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«Krieg in Europa verhindern» – Putin und Macron treffen sich in Moskau

«Krieg in Europa verhindern» – Putin und Macron treffen sich in Moskau

07.02.2022, 21:36
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Der russische Präsident Wladimir Putin und sein französischer Kollege Emmanuel Macron haben in Moskau über die zunehmenden Spannungen in Europa verhandelt. Die mehrstündigen Gespräche dauerten bis spät in den Montagabend. Putin dankte Macron im Kreml für seinen Einsatz um die europäische Sicherheit. Frankreich setze sich seit Jahren auch für eine Lösung im Ukraine-Konflikt ein, lobte er. Macron sagte zur Begrüssung, er hoffe, dass das direkte Gespräch der Beginn eines Weges für eine Deeskalation der Situation sei.

Es müsse eine gemeinsame Antwort gefunden werden, um einen Krieg in Europa zu verhindern. An diesem Dienstag wird Macron in der ukrainischen Hauptstadt Kiew erwartet, wo er Gespräche mit Präsident Wolodymyr Selenskyj führen wird. Danach reist er nach Deutschland weiter, um mit Kanzler Olaf Scholz nach dessen Rückkehr von einem Treffen mit Joe Biden über das weitere Vorgehen in der Krise zu beraten.

epa09736275 Russian President Vladimir Putin (L) and French President Emmanuel Macron (R) meet in the Kremlin in Moscow, Russia, 07 February 2022. Macron is visiting Russia on a mission to ease Russia ...
Wladimir Putin (links) und Emmanuel Macron im Gespräch – den durch die Pandemie bedingten Sicherheitsabstand haben die beiden Staatschefs vorzüglich eingehalten.Bild: keystone

Putin und Macron duzten sich bei ihrem ersten Treffen seit mehr als zwei Jahren. Der Kontakt sei nie abgebrochen, meinte Putin, der in den vergangenen Tagen drei Krisentelefonate mit Macron geführt hatte. Im Anschluss an das Treffen wollten Putin und Macron bei einer Pressekonferenz über das Gespräch informieren. Ein Durchbruch wurde nicht erwartet, wie der Kreml mitteilte.

Frankreich hat derzeit die Ratspräsidentschaft in der Europäischen Union. Aus dem Élyséepalast hiess es vorab, bei Macrons Russlandbesuch werde es um eine einheitliche, abgestimmte Ansage an Moskau mit klar umrissenen Konsequenzen im Falle einer Aggression gehen. Die USA und EU wollen im Fall eines russischen Einmarsches in der Ukraine scharfe Wirtschaftssanktionen erlassen.

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Vorsitz in der EU: Frankreich und Emmanuel Macron.Bild: keystone

«Die Intensität des Dialogs, den wir mit Russland haben, und auch diese Reise nach Moskau sind geeignet, das zu verhindern», sagte Macron in einem Interview. Zu möglichen Erfolgen seiner Reise sagte er: «Man muss sehr realistisch sein. Wir werden keine unilateralen Gesten erreichen, aber es ist unerlässlich, eine Verschlechterung der Lage zu vermeiden.» Ziel seiner Reise sei denn auch, «zu versuchen, Antworten auf die Notlage zu erarbeiten und in Richtung einer neuen Ordnung voranzugehen, die Europa dringend braucht und die auf dem Grundprinzip der Gleichheit und Souveränität der Staaten basiert».

In der Vergangenheit habe es zu wenig Dialog zwischen der EU und Russland gegeben, bemängelte Macron. «Die letzte Zeit hat bestätigt, dass man keinen Konflikt regeln kann, wenn man sich entscheidet, nicht zu miteinander zu reden, so wie es die Europäer im vergangenen Jahr getan haben, als (Ex-)Kanzlerin (Angela) Merkel und ich einen EU-Russland-Gipfel vorgeschlagen haben.»

International gibt es Befürchtungen, dass Russland einen Einmarsch ins Nachbarland Ukraine plant. Der Kreml bestreitet solche Pläne. Für möglich wird auch gehalten, dass die russische Seite Ängste schüren will, um die Nato zu Zugeständnissen bei Forderungen nach neuen Sicherheitsgarantien zu bewegen. (sda/dpa)

Baerbock versichert Ukraine deutsche Solidarität
Aussenministerin Annalena Baerbock hat angesichts der Absage an Waffenlieferungen für die Ukraine versucht, Zweifel an Deutschlands Solidarität zu zerstreuen. «Wir werden alles dafür tun, dass es zu keiner weiteren Eskalation kommen wird», versprach die Grünen-Politikerin am Montag bei einem Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. «Wir stehen ohne Wenn und Aber zur territorialen Integrität und Souveränität der Ukraine.» Vergangene Woche hatte die Ukraine der Bundesregierung eine Liste mit Waffenwünschen übermittelt. Kanzler Olaf Scholz (SPD) bekräftigte jedoch das deutsche Nein.

Baerbock sagte nach einem Treffen mit ihrem ukrainischen Kollegen Dmytro Kuleba: «Es steht derzeit nichts weniger auf dem Spiel, als der Frieden in Europa. In dieser brandgefährlichen Situation ist unsere grösste Stärke unsere Einigkeit.» Die Solidarität Deutschlands «gilt der Ukraine als Staat, sie gilt vor allen Dingen den Menschen in der Ukraine». International gibt es grosse Sorgen, dass Russland in die ehemalige Sowjetrepublik einmarschieren könnte. Der Kreml bestreitet jegliche Invasionspläne in das Nachbarland.

Kuleba sagte zum Thema Waffenlieferungen, dazu gebe es bekanntlich unterschiedliche Ansichten. «Heute haben wir Anknüpfungspunkte gefunden und warten auf die Entscheidung der deutschen Regierung», sagte er bei der Pressekonferenz mit Baerbock. «Weder während des heutigen Treffens noch vorher hat Annalena mich zu irgendwelchen Zugeständnissen gedrängt.» Kiew beharre weiter auf seinen roten Linien. Dazu gehöre, dass es keinen direkten Dialog mit Vertretern der Separatisten in der Ostukraine gebe. (sda/dpa)
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