Mit dem Tod seiner Mutter wurde Charles III. nicht nur Staatsoberhaupt des Vereinigten Königreichs von Grossbritannien und Nordirland. Er übernahm automatisch auch die Regentschaft in 14 weiteren Ländern. Sie sind politisch unabhängig, unterstehen aber als sogenannte Commonwealth Realms formell der britischen Krone.
Fragt sich nur, wie lange noch. Als Elizabeth II. 1952 den britischen Thron bestieg, begann ihr Weltreich zu zerbröckeln. Indien als einstiges «Kronjuwel» des Empire hatte sich damals schon verabschiedet, die meisten übrigen Kolonien folgten in den kommenden Jahren und Jahrzehnten. Als «Auffang-becken» diente das Commonwealth of Nations.
Dieser kuriose Verbund von 56 Staaten lag der Queen sehr am Herzen. Seine grösste Krise erlebte er in den 1980er-Jahren, als die afrikanischen Mitglieder von der einstigen Kolonialmacht Sanktionen gegen den Apartheidstaat Südafrika verlangten. Doch die konservative Premierministerin Margaret Thatcher wollte davon nichts wissen.
Es brauchte das ganze diplomatische Geschick von Königin Elizabeth, um den Zerfall des Commonwealth zu verhindern. Mit ihrer Persönlichkeit hielt sie das heterogene Bündnis zusammen. Entsprechend gross war die Anteilnahme nach ihrem Ableben am letzten Donnerstag. Und entsprechend gefordert ist der neue König Charles III.
Am Sonntag empfing er Patricia Scotland, die Generalsekretärin des Commonwealth, sowie die Hochkommissare der 14 «Realms» im Buckingham Palace zu einer Audienz. Oder einem Abschiedsbesuch, denn Charles geniesst (noch) nicht den gleichen Respekt wie seine verehrte Mutter. Mehrere Untertanengebiete tendieren zur Umwandlung in eine Republik.
Die Hälfte der Länder, in denen der britische Monarch als Staatsoberhaupt amtiert, sind Inseln in der Karibik. Dort gibt es ausgeprägte Ressentiments gegenüber der Kolonialzeit und der damit verbundenen Sklaverei. Schon im letzten November, also noch zu Lebzeiten der Queen, ernannte sich Barbados nach einem Parlamentsentscheid zur Republik.
Thronfolger Charles reiste persönlich zur Vereidigung der bisherigen Generalgouverneurin als Staatspräsidentin und äusserte sein Bedauern über das «schreckliche Unrecht der Sklaverei». Zu einer Entschuldigung konnte er sich nicht durchringen, was nicht nur gut ankam. Mit Charles als König dürften weitere Staaten dem Beispiel von Barbados folgen.
Der Inselstaat Antigua und Barbuda will in den nächsten drei Jahren eine Volksabstimmung über die Umwandlung in eine Republik durchführen, kündigte Premierminister Gaston Browne am Samstag an. Im mittelamerikanischen Karibik-Anrainerstaat Belize und in Jamaika gibt es ebenfalls eine starke Tendenz zur Umwandlung in eine Republik.
Dies bekamen Prinz William und Herzogin Kate bei ihrer Karibik-Reise im Frühjahr zu spüren. Ihr als Charmeoffensive geplanter Trip geriet zu einem ziemlichen Reinfall. So bekam der nun zum Thronfolger aufgerückte William vom jamaikanischen Premierminister Andrew Holness zu hören, dass es unvermeidlich sei, eine Republik zu werden.
In den 1990er-Jahren fand in Australien eine heftig geführte Debatte über die Staatsform statt. Sie führte 1999 zu einer Volksabstimmung, in der sich 55 Prozent für die Beibehaltung der Monarchie aussprachen. Immerhin 45 Prozent waren für die Republik, und dieser Anteil dürfte in den mehr als 20 Jahren, die seither vergangen sind, weiter zugenommen haben.
Der neue Labor-Premierminister Anthony Albanese gilt als Befürworter der Republik. Er ernannte bei seinem Amtsantritt einen Minister, der den Übergang organisieren soll. Am Sonntag allerdings erklärte Albanese, er strebe vorerst kein neues Referendum an. Jetzt sei vielmehr die Zeit, die Verdienste der verstorbenen Königin zu würdigen.
In Neuseeland gab es keine Bestrebungen zur Gründung einer Republik. Forderungen in diese Richtung wurden aber immer wieder laut. Die Queen sah sich bei ihren Besuchen wiederholt mit Protesten konfrontiert. Premierministerin Jacinda Ardern erklärte 2018, sie gehe davon aus, dass Neuseeland «noch zu meinen Lebzeiten» eine Republik werde.
Premierminister Justin Trudeau rang sichtlich um seine Fassung, als er am Donnerstag ein Statement zum Tod von Queen Elizabeth abgab. Tatsächlich gab es im zweitgrössten Land der Welt mit seiner grossen französischsprachigen Minderheit bislang überraschend wenig Widerstand gegen die Monarchie, doch das könnte sich ändern.
In einer im April veröffentlichten Umfrage sprach sich nur ein Viertel der Befragten dafür aus, dass Kanada auch in Zukunft eine Monarchie bleibt. Ziemlich genau die Hälfte ist dagegen und nicht weniger als zwei Drittel wollen keine konstitutionelle Monarchie unter einem König Charles. Eine Republik scheint in Kanada nur eine Frage der Zeit zu sein.
Das sind schlechte Vorzeichen für den neuen Monarchen. Kaum hat er den Thron bestiegen, laufen ihm auch schon die Untertanen davon. Wenn Charles III. nicht grosses Geschick beweist, dürfte in den nächsten Jahren ein grosser Teil der 14 Länder, in denen er noch als Staatsoberhaupt amtiert, den Weg zur Republik wählen.
Damit stellt sich auch die Frage nach der Zukunft des gesamten Commonwealth. Je stärker die Erinnerung an das Empire verblasst, umso mehr wirkt es wie ein Folklore-Verein, der vielleicht noch durch die alle vier Jahre stattfindenden Commonwealth Games zusammengehalten wird. Eine Abschaffung ist dennoch unwahrscheinlich.
Der Historiker Philip Murphy von der University of London begründete gegenüber «iNews» mit britischem Understatement, warum das Commonwealth als Staatenbund nach seiner Ansicht auch unter König Charles weiter bestehen wird: «Es dient genügend nebensächlichen Zwecken und ist der Mühe nicht wert, dichtgemacht zu werden.»
Eigentlich ist es die Essenz von Rassismus sich nur durch eine Blutlinie von anderen abheben zu wollen.
Monarchie ist grundsätzlich einigermassen diskutabel, aber eine Erbmonarchie bei dem einzig zählt von welcher Blutlinie man abstammt, ist ziemlich von vorvorgestern.
Wo ist denn hier die achso woke gesellschaft die jeden kleinen Mist canceln will?