International
Gesellschaft & Politik

Wahlen in Albanien – links oder rechts, Rama oder Berisha, EU oder nicht

epa12090404 Albania's incumbent Prime Minister and Socialist Party of Albania (PS) chairman Edi Rama casts his ballot during the country's parliamentary elections at a polling station in Tir ...
Der Sozialist Edi Rama will in die vierte Amtszeit gehen.Bild: keystone

Wahlen in Albanien – links oder rechts, Rama oder Berisha, EU oder nicht

In Albanien haben die Bürgerinnen und Bürger am Sonntag über ein neues Parlament und damit über eine weitere Amtszeit von Regierungschef Edi Rama abgestimmt.
12.05.2025, 06:3912.05.2025, 06:39
Mehr «International»

Erste Ergebnisse sollen laut der Wahlkommission am Dienstag vorliegen. Der Urnengang gilt als wichtiger Stimmungstest auf Albaniens Weg zu einem EU-Beitritt. Rama hat angekündigt, die Bemühungen um einen EU-Beitritt im Jahr 2030 fortzusetzen. Sein wichtigster Rivale ist der rechtsgerichtete Ex-Regierungschef und frühere Präsident Sali Berisha.

«Heute ist der Tag, an dem das Volk spricht», sagte Regierungschef Rama am Sonntag nach seiner Stimmabgabe in der Hauptstadt Tirana. Sein Konkurrent Berisha forderte die Menschen dazu auf, «für die Zukunft ihrer Kinder in diesem Land» zu stimmen, als er die Wahlkabine verliess.

Heftiger Wahlkampf

Insgesamt waren rund 3,7 Millionen Albanerinnen und Albaner aufgerufen, unter den Kandidierenden von 40 verschiedenen Parteien zu entscheiden. Die Wahlbeteiligung lag laut der Wahlkommission bei rund 42 Prozent. Doch der Wahlkampf wurde dominiert von Auseinandersetzungen zwischen den beiden Favoriten.

Der 60-jährige Rama führt seit 2005 die Sozialistische Partei und strebt eine vierte Amtszeit als Ministerpräsident in Folge an. Im Wahlkampf hob er die Vorzüge eines EU-Beitritts hervor: Die Türen nach Brüssel seien der Schlüssel dazu, dass alle Albanerinnen und Albaner von «den gleichen Rechten wie die Bürger der anderen europäischen Länder profitieren» könnten. Von der Opposition wurde er wiederholt beschuldigt, Kontakte zum organisierten Verbrechen zu haben, was Rama bestritt.

Sein Kontrahent, der 80-jährige Berisha, will nach zwölf Jahren in der Opposition an die Macht zurückkehren. Er präsentierte sich als starker Anführer, setzte auf wirtschaftlichen Aufschwung und führte seinen Wahlkampf mit dem an US-Präsident Donald Trump angelehnten Slogan «Grossartiges Albanien». Allerdings steht Berisha wegen Korruptionsvorwürfen im Visier der albanischen Justiz.

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sprach von einer «extremen politischen Polarisierung» in dem rund 2,8 Millionen Einwohner zählenden Balkanland. Der Wahlkampf wurde von heftigen verbalen Auseinandersetzungen überschattet.

Umfragen sehen Rama als Sieger

Umfragen deuteten auf einen Sieg von Ramas Sozialisten hin. Bei der Parlamentswahl konnten zudem erstmals die im Ausland lebenden Albanerinnen und Albaner per Briefwahl ihre Stimme abgeben. Nach Angaben der Wahlkommission des Landes sind 245'935 Menschen in der Diaspora als Wähler registriert. Neben der Wahlkommission und rund 300 internationalen Wahlbeobachtern wurden zum ersten Mal auch Beamte des öffentlichen Diensts und der Justiz eingesetzt, um einen transparenten Wahlgang zu gewährleisten.

Für Brüssel gilt die Wahl als wichtiger Test auf dem Weg Albaniens zur EU-Mitgliedschaft. «Albanien hat bedeutende Fortschritte gemacht und seine Beharrlichkeit bei der Umsetzung ehrgeiziger Reformen zum Wohle seiner Bürger unter Beweis gestellt», sagte der EU-Botschafter in Albanien, Silvio Gonzato, der französischen Nachrichtenagentur AFP.

2009 war Albanien der Nato beigetreten und hatte im selben Jahr den EU-Beitritt beantragt. Die erste Regierungskonferenz für die Beitrittsverhandlungen fand im Juli 2022 statt. Als problematisch für eine EU-Mitgliedschaft galten bislang die Korruption und die organisierte Kriminalität in Albanien. (sda/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
    Nach Wahl-Desaster: Australiens Konservative wählen erstmals Frau zur Chefin
    Erstmals in ihrer gut 80-jährigen Geschichte haben die Konservativen in Australien eine Frau an die Parteispitze gewählt.

    Die bisherige Vize-Vorsitzende Sussan Ley soll die Liberal Party nach der krachenden Niederlage bei der Parlamentswahl Anfang des Monats aus der Krise führen. Die 63-Jährige galt als Favoritin des moderaten Lagers und folgt auf den glücklosen Oppositionsführer Peter Dutton. Er war als Hauptverantwortlicher für das Wahldebakel ausgemacht worden, das dem sozialdemokratischen Premierminister Anthony Albanese zu einer zweiten Amtszeit verhalf.

    Zur Story