@AmandiOnAir) June 9, 2020
Die Aufnahmen und auch deren Gegenüberstellung sind nicht neu. 2018 schon hatte der US-Diplomat James Costos einen ähnlichen Tweet abgesetzt. Auch der Vorwurf, die Trump-Regierung sei «farbenblind» wird in beiden Tweets erhoben.
Presidential White House Interns in 2014 & 2018. Obama White House color brave...Trump White House color blind. pic.twitter.com/BoMCDMFuPp
— James Costos 🇺🇸 (@JamesCostos) March 31, 2018
Neu ist hingegen die Verbreitung, die diese Gegenüberstellung erfährt. Costos Tweet brachte es in mehr als zwei Jahren auf 1586 Likes und 850 Retweets. Fernand R. Amandi hingegen schaffte schon innerhalb eines Tages 155'000 Retweets und fast eine halbe Million Likes.
Es zeigt sich: Die USA reden aktuell – noch immer unter dem Eindruck des Tods von George Floyd – offenbar noch mehr über Rassismus und Ungleichbehandlung von Weissen und Schwarzen/PoC, als das 2018 der Fall war.
Auch die Reaktionen unter dem Tweet Amandis sprechen in dieser Hinsicht Bände. User kommentierten ihrerseits Bild-Gegenüberstellungen darunter. Auf einer ist US-Präsident Barack Obama zu sehen, wie er Hand in Hand mit seiner Familie einen Protestmarsch anführt, während Trump alleine und umringt von Sicherheitskräften gezeigt wird.
A Tale of Two Presidents pic.twitter.com/tW4GAyR4T4
— Diogenes of Chloroqine (@DiogenesLamp0) June 9, 2020
Die Kritik bei Amandi und den anderen Nutzern aus seiner Twitter-Blase scheint einhellig: Obama war Präsident aller US-Bürger – Trump ist vor allem sein eigener Präsident.
Diese Kritik teilen freilich nicht alle US-Amerikaner. Bei seiner überwiegend weissen Wählerschaft ist der Präsident nach wie vor beliebt. Auch wenn, bedingt durch die hohe Arbeitslosigkeit und den von Covid-19 verursachten wirtschaftlichen Schaden, hier und da der Rückhalt schwindet, wie Umfragen zeigen.
(pcl)
Trump steht im Mitelpunkt und alle sind so ausgerichtet, dass der Blick aif ihn fällt. Obama ist am Rand, mann muss ihn suchen.
Sagt einiges zur Person aus.
The United States and its diversity in full effect vs a very, very White House.
Ich bezeichne Trumps Präsidentschaft aus guten Gründen gerne als «white privileges' last stand».