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Germanwings Absturz: Sky-Doku wirft Fragen bezüglich des Befunds auf

epa04688872 A handout photo made available by the French Interior Ministry on 01 April 2015 shows search and rescue workers collecting debris at the crash site of the Germanwings Airbus A320 in the Fr ...
Am 24. März 2015 stürzte in den französischen Alpen ein Germanwings-Flugzeug ab. Eine Untersuchung zweifelt aber daran, dass der Co-Pilot absichtlich 149 Menschen mit sich in den Tod riss.Bild: EPA/FRANCE MINISTERE INTERIEUR

Vor 10 Jahren stürzte ein Germanwings-Flieger ab – Doku wirft neue Fragen auf

Am 24. März 2015 stürzte ein Germanwings-Flugzeug in den Alpen ab. Die Erklärung: Suizid des Co-Piloten. Eine Untersuchung wirft nun neue Fragen auf.
12.03.2025, 19:5612.03.2025, 19:56
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«Wir gehen davon aus, dass die Menschen im Cockpit auch lebend und sicher ans Ziel kommen wollen.»

An einem sonnigen Morgen Ende März startete ein Flugzeug in Barcelona mit dem Ziel Düsseldorf. An Bord befanden sich 150 Personen, darunter eine Schulklasse.

40 Minuten nach dem Start schlug die Maschine in Frankreich im Bergmassiv Trois-Évêchés ein. Es gab keine Überlebenden.

Schnell kamen Ermittler zum Schluss: Der Co-Pilot hat Selbstmord begangen und 149 Menschen mit sich in den Tod gerissen.

Doch nicht für alle macht diese Erklärung als alleinige Wahrheit Sinn. Über die Jahre wurde immer wieder auf Unstimmigkeiten bei den Ermittlungen hingewiesen. Darauf geht nun die neue Dokumentation «Germanwings – Was geschah an Bord von Flug 9525?» ein.

Der Absturz am 24. März 2015

Um circa 11 Uhr am 24. März 2015 meldeten erste deutsche Medien, dass von dem Germanwings-Flug 9525 jede Spur fehlt. Die Maschine war auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf, als über Frankreich der Kontakt abbrach.

Drei Stunden danach erreichten die ersten Menschen die Stelle, an der das Flugzeug das letzte Mal auf dem Radar erschien. Schnell war klar: Das Flugzeug war in den Berg gestürzt.

«Die ganze Felswand war mit Bruchstücken übersät», erinnert sich der französische Journalist Nicolas Balique, der in der Nähe der Unfallstelle wohnte und als einer der Ersten vor Ort war. «Ich dachte: Aber das kann nicht sein, hier ist kein Flugzeug. Es kam mir vor, als hätte der Berg das Flugzeug verschluckt und übrig geblieben ist nur etwas Konfetti.»

epa04677543 Wreckage and debris lie on the mountain slopes after the crash of the Germanwings Airbus A320 over the French Alps, France, 24 March 2015. Germanwings Flight 4U 9525 from Barcelona to Dues ...
Die Unfallstelle des Germanwings-Flugs 9525.Bild: EPA/Thomas Koehler/photothek.net

Die Bergung lief auf Hochtouren, die Öffentlichkeit und Angehörigen warteten angespannt auf Antworten.

Erste Untersuchungen

Sieben Stunden nach dem Absturz wurde der Voicerekorder aus dem Cockpit gefunden. Es wurde festgestellt, dass der Pilot das Cockpit verlassen hatte und danach ausgesperrt wurde. Der Co-Pilot Andreas Lubitz hatte also die alleinige Kontrolle über das Flugzeug.

Zwei Tage nach dem Unglück wurde veröffentlicht, dass Lubitz Suizid begangen und die 149 Fluggäste und Besatzungsmitglieder mit in den Tod gerissen habe. Gefundenes Fressen für die Presse. Lubitz sei in psychiatrischer Behandlung gewesen und hätte wegen Krankschreibung an diesem Tag gar nicht arbeiten dürfen. Diese Krankschreibung habe er aber nie bei seinen Vorgesetzten eingereicht.

Zu diesem Zeitpunkt war der Flugdatenschreiber noch nicht in den Trümmern gefunden worden. Dieser Teil der Blackbox ist laut Experten essenziell, um bei Flugzeugabstürzen herauszufinden, was vorgefallen ist.

Zweifel werden laut

Um 10.30 Uhr sprang die eingestellte Flughöhe des Bordcomputers in nur einer Sekunde von 38'000 auf 100 Fuss (11'800 auf 30 Meter). Während dieser Zeit haben die sensiblen Mikrofone der Blackbox keine Geräusche aufgezeichnet. Kein Atmen vom Co-Piloten, kein Klicken von Knöpfen und keine Bewegungen.

Für den Luftfahrtexperten Simon Hradecky ist das ein Indiz dafür, dass es sich bei dem rasanten Abfall der Flughöhe um einen technischen Defekt handeln könnte. Mehrere erfahrene Piloten, die A320-Flugzeuge fliegen, hätten ihm davon berichtet, dass sich bei einem Ausfall im Bordcomputer die gewählte Flughöhe sprunghaft verändert, meistens auf exakt 100 Fuss, schreibt die Zeit.

Manuell diese Höhe innerhalb von einer Sekunde einzustellen, sei allerdings unmöglich, so Hradecky. Es ist ein Knopf, der mehrmals gedreht werden muss. Ein Knopf, der laute Geräusche macht und den man auf der Blackbox deutlich hören sollte.

Auch die Angehörigen der Opfer geben sich in der Dokumentation von Sky nicht mit dem offiziellen Abschlussbericht zufrieden. Dieser habe wichtige Dinge weggelassen. Nämlich, dass der Co-Pilot ein Medikamenten-Cocktail intus hatte. Und der Satz «Andreas, mach die Tür auf», der von der Blackbox aufgezeichnet wurde.

Bei Airbus, dem Hersteller des verunglückten Flugzeugs, ist man sich aber sicher, dass alles «ausführlich untersucht» worden ist und es «keine Zweifel am Ergebnis der Untersuchung» gibt.

Für viele Hinterbliebene ist klar: Der Suizid von Lubitz kann nicht die einzige Erklärung für das Unglück gewesen sein.

Die dreiteilige Dokumentation ist auf Sky Show ab dem 14. März verfügbar.

Hier geht es zum Trailer:

(cmu)

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20 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Salah
12.03.2025 21:05registriert März 2018
Ich habe diese vier Folgen anders verstanden. Da wurde die Schuld doch klar dem mental kranken CoPilot zugeschrieben.
Es stimmt, dass es neue Ansätze gibt die ein Experte anzweifelt (schneller Höhenverlust, fehlende Drehgeräusche) aber die kamen gar nicht in der Doku vor. Oder habe ich das übersehen?
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