Bei Protesten gegen die Militärjunta in Myanmar sind auch am Wochenende nach Berichten von örtlichen Medien und Augenzeugen zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Rund sieben Wochen nach dem Putsch sei die Zahl der Toten auf mindestens 247 gestiegen, teilte die Gefangenenhilfsorganisation AAPP auf Twitter mit. Die tatsächliche Zahl sei wahrscheinlich weitaus höher. Trotz der Brutalität der Sicherheitskräfte gingen auch am Sonntag wieder Tausende in dem südostasiatischen Land auf die Strasse.
«Ich werde niemals aufgeben. Wir haben versprochen, dass ihr Tod nicht umsonst war», sagte ein Anwohner bei der Beisetzung von zwei Opfern auf einem Friedhof der einstigen Hauptstadt Yangon (früher: Rangun) der Deutschen Presse-Agentur. «Wir sind gekommen, um den Helden unseres Viertels Respekt zu zollen. Sie haben ihr Leben für Gerechtigkeit und Freiheit unseres Volkes geopfert.» Mehrere Medien berichteten, bei den jüngsten Demonstrationen in Yangon sei ein 15-jähriger Schüler durch einen Kopfschuss von Soldaten getötet worden.
Das Militär hatte nach dem Putsch vom 1. Februar im früheren Birma die faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi in Gewahrsam genommen und einen einjährigen Ausnahmezustand verhängt. Die Demonstranten fordern die Rückkehr zu demokratischen Reformen und die Wiedereinsetzung von Suu Kyis ziviler Regierung. Die 75-Jährige hatte die Parlamentswahl im November klar gewonnen. In den vergangenen Jahren stand sie an der Spitze einer Regierung, an der auch das Militär mit Ministerposten beteiligt war.
«Das sind keine Soldaten oder Polizisten mehr, das sind Terroristen», sagte ein Demonstrant der dpa. Sicherheitskräfte hätten Autos angehalten und die Insassen gezwungen, sich auf den Boden zu werfen. «Sie versuchen, uns unsere Würde zu nehmen.»
Medien berichteten, das Militär zerstöre auch Eigentum von Demonstranten. In sozialen Medien wurden Videos und Bilder veröffentlicht, die zeigen sollen, wie Sicherheitskräfte mit Bulldozern Autos demolieren. Überdies werde immer wieder das mobile Internet blockiert. Nach Angaben der Gefangenenhilfsorganisation AAPP wurden seit dem Umsturz etwa 2350 Menschen zumindest vorübergehend festgenommen. (sda/dpa)