Um die überfüllten Flüchtlingslager im Osten der Ägäis zu entlasten, hat die griechische Regierung am Montag damit begonnen, Hunderte Flüchtlinge aufs Festland zu bringen. Am Morgen startete auf der Insel Lesbos eine Fähre mit 640 Menschen, sie sollen nördlich der Hafenstadt Thessaloniki untergebracht werden.
Hunderte weitere Flüchtlinge sollen nachmittags mit einer anderen Fähre folgen, wie die Regierung mitteilte. Insgesamt sollten nach Berichten des Staatsfernsehens allein am Montag 1500 Flüchtlinge die Inseln verlassen, überwiegend Minderjährige, Frauen und Familien sowie kranke Menschen.
In den vergangenen Tagen hatten Hunderte Flüchtlinge aus der Türkei nach Griechenland übergesetzt. Auf den Inseln der Ostägäis sind zurzeit knapp 25'000 Menschen untergebracht.
Die Lager auf den Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos haben aber nur eine Aufnahmekapazität für 6338 Menschen. Als im März 2016 das Abkommen EU-Türkei zur Rückführung der Migranten in Kraft trat, lebten in den Lagern der Ägäisinsel nur etwa 5800 Menschen.
Die EU hatte 2016 mit der Türkei vereinbart, dass alle Flüchtlinge die aus der Türkei zu den Inseln übersetzen und kein Asyl in Griechenland bekommen, in die Türkei zurückgeschickt werden können, sollten sie kein Asyl in Griechenland bekommen.
Die Asylanträge werden wegen Personalmangels aber nur schleppend bearbeitet. Die konservative Regierung in Athen hat wiederholt erklärt, das Verfahren beschleunigen zu wollen.
Die EU-Kommission bot Griechenland Hilfe bei der Verlegung der Flüchtlinge an. «Wir sind bereit, die griechischen Behörden bei diesen Transfers zu unterstützen», sagte eine Sprecherin am Montag in Brüssel.
Die EU-Kommission ist demnach «besorgt über die grosse Zahl» der zuletzt in Griechenland angekommenen Flüchtlinge. Sie gehe aber davon aus, dass die Türkei sich weiter an das mit der EU abgeschlossene Flüchtlingsabkommen halte.
Nach Angaben der Kommissionssprecherin gilt die Rücknahme-Verpflichtung für die Türkei aus dem Abkommen nicht mehr, wenn Flüchtlinge von den griechischen Inseln auf das Festland verlegt werden. «Die Rückführung in die Türkei auf der Basis des Sicheren-Drittstaats-Prinzips kann nur von den Inseln aus stattfinden», sagte sie. (dfr/sda/dpa)