International
Gesellschaft & Politik

Kroatien: Bürgerliche Regierungspartei bleibt wohl an der Macht

Kroatien: Bürgerliche Regierungspartei bleibt wohl an der Macht

Der bürgerliche kroatische Ministerpräsident Andrej Plenkovic hat gute Chancen, nach der Parlamentswahl Regierungschef zu bleiben.
18.04.2024, 03:47
Mehr «International»

Wie die Wahlkommission nach Auszählung von 86,85 Prozent der Stimmzettel in der Nacht zu Donnerstag bekannt gab, erhielt seine Partei HDZ mit ihren Verbündeten 35,04 Prozent der Wählerstimmen. Damit hätte Plenkovic zwar noch keine absolute Mehrheit, jedoch gilt es als möglich, dass er kleinere Parteien sowie Vertreter der ethnischen Minderheiten für eine Koalition gewinnen könnte. Ähnlich war die vorige Wahl 2020 ausgegangen.

epa11285651 Croatian Prime Minister Andrej Plenkovic from the Croatian Democratic Union (HDZ) reacts to his victory during the Parliamentary elections, at their head quaters in Zagreb, Croatia, 17 Apr ...
Kroatiens Premierminister Andrej Plenkovic darf sich vermutlich über einen weiteren Wahlsieg freuen.Bild: keystone

Auf Platz zwei kam laut Hochrechnungen auf Basis von Teilergebnissen das dem Staatspräsidenten Zoran Milanovic nahestehende linksliberale Oppositionsbündnis Rijeke Pravde (Flüsse der Gerechtigkeit) unter der Führung der sozialdemokratischen SDP mit 25,08 Prozent der Stimmen. Platz drei belegte die rechtsnationalistische Partei Domovinski Pokret (Heimatbewegung) mit 9,58 Prozent der Stimmen. Den Einzug ins Parlament dürften zudem erneut die grün-liberale Partei Mozemo (Wir können) mit 8,0 Prozent schaffen sowie das konservativ-rechtspopulistische Bündnis unter Führung der Partei Most (Brücke) mit 7,62 Prozent. Das offizielle Endergebnisse dürfte in der kommenden Woche mitgeteilt werden.

Plenkovic regiert seit 2016 in Kroatien, die HDZ war in den 33 Jahren seit der Unabhängigkeit des Adria-Landes 26 Jahre lang an der Macht. Er positioniert sich als prowestlich und proeuropäisch. Kritiker werfen ihm vor, dass er einen von seinen Vorgängern begonnenen Ausbau korrupter Netzwerke in Staat und Verwaltung fortgesetzt habe. In den fast acht Jahren seiner Amtsführung verlor Plenkovic 30 Minister wegen Korruptionsaffären. Mit der jüngsten umstrittenen Ernennung des HDZ-loyalen Oberstaatsanwalts Ivan Turudic scheint Plenkovic zudem nun dem Kampf gegen Korruption und der bislang fruchtbaren Zusammenarbeit mit der Europäischen Staatsanwaltschaft (EPPO) ein Ende bereiten zu wollen.

Für mehr Stimmung im Wahlkampf sorgte Plenkovic' erbitterter Gegner, Präsident Milanovic. Er hatte einen Monat vor der Wahl überraschend angekündigt, Ministerpräsident an der Spitze einer SDP-geführten Regierung werden zu wollen. Diesen Anspruch hatte er mit den Korruptionsvorwürfen gegen die HDZ begründet. Als Staatspräsident mit einer beschränkten Macht hatte er sich mit populistischer Rhetorik der extremen Rechten in Kroatien angenähert. Im Gegensatz zu Plenkovic fiel er mit Blick auf den Ukraine-Krieg mit prorussischen Äusserungen auf.

Einem Rekord nahe kam am Mittwoch die Wahlbeteiligung: Schon zweieinhalb Stunden vor Schluss der Wahllokale lag sie bei 50,6 Prozent und damit höher als die Gesamtbeteiligung an der vergangenen Wahl im Jahr 2020, die 46,9 Prozent betragen hatte. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
Deshalb lagen die Umfrage-Institute bei den US-Wahlen zum 3. Mal daneben
Und wieder ist es passiert: Obwohl Meinungsforschungsinstitute ihre Methoden geändert haben, nachdem sie Donald Trump 2016 und 2020 falsch eingeschätzt hatten, lagen sie jetzt schon wieder daneben. Ist die Pollster-Branche am Ende?

Kein einziges namhaftes Umfrageinstitut sah voraus, dass Donald Trump landesweit mehr Stimmen machen würde als Kamala Harris. Die Verblüffung war deshalb gross, als in der Wahlnacht die «Prognosenadel» der «New York Times» die Sensation anzuzeigen begann.

Zur Story