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Frankreich prüft Bau von mehr als 14 neuen Atomkraftwerken

Frankreich prüft Bau von mehr als 14 neuen Atomkraftwerken

01.03.2023, 17:44
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Frankreich prüft den Bau von mehr als 14 neuen Atomkraftwerken bis zum Jahr 2050 – mehr als bisher angekündigt. «Zunächst geht es um sechs Reaktoren, acht weitere werden in Betracht gezogen», sagte die Energiewendeministerin Agnès Pannier-Runacher am Mittwoch der Wirtschaftszeitung «Les Echos». «Aber ich habe der Industrie ganz klar die Frage gestellt: Können Sie bis 2050 über 14 Reaktoren hinausgehen?» Zur Begründung verwies sie auf den Klimaschutz. «Das Erreichen der CO2-Neutralität bis 2050 setzt voraus, dass wir massiv mehr Strom produzieren.»

Die Frage, wie viele Kraftwerke bis wann gebaut werden könnten, müsse nun zunächst die Industrie beantworten. «Unser Energiemix muss die Realität berücksichtigen, die Wissenschaft ebenso wie die industriellen Realitäten. Er darf nicht auf simplen Ideologien basieren», sagte die Ministerin.

Frankreich ist nach den USA der zweitgrösste Atomstromproduzent der Welt und verfügt aktuell über 56 Kraftwerke. Das Parlament berät im Moment über ein Gesetz, dass den Bau neuer Akw beschleunigen soll. 2027 soll Baustart für erste neue Meiler sein.

Weiter sagte sie: «Ich muss dem Parlament die physikalischen Zwänge darlegen, die mit diesen neuen Produktionskapazitäten verbunden sind, um die Entscheidung der Parlamentarier zu erhellen, um klarzustellen, wie weit wir bis 2050 technisch in Bezug auf Solarenergie, Meereswindkraft und Kernenergie gehen können, um die besten Entscheidungen für den Energiemix zu treffen.»

Der vor der kompletten Wiederverstaatlichung stehende Stromkonzern EDF solle mehr Atomstrom produzieren, sagte die Ministerin. Sie habe EDF beauftragt zu prüfen, ob die Leistungsfähigkeit der bestehenden Atomkraftwerke erhöht werden kann. Die Kraftwerkskontrollen, die derzeit durchgeführt werden, hätten die Verlängerung der Laufzeit von 40 auf 50 Jahre zum Ziel. «Es muss aber bereits am nächsten Schritt, dem Übergang von 50 auf 60 Jahre, gearbeitet werden.»

Anders als Deutschland will Frankreich für seine Energieversorgung weiter massgeblich auf Atomkraft setzen. Eine «Renaissance der französischen Atomkraft» kündigte Präsident Emmanuel Macron vor einem Jahr an. (sda/dpa)

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72 Kommentare
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Das mittlere Raider
01.03.2023 18:22registriert September 2021
Clever, wenn man daran denkt, dass das Uran erst aus oft autokratischen Regionen (z. B. Russland) importiert und später einmal irgendwo in Frankreich endgelagert werden muss (ungelöst).

Die neuen Kraftwerkstypen gibt es noch gar nicht.

Kühlwasser ist in Hitze- und Dürreperioden Mangelware.

Viele Kraftwerke haben (u. a. aufgrund des fortgeschrittenen Alters) bereits jetzt zahlreiche Mängel und ausstehende Revisionen (Fachkräftemangel).

Die Finanzierung wird ebenso immer schwieriger, da einige Banken und Anlagefonds ihr Atom-Engagement reduzieren.

Und: Erneuerbare sind erheblich günstiger.
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wasps
01.03.2023 18:08registriert Januar 2022
Die Realtät ist, dass die Abfallproblematik auch in Frankreich nicht gelöst ist. Dass die Steuerzahlenden neue AKWs finanzieren werden müssen, dass die Bauzeit bis zur Betriebnahme über zehn Jahre dauern wird (wenn nichts schiefläuft), dass die Kosten auch in Frankreich explodieren werden (wie in Finnland) und dass Energieeffizienpotenziale und Erneuerbare in Hülle und Fülle vorhanden wären. Und in jedem Fall günstiger und wirtschaftlich sind.
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