In den USA brachte die Opioid-Krise seit 1999 Hunderttausende Tote mit sich. Die Drogenschwemme ist nicht auf einen ausufernden Schwarzmarkt zurückzuführen, sondern Ergebnis falscher Behandlungsansätze. Ärzte verschrieben Schmerzmedikamente wie Oxycontin, deren tödliche Suchtgefahr die Hersteller und Grosshändler bewusst verheimlichten.
Erst das lieferte den Nährboden für einen Drogenhändler, die alternative und günstigere Opioide, vor allem Fentanyl, verkaufen konnten. Um den Markt, aber auch die Zunahme Süchtiger einzudämmen, müsste eigentlich geschaut werden, was die Ursache für die vielen Schmerzpatientinnen ist. Sind es die Arbeitsbedingungen? Sport? Das Leben als solches?
Bis das geklärt ist, müssen opioidfreie Schmerzmitteltypen her. Eines hat die US-amerikanische Food and Drug Administration kürzlich zugelassen – das erste Mal seit mehr als zwei Jahrzehnten.
Zunächst: Wenn wir Schmerzen empfinden, passiert in unserem Körper eine ganze Menge. Angenommen, wir schneiden uns beim Kochen. Sobald das Messer, unser Gewebe beschädigt, feuern unsere Nerven elektrische Signale von der betroffenen Stelle zum Gehirn. Das nimmt wiederum das Signal als Schmerz wahr – und reagiert.
Opioide dämpfen das Schmerzempfinden im Gehirn. Das neu zugelassene Mittel Suzetrigin wirkt anders. Es hindert die schmerzsignalisierenden Nerven, zu senden. Es blockiert die entsprechenden Kanäle dafür. «Dieses Medikament unterbricht diesen Weg, sodass das Gehirn von der Gewebeschädigung nichts weiss», sagt der Anästhesist Segio Bergese zu «CNN».
Gleichzeitig soll es weder Euphorie noch ein High erzeugen, ebenfalls anders als Opiate. Ein Sucht- und Abhängigkeitspotenzial soll es in dem Fall nicht geben. Auch bei chronischen Schmerzen soll das Medikament Wirkung zeigen.
Einziges Manko: die Kosten liegen bei 15.50 US-Dollar pro 50-Mg-Pille. Die muss alle zwölf Stunden eingenommen werden, das kann sich schnell ordentlich läppern. Zumal es eine grössere Anfangsdosis braucht. Noch ist offen, wie sehr die Versicherungsgesellschaften Patient:innen unterstützen werden. Das ist in den USA leider so eine Sache.
Der hohe Preis besteht “nur“ solange wie der Patentschutz, bei einer derart wichtigen Substanz werden danach günstigere Generika wie Pilze aus dem Boden schiessen.
Aufgrund seiner Chemie - Suzetrigin ist ein sog. CYP3A-Induktor. - kann es Wechselwirkungen (Wirkungsverstärkungen oder -abschwächungen) mit anderen Substanzen am CYP3A-Rezeptor geben, z. B. gewisse Antibabypillen, Antibiotika etc.
Bin gespannt, wie sich das Medikament in der Praxis bewähren wird!
Im Gegensatz zu den USA hatten und haben wir hier zwar kein Fentanyl-Problem im grossen Stil (Wirk- und Abhängigkeit ähnlich Heroin).
ABER auch hier lebt eine ganze Armee von (chronischen) SchmerzpatientInnen, die profitieren und wieder Aussicht auf ein lebenswertes Leben erhalten könnten.
PatientInnen und Behandelnde warten schon lange auf innovative neue Medikamente.
Ein Hoffnungsschimmer!