Die Gruppe ist, Stand Ende Augst dieses Jahres, für jede und jeden frei zugänglich auf dem umstrittenen Messengerdienst Telegram. Es ist eine Handelsplattform für illegale Betäubungsmittel aller Art in der ganzen Schweiz. Der Kopf der Telegram-Gruppe schmückt sich mit dem Namen eines mexikanischen Drogenbosses, sein Profilbild ist das Konterfei des Ex-US Präsidenten Trump.
Jede erdenkliche illegale Droge wird hier angeboten: von Cannabis über Kokain, Ecstasy und Amphetaminen zu zahllosen verschreibungspflichtigen Medikamenten wie Ritalin oder Temesta. Alles in grossen Mengen, kiloweise Stoff ist vorhanden. Auch Fentanyl-Pflaster gibt's zu kaufen: dieses stark wirksame Opioid, das in den USA für viele Tausend Tote verantwortlich ist.
In der kriminellen Schweizer Telegram-Gruppe ist ein Bot im Kundendienst tätig. Eingabe eines Ortsnamens genügt, und der Automat spuckt eine Liste der Dealer aus. Auf die Eingabe «Basel» etwa liefert er Dutzende von Anbietern dieser Region.
Hunderte Bezugsquellen schweizweit vermittelt so die Gruppe, fein säuberlich nummeriert und kundenfreundlich mit Symbolen der Drogensorten versehen, die der einzelne Dealer verkauft.
Viele Dealer schalten ihre eigenen Angebote auf die Seite, inklusive Preisliste und Bezugsort. «Oensingen Abholung!», schreibt einer an diesem einen Tag Ende August, «Aktion! Bis Donnerstag» ein anderer. Ein dritter meldet, er sei auf der Achse «Aarburg – Oftrige – Langethal» mit Stoff verfügbar. Ein Käufer fragt: «Öbber umgebig Burgdorf Huttwil?» Ein «Admin» der Gruppe antwortet: «Ja.» Ein anderer «Kunde» fragt: «I would be interested in 2 kg of grass, what would be the price?» Ein weiterer: «Wer het Aargau Mousse um?» Mousse ist ein Cannabiskonzentrat. An diesem Tag bietet ein Grosshändler «A-Ware 91,9% Original Bolivianisches Kokain» an. «Mit Labortest, klein bis gross möglich». In Zürich kündigt ein Grosshändler «15 Prozent Rabatt» an und schreibt «LSD ausverkauft». Die Deals selbst laufen dann über DM (Direktnachricht) und «secret chat».
Die Dealer liefern per Kurier, per Post, bei persönlichen Treffen. Bezahlt wird cash, in Kryptowährung, aber auch per Twint. Das kriminelle Geschäft ist durchorganisiert, die Händler sind offenbar verifiziert, es gibt «Treuhänder», die den Käuferschutz sicherstellen sollen. Neukunden müssen im Vorfeld mit Ausweis und Selfie ihre Identität bestätigen.
In der Gruppe wird vor Auslandsbestellungen gewarnt, weil das zu Hausdurchsuchungen durch den Zoll führen könne. Die Message: Kauft lieber beim «Schweizer» Anbieter. In der Gruppe werden Vorsicht und «seriöses» Geschäftsgebaren grossgeschrieben. Man informiert sich über mögliche verdeckte Ermittler der Polizei («Zivis»). Oder auch «Scammer», also Betrüger, die die «ehrlichen» Kriminellen und ihre Kunden übers Ohr hauen.
Die Drogendealer fühlten sich sicher vor Strafverfolgung, weil der umstrittene Messengerdienst Telegram bisher nicht mit den Behörden zusammenarbeitet.
Aufregung kam in der Schweizer Drogenhändler-Gruppe plötzlich gegen Ende August auf, als der russische Telegram-Chef Pavel Durov in Paris verhaftet wurde. Gegen ihn wird laut Medienberichten ermittelt, weil Telegram mangels Moderation unter anderem Drogenhandel, Betrug und Delikte im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch ermögliche.
Die Schweizer Dealer fürchteten, dass Telegram gesperrt werden könnte. Sie vereinbarten nach Durovs Verhaftung, wo und wie sie ihre Geschäfte beim Verlust ihrer Telegram-Kanäle weiterführen wollten. Die Dealer stellten Notfall-Links etwa auf Simplex, Threema, Instagram oder Whatsapp in die Gruppe. Das Wichtigste war für sie: Das Geschäft muss weiterlaufen.
Angst vor der Schweizer Polizei und Justiz schienen die Dealer auch noch etwa Anfang September kaum zu haben. Seither allerdings wurden die fraglichen Telegram-Gruppen auf «privat» gestellt, waren nicht mehr öffentlich zugänglich. Und seit irgendwann im Oktober erscheint bei Dealer-Klubs wie jenem des Trump-Fans die Meldung: «This group is unavailable.»
Strafverfolgungsbehörden wie die Zürcher Staatsanwaltschaft wollen aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen, ob und wie sie die Telegram-Dealer allenfalls auf dem Radar haben.
Sicher ist, dass die starke Zunahme der Drogenszenen in kleinen und grossen Schweizer Ortschaften und Städten mit skrupellosen Anbietern wie solchen Telegram-Gruppen zu haben. «Dank dem Internet und Kurierdiensten sei es so einfach wie noch nie, sich illegale Drogen zu beschaffen», heisst es bei einer Schweizer Suchthilfestelle. Und daran werde sich so rasch nichts ändern. (aargauerzeitung.ch)
Man konnte direkt via SBB-Automat/Bitcoin bezahlen. Habs ein paar Mal benutzt: War immer gute Ware und wurde prompt geliefert.
Noch besser wäre natürlich der Staat würde verdienen (und kontrollieren…) anstatt Kriminelle.