Etliche Menschen, die ihn länger kannten, beschreiben ihn als gewaltbereit, depressiv oder einfach still, aber nicht als religiös. Doch womöglich hatte er sich in jüngster Zeit dann doch dem radikalen Islam zugewandt.
Mohamed Lahouaiej-Bouhlel wurde im Januar 1985 in Msaken bei Sousse in Tunesien geboren, lebte aber die letzten Jahre legal als Lieferant in Südfrankreich. In Nizza war er mit einer Franko-Tunesierin verheiratet und hatte drei Kinder. Er ging zum Bodybuilding und mochte Salsa.
Doch am Ende ging seine Ehe in die Brüche und er hatte Probleme mit der Justiz. Dazu kamen wohl Finanzprobleme. «Ihm wurde ein Kredit verweigert und er wurde immer aggressiver», sagte ein Bekannter der Zeitung «Nice Matin».
War Lahouaiej-Bouhlel ein Islamist? Der «IS» vereinnahmt ihn als «Soldaten». Doch dem französischen Geheimdienst war er laut Pariser Staatsanwaltschaft «vollkommen unbekannt»; er stand auf keiner Gefährderliste.
Seine Nachbarn erklärten französischen Medien, er sei zwar Muslim, aber nicht sonderlich religiös gewesen und in kurzen Hosen herumgelaufen.
Allerdings war auch der Terrorist Mohammed Merah, der 2012 in Toulouse und Montauban im Namen des Islams gemordet hatte, ähnlich beschrieben worden. Die Vernehmungen der nach dem Anschlag festgenommenen Personen sollen ergeben haben, dass Lahouaiej-Bouhlel sich in jüngster Zeit radikalisiert haben könnte.
Sicher ist: Lahouaiej-Bouhlel neigte zur Gewalt und war vorbestraft. Erst im März wurde er zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt, weil er nach einem Verkehrsunfall eine Holzpalette auf seinen Unfallgegner geworfen hatte.
Schon seit 2010 war er mit Drohungen, Diebstählen und Sachbeschädigungen aufgefallen. Gewalttätig soll er auch zu seiner Frau gewesen sein. Er kam aber nicht ins Gefängnis.
Was brachte Lahouaiej-Bouhlel dazu, am 11. Juli einen 19-Tonner zu mieten und damit am Nationalfeiertag in eine fröhliche Menschenmenge zu fahren, die am Mittelmeer ein Feuerwerk anschauen wollte? Seinen Lastwagen-Führerschein soll der Tunesier erst kurz zuvor gemacht haben. Und er hatte sich laut Staatsanwaltschaft eine automatische Pistole besorgt, mit der er bei seinem Anschlag auf Menschen schoss. (wst/sda/dpa)