International
Donald Trump

Trumps Verteidiger greifen an: Anklagepunkte verfassungswidrig

President Donald Trump speaks to the members of the media before leaving the White House, Monday, Jan. 13, 2020, in Washington, for a trip to watch the College Football Playoff national championship g ...
Donald Trump hat im Impeachment nicht viel zu befürchten.Bild: AP

Trumps Verteidiger greifen an: Anklagepunkte verfassungswidrig

19.01.2020, 05:5819.01.2020, 13:56
Mehr «International»

Im Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Donald Trump gehen dessen Verteidiger zum Angriff über. Die Anklagepunkte gegen den Präsidenten seien verfassungswidrig und müssten abgelehnt werden, heisst es in einem Schreiben, das das Weisse Haus am Samstag veröffentlichte und damit auf die Anklage des Präsidenten vor dem US-Senat eingeht.

Trump muss sich als dritter Präsident in der Geschichte der Vereinigten Staaten einem Amtsenthebungsverfahren stellen. Ihm werden Machtmissbrauch und Behinderung der Ermittlungen des Repräsentantenhauses vorgeworfen.

Wie argumentieren Trumps Verteidiger?

Aus ihrer Sicht beinhalten die Anklagepunkte weder Straftaten noch Gesetzesverstösse, geschweige denn «schwere Verbrechen oder Vergehen» – Gründe, die die Verfassung unter anderem als Grundlage für ein sogenanntes Impeachment anführt. Sie seien darüber hinaus das Produkt eines «ungültigen Verfahrens», das dem Präsidenten jedes Recht verwehrt habe, hiess es aus Kreisen des Verteidigerteams. Zudem macht die Verteidigung den Demokraten schwere Vorwürfe: Ihre Anklagepunkte gegen den Präsidenten «sind ein gefährlicher Angriff auf das Recht des amerikanischen Volks, ihren Präsidenten frei zu wählen», heisst es in dem am Samstagabend (Ortszeit) veröffentlichten Schreiben.

Wie argumentieren die Ankläger?

Die sieben Anklagevertreter des US-Repräsentantenhauses legen ihre Vorwürfe in einem 111 Seiten langen Dokument vor dem inhaltlichen Start des Amtsenthebungsverfahrens am Dienstag noch einmal ausführlich dar. Sie sehen es als erwiesen an, dass der Präsident für seine persönlichen Ziele die Macht seines Amtes missbraucht hat. So soll er Druck auf seinen ukrainischen Kollegen Wolodymyr Selenskyj ausgeübt haben, damit sich dieser zu seinen Gunsten in die US-Wahl 2020 einmischt. «Sein Fehlverhalten stellt das Grundprinzip in Frage, dass Amerikaner die amerikanischen Wahlen entscheiden sollen», schreiben die Anklagevertreter. Zudem habe Trump verhindern wollen, dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden, indem er die Impeachment-Ermittlungen behindert habe. Trumps Verhalten sei der «schlimmste Alptraum» der amerikanischen Gründerväter.

Wer verteidigt den Präsidenten?

Angeführt wird das insgesamt achtköpfige Team vom Rechtsberater des Weissen Hauses, Pat Cipollone, und Trumps persönlichem Anwalt Jay Sekulow. Einen Namen kennt man noch aus dem letzten Impeachment gegen den früheren Präsidenten Bill Clinton: Kenneth Starr war damals der Sonderermittler in dem Verfahren. Der emeritierte Harvard Professor Alan Dershowitz wurde Mitte der 1990er Jahre als Mitglied des Verteidigerteams des Football-Stars O.J. Simpson bekannt.

Was passiert als nächstes?

Der Verfassungsrichter John Roberts ist als Leiter des Verfahrens am Donnerstag im Senat vereidigt worden - und auch die 100 Senatoren, die am Ende über eine Amtsenthebung von Trump entscheiden. Nun kann das Amtsenthebungsverfahren inhaltlich beginnen. Der Senat kommt dafür am Dienstagmittag (Ortszeit) zusammen. Viele Verfahrensfragen müssen noch geklärt werden. So ist zum Beispiel völlig unklar, ob neue Zeugen vernommen werden. Die Demokraten pochen darauf, die Republikaner lehnen es bislang ab.

Muss Trump fürchten, des Amtes enthoben zu werden?

Eigentlich nicht. Seine Republikaner haben in der entscheidenden Parlamentskammer die Mehrheit. Für eine Amtsenthebung Trumps müsste eine Zweidrittelmehrheit von 67 Senatoren für mindestens einen der beiden Anklagepunkte stimmen. Das gilt als extrem unwahrscheinlich. (mim/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Alle Impeachment Titel von Philipp Löpfe
1 / 11
Alle Impeachment Titel von Philipp Löpfe
Diese Story wurde am 13.01.17 veröffentlicht. Der Anfang der Impeachment Titel.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Möge die Macht in den Impeachment-Dokumenten sein
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
19 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Halb Wissen
19.01.2020 07:10registriert August 2017
Die Anklagepunkte seien Verfassungswidrig.

Heisst das, dass er alles zugibt, es aber nicht schlimm findet?
Diese Argumentation ist doch einfach nur Müll. Ich hoffe das geht nach hinten los.
9910
Melden
Zum Kommentar
avatar
Lunaral
19.01.2020 10:58registriert Juni 2015
Und einmal mehr werfen Trump und seine Gefolgschaft den Dems genau das Fehlverhalten vor, das sie selber fortlaufend an den Tag legen.
Eigentlich nur lächerlich, aber leider auch durchaus beängstigend, da diese Strategie mittlerweile System hat und bedauerlicherweise bei den Trumpies sogar zu funktionieren scheint. Die GOP ist unter Trump zu einer Sekte verkommen, die verblendeten Anhänger folgen ihrem Führer blind, kritik- und bedingungslos.
Die Wahrheit interessiert dabei schon lange nicht mehr. Was wir in den Staaten gerade beobachten ist der schrittweise Zerfall der Demokratie...
577
Melden
Zum Kommentar
avatar
bruuslii
19.01.2020 10:09registriert April 2019
"ein gefährlicher Angriff auf das Recht des amerikanischen Volks, ihren Präsidenten frei zu wählen"

aber wahlen manipulieren - insbesondere mit ausländischer einflussnahme - ist voll ok, gell...

(und dies dann noch "frei" nennen 🤡)
324
Melden
Zum Kommentar
19
Russischer Kommandeur zu eigenen Soldaten: «Ihr werdet alle sterben»
Russland erzielt Gebietsgewinne in der Ukraine unter erheblichen Verlusten. Putins Kämpfern scheint das bewusst, wie eine Videoaufnahme deutlich macht. Und dann ist da die Angst vor Drohnen.

Finanzielle Anreize sollen Russen dazu motivieren, in den Krieg gegen die Ukraine zu ziehen. Denn um die eigene Präsenz in den besetzten Gebieten aufrechtzuerhalten oder gar auszubauen, brauchen Putins Truppen neben militärischer Ausstattung auch zahlreiche Soldaten.

Zur Story