Weil sie gesunde Zähne gegen Prothesen ausgetauscht haben sollen, sind in Südfrankreich zwei Zahnärzte zu Haftstrafen verurteilt worden. Die beiden Männer sollen fünf beziehungsweise acht Jahre in Haft, wie die Nachrichtenagentur DPA am Donnerstag von der Staatsanwaltschaft Marseille erfuhr.
Vater und Sohn erhielten demnach auch ein endgültiges Berufsausübungsverbot. Der Fall hat in Frankreich für Entsetzen gesorgt. Der Sohn soll zwischen 2006 und 2012 bei mehr als 300 Patienten mit dem unnötigen Einsetzen von Prothesen Geld von der Krankenkasse eingeheimst haben. Seine Praxis hatte er in einem armen Viertel im Norden von Marseille eröffnet. Sein Vater soll ihm Hilfe geleistet haben. Der Hauptangeklagte hatte immer wieder betont, er habe Patienten nur pflegen wollen.
«Le Figaro» berichtete mit Verweis auf die Anklage von etwa 3900 gesunden Zähnen, die abgetötet worden sein sollen. Demnach sei der Hauptangeklagte zwischenzeitlich der bestverdienende Zahnarzt Frankreichs gewesen - mit einem Honorar von etwa 2.9 Millionen Euro für das Jahr 2010.
Die Zeitung «Le Parisien» berichtete, dass zahlreiche Patienten nach dem Eingriff an Schmerzen, Eiterbeulen oder Zysten litten. Teils hätten die eingebauten Prothesen auch nicht gehalten.
«Ich bin verzweifelt, weil ich nicht die Mittel habe, meine Zähne neu machen zu lassen», sagte der Betroffene Aklim Belaïd dem Sender France 3. «Ich lache nicht mehr wie früher.» Laut dem Sender BFM TV brach nach der Urteilsverkündung am Donnerstag bei den etwa Hundert Klägern, die im Saal anwesend waren, Applaus aus. (aeg/sda/dpa)