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Grossbritannien: Wer ist King Charles III. und was hat er zu bieten

Britain's King Charles III greets the crowd as he and Queen Camilla travel to Buckingham Palace in the Gold State Coach after their coronation ceremony in Westminster Abbey, in London, Saturday,  ...
Der steife Typ mit den Segelohren aka. King Charles III.Bild: keystone

Wer ist King Charles: Eine (nicht immer ganz objektive) Analyse

Nach 74 Jahren, 5 Monaten und (fast) 3 Wochen Wartezeit wurde Charles nun endlich gekrönt. Neben der Queen, Diana, William oder Harry wirkte der steife Typ mit den Segelohren oft wenig beeindruckend, sympathisch oder spannend. Und doch hat er einiges zu bieten.
07.05.2023, 12:5107.05.2023, 12:53
Nadja Zeindler / ch media
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Ich bin nicht per se Royal-Fan. Ich war ein Fan der Queen. Sie war eine faszinierende Person, die ihren Job ohne zu motzen und grosse Skandale bis zum Ende durchgezogen hat, - womit sie in ihrer Familie ziemlich einzigartig ist. Apropos: Ich bin kein Fan von Harry und Meghan, was ich schon ein-, zwei- oder dreimal erwähnt habe. Und was ist mit Charles? Jetzt steht er im Mittelpunkt, was in der Vergangenheit meistens eher negative Gründe hatte. Und das ist ganz schön unfair.

Nicht falsch verstehen, Charles hatte seine schlechten Momente - und manchmal war er ein absoluter Vollpfosten. Zum ersten Mal öffentlich präsentiert hat er das wohl, als er und Lady Diana bei ihrer Verlobung gefragt wurden, ob sie verliebt seien. «Natürlich», sagte Di. Und Charles antwortete mit dem Feingefühl einer Dampfwalze: «Was auch immer «verliebt» bedeutet.» Uff.

Und natürlich hat er Diana mit Camilla betrogen, was seiner Ehe endgültig den Todesstoss verpasste und seine Popularität krachend auf den Boden knallen liess. Noch heute prägt das für viele sein Image. Oder erneut, denn als das Drama in der fünften Staffel von «The Crown» aufgewärmt wurde, konnte eine ganz neue Generation Charles hassen. Schade, denn das ist längst nicht alles, was ihn ausmacht.

Charles wurde 1948 in eine Welt geboren, in der die Royals kurz nach dem Zweiten Weltkrieg bejubelt und geliebt wurden. Es war eine Welt, in der er seiner Nanny näher stand als seinen Eltern, die oft monatelang unterwegs waren. Und es war eine Welt, in der Jungs nicht sensibel und scheu zu sein hatten. Sie sollten stark sein und tun, was ihnen gesagt wird.

Letzteres tat Charles. Obwohl er der zukünftige König war, durfte er praktisch nichts selbst entscheiden - egal, ob es darum ging, welche Schule er besucht oder welche Frau er heiratet.

Und damit wären wir wieder bei Diana, zarte 20 Jahre alt, während Charles bei seinem letzten Geburtstag 32 Kerzchen ausblasen durfte. Heute nennen wir das «problematisch». Andererseits ist es ziemlich schwer, jemanden in seinem Alter zu finden, der den richtigen Namen hat und keine Vergangenheit. Übersetzt: eine perfekte Jungfrau. Das konnte Camilla beim besten Willen nicht bieten.

Dabei waren Charles und Diana komplett unterschiedlich, was vielleicht jemandem aufgefallen wäre, wenn sie sich vor ihrer Verlobung mehr als nur 13-mal getroffen hätten! Also stürzten sich bald beide in Affären, und wie das endete, wissen wir alle.

Es ist eine einzige Tragödie. Und sie überschattet bis heute alles, was Charles geleistet hat. Denn er hat aus seiner Vergangenheit gelernt und will es besser machen. Er steht seinen Söhnen nahe - zumindest noch einem davon. Aber er nennt Harry immer noch seinen «Darling Boy» - auch nach dessen royalem Abgang. Und seiner Netflix-Show. Und seinem Enthüllungsbuch.

Charles hat auch nicht wie ein verwöhntes Promi-Kind Däumchen gedreht, sondern sich eine Aufgabe gesucht, während er auf den Thron wartete. Seit den 70er-Jahren setzt er sich gegen den Klimawandel und für den Naturschutz ein. Da war er tatsächlich seiner Zeit voraus.

Und mit seiner selbstgegründeten Wohltätigkeitsorganisation, dem «Prince's Trust», hat er Tausenden jungen Menschen aus schwierigen Verhältnissen zu einer besseren Zukunft verholfen.

Braucht es die Royals? Natürlich nicht. Aber Charles ist modern. Zumindest für einen Royal. Und manchmal ist er auch ein alter, weisser Mann. Aber ich finde, die Krone hätte auf schlechteren Köpfen landen können. Immerhin ist niemand sonst so gut auf seine Aufgabe vorbereitet. Und so scharf darauf, sich zu beweisen. (aargauerzeitung.ch)

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