Die Aufnahme von Migranten in einem provisorischen Zeltlager auf der griechischen Insel Lesbos kommt nur mühsam voran. Bis Dienstagmorgen sind nur rund 800 Menschen in das Camp Kara Tepe wenige Kilometer nördlich der Hauptortschaft der Insel Mytilini gegangen, wie der staatliche Rundfunk (ERT) unter Berufung auf das Migrationsministerium berichtete.
21 Migranten seien positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Sie seien isoliert worden.
Im ehemaligen Camp Moria, das am vergangenen Mittwoch bei einem Grossbrand zerstört worden war, hatten sich mehr als 12'000 Migranten gelebt.
Mit Flugblättern in sieben Sprachen werden die Migranten jetzt informiert, dass es keinen anderen Weg für sie gibt, die Insel zu verlassen, als Asyl zu bekommen. Den Asylprozess könne man aber nur im neuen Lager durchlaufen.
Nach wie vor machen unter Migranten Gerüchte die Runde, wer ins Lager gehe, werde eingesperrt wie in einem Gefängnis. Einige Migranten, in ihrer Mehrheit Afghanen, deren Asylanträge abgelehnt worden seien, sähen dagegen in diesen chaotischen Zuständen die letzte Möglichkeit, doch noch zum Festland Griechenlands und danach nach Westeuropa gebracht zu werden, sagte ein Offizier der Küstenwache der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag.
Viele dieser Migranten drohten ihren Landsleuten, nicht ins Lager zu gehen, anderenfalls könne ihnen Schlimmes zustossen, hiess es. «Wir wissen genau, wer sie sind», sagte der griechische Bürgerschutzminister Michalis Chryssohoidis am Montagabend im Staatsfernsehen (ERT). Sollten radikale Migranten ihre Taktik fortsetzen, werde es harte Strafen für diese Menschen geben, hiess es. (sda/dpa)