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Rechtspopulist Simion in Rumänien mit grossem Abstand vorn

Presidential candidate George Simion is shown on a screen at the meeting of his supporters after polls closed for the first round of the country's presidential election redo in Bucharest, Romania ...
George Simion hat grosse Chancen, Rumäniens Staatschef zu werden.Bild: keystone

Rechtspopulist Simion in Rumänien mit grossem Abstand vorn

Im EU- und Nato-Land Rumänien droht ein Rechtsruck. Bei der Wiederholung der im vergangenen Jahr annullierten Präsidentenwahl hat der extrem rechte Kandidat George Simion die erste Runde mit grossem Abstand gewonnen, aber eine absolute Mehrheit verfehlt.
05.05.2025, 04:1305.05.2025, 07:37
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Ob er Staatschef wird, entscheidet sich daher bei einer Stichwahl am 18. Mai. Dabei tritt Simion gegen den in der ersten Runde Zweitplatzierten an – dies ist der liberalkonservative, parteilose Bürgermeister von Bukarest, Nicusor Dan.

Nach Angaben des Zentralen Wahlbüros erhielt Simion rund 41 Prozent der abgegebenen Stimmen. Auf Platz zwei kam nach Auszählung aller Stimmzettel Dan mit rund 21 Prozent – dicht gefolgt von Crin Antonescu, Kandidat der bürgerlich-sozialdemokratischen Regierung mit rund 20,1 Prozent. Antonescu gestand seine Niederlage zuvor bereits ein.

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Nicusor Dan, Bürgermeister von Bukarest.Bild: keystone

«Es geht jetzt darum, ob Rumänien westlich orientiert bleibt», sagte Dan in der Nacht. Der anstehende Wahlkampf gegen den «isolationistischen» Kandidaten Simion werde schwierig, sagte er.

Zentrale Botschaft Simions im Wahlkampf war sein Schulterschluss mit dem kremlfreundlichen Politiker Calin Georgescu, der im Fokus der annullierten Wahl im November 2024 stand. «Wir haben zusammen Geschichte geschrieben, wir nähern uns einem hervorragenden Ergebnis», sagte Simion nun in einer im Fernsehen verbreiteten Ansprache. In Rumänien, das die vom russischen Angriffskrieg heimgesuchte Ukraine grenzt, bestimmt der Staatschef die Richtlinien der Aussen- und Sicherheitspolitik.

epa12072414 Presidential candidate and far-right party Alliance for the Union of Romanians (AUR) leader George Simion (L) and banned candidate Calin Georgescu speak to media members after casting thei ...
Seite an Seite: George Simion und Calin Georgescu.Bild: keystone

Präsidentenwahl von 2024 wurde wegen Kremlfreund annulliert

In der ersten Runde der Präsidentenwahl im November 2024 hatte der rechtsextreme, prorussische Kandidat Georgescu überraschend die meisten Stimmen erhalten. Das Verfassungsgericht erklärte das Ergebnis aber wegen Unregelmässigkeiten bei der Wahlkampffinanzierung für ungültig. Auch eine erneute Präsidentenkandidatur Georgescus verbot das Gericht und genehmigte damit eine Entscheidung des Zentralen Wahlbüros. Dieses hatte beanstandet, dass Georgescu demokratische Grundwerte nicht anerkenne. Gegen ihn ermittelt seit Ende Februar die Staatsanwaltschaft.

Georgescu trat nun als Simions Verbündeter auf. Simion wiederum schloss nicht aus, Georgescu ins Amt des Ministerpräsidenten zu verhelfen. Am Wahltag gingen die beiden sogar demonstrativ gemeinsam zur Stimmabgabe. Georgescu hatte unter anderem erklärt, die Zukunft Rumäniens liege in der «Weisheit Russlands». Zudem hatte Georgescu öffentlich bezweifelt, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine real sei.

Andererseits ist Simions Partei AUR im EU-Parlament Teil der russlandkritischen Fraktion EKR, zu der auch die Partei von Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni gehört. Dass Simion jetzt den Schulterschluss mit dem im Umfragen immer noch beliebten Kremlfreund Georgescu gesucht hat, schreiben manche Beobachter auch wahlkampftaktischen Gründen zu. (dab/sda/dpa)

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55 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Voraus denken!
05.05.2025 06:14registriert März 2022
Es ist unfassbar wie die Fans des Rechtspopulisten-Irrsinns hervorgekrochen kommen um z.B. die Festnahme des Gegners Erdogans oder die Annulation der Präsidentenwahl in Rumänien zu verunglimpfen in einen Zusammenhang zu bringen.

Wenn man diese Benutzer fragen würde, wieso ein Rechtspopulist die Wahl in Rumänien gewinnen sollte würde kein einziges Argument hervorgebracht werden sondern einzig billige Sprüche ohne Inhalt.

Ideologie gilt in der heutigen Zeit mehr als Realpolitik. Und das trotz der noch nie so einfachen Informationsbeschaffung.

Der grosse Knall kommt. Schade!
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Donnerherz
05.05.2025 07:23registriert November 2020
Der Horror geht weiter. Wenn sich alle anderen hinter einen Kandidaten vereinen, kann es abgewendet werden. Sonst reiht sich ein weiteres EU und NATO Land hinter Putin ein, mir fehlen die Worte.
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Vitai Lampada
05.05.2025 07:04registriert Dezember 2022
Alle paar Jahre eine Wahl durchzuführen ist keine Demokratie. Hier braucht es eine permanente demokratische Auseinandersetzung um die Bürger mitzunehmen und einzubinden.
Wo dieser Wille fehlt, ist die Diktatur unausweichlich.
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