Die EU-Kommission geht Vorwürfen nach, dass der Vergnügungspark Disneyland Paris Besucher aus anderen Ländern benachteiligt. «Wir prüfen gerade einige Beschwerden, davon viele gegen Disneyland Paris», teilte eine Kommissionssprecherin am Dienstag mit.
Demnach steht der Vorwurf im Raum, dass Disneyland Paris auf Grundlage der Nationalität oder des Wohnorts unterschiedliche Preise verlange und damit gegen EU-Recht verstosse. Die britische Zeitung «Financial Times» berichtete, Disneyland Paris verlange von deutschen und britischen Besuchern deutlich überhöhte Preise.
So zahlten Franzosen für ein Premium-Paket von Europas grösstem Freizeitpark 1346 Euro, Briten aber 1870 Euro und Deutsche sogar 2447 Euro. Aus EU-Kreisen verlautete, die französische Regierung müsse sicherstellen, dass das EU-Recht befolgt werde. Brüssel werde sich daher in der Angelegenheit bald an Frankreich richten.
Die Betreibergesellschaft Euro Disney wies die Vorwürfe zurück, räumte jedoch von Land zu Land unterschiedliche Rabattaktionen ein. Euro Disney wurde nach eigenen Angaben bisher weder von der französischen Regierung noch von der EU-Kommission über die Vorwürfe informiert.
Das Unternehmen sei aber bereit, seine Preispolitik «sehr transparent» darzulegen, sagte der Vizepräsident von Disneyland Paris, Julien Kauffmann. Die Preise für Reisen ins Disneyland Paris seien innerhalb der gesamten Europäischen Union dieselben. Es gebe einzig Unterschiede aufgrund von Sonderangeboten und Werbeaktionen, die nicht zwingend überall gleich seien und nicht gleichzeitig in sämtlichen EU-Ländern liefen.
Kauffmann begründete dies mit den von Land zu Land unterschiedlichen Bedürfnissen und Reisegewohnheiten. So gebe es in Italien oder Spanien Angebote, bei denen beispielsweise die Verpflegung oder die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs inklusive seien.
Da die Franzosen häufig aber mit dem eigenen Auto anreisten, würde ihnen ein «gleichwertiger Preisnachlass» auf das Zimmer gewährt. Franzosen würden zudem erst vier bis sechs Wochen im Voraus buchen; Briten dagegen bereits sechs bis zwölf Monate im Voraus. Auf der englischen Internetseite gebe es deshalb bereits jetzt Angebote für nächsten Sommer.
Kauffmann zufolge kann jeder Internetnutzer die Preise für die unterschiedlichen Länder vergleichen. Disneyland blockiere die Seiten anderer Länder nicht. «Wenn ein Besucher ein Angebot aus einem anderen Land als seinem eigenen nutzen möchte, kann er sich an unsere Kunden-Hotline wenden.»
Seit der Luxemburger Jean-Claude Juncker im November EU-Kommissionspräsident wurde, führt die Kommission eine Offensive gegen nationale Handelsbarrieren, die zu Lasten der Konsumenten gehen. Die US-Firmen Amazon, Google und Apple zählten zu den ersten Unternehmen, die dies in Form von EU-Verfahren zu spüren bekamen. (wst/sda/afp)