Die Wahlen finden am Donnerstag, den 4. Juli 2024, statt.
Der Donnerstag ist in Grossbritannien traditionell ein Wahltag. Das hat kulturelle Gründe. Sonntag kam für die Briten nicht infrage, weil befürchtet wurde, dass Kirchengänger an diesem Tag beeinflusst werden können. Freitag ist Pubtag – der Donnerstag hingegen ein traditioneller Markttag. Daher erschien er den Briten als besonders geeignet.
Gewählt wird das Unterhaus, das sogenannte House of Commons. Es besteht aus 650 Abgeordneten – für jeden Wahlkreis in Grossbritannien einen oder eine.
Das Unterhaus ist die deutlich mächtigere der beiden Parlamentskammern (die andere ist das House of Lords) und die eigentliche Legislative.
Aktuell besitzen die Konservativen (Tories) mit 345 Sitzen eine absolute Mehrheit und stellen mit Rishi Sunak auch den Premierminister. Laut britischem Gewohnheitsrecht musste Sunak bis Dezember 2024 Neuwahlen ausrufen – diese hat er nun auf Juli 2024 vorgezogen. Über seine Motive wird gerätselt, denn aktuell wird erwartet, dass er die Wahl deutlich verlieren wird. Böse Zungen behaupten, er schiele schon lange auf einen Job im Silicon Valley ... und dass er seine Kinder noch vor Ende des Sommers dort einschulen will.
Die zweite grosse Partei neben den Tories ist in Grossbritannien die Labour-Partei. 2014 verortete smarvote.ch in einem Artikel auf watson britische Parteien auf einem klassischen links-rechts-Schema im Vergleich zu Schweizer Parteien.
Die Tories wurden zwischen der FDP und der Mitte positioniert, Labour leicht links von der GLP. Vergleichbar zur SVP war in Grossbritannien damals die UKIP. Die Partei hat sich allerdings beinahe aufgelöst. Stattdessen besetzt Nigel Farages Reform UK, welche aus der Brexit-Party entstand, den rechten Rand.
So links, wie bei uns die Grünen und die SP politisiert in Grossbritannien nur die Green Party. Gemässigter sind die Liberal Democrats (LibDem) und die Scottisch National Party (SNP).
Die Analyse von smartvote ist allerdings schon etwas angestaubt. In den vergangenen Jahren dürften sich die Tories nach rechts bewegt haben. Einzelne Exponenten, beispielsweise Jacob Rees-Mogg, politisieren definitiv am rechten Rand.
Alles andere als ein deutlicher Sieg von Labour wäre eine Überraschung. Die Partei des Vorsitzenden Sir Keir Rodney Starmer büsste in den letzten Umfragen zwar etwas an Vorsprung ein, kommt aber noch immer auf 39 Prozent.
Sunaks Tories liegen 19 Prozentpunkte dahinter und laufen mit prognostizierten 20 Prozent sogar Gefahr, von rechts und Reform UK (17 Prozent) überholt zu werden. Die Rechtspopulisten werden mindestens drittstärkste Kraft.
Sollte es Labour nicht fürs absolute Mehr reichen, dann bietet sich eine Koalition mit den Liberal Democrats an. Mit erwarteten 12 Prozent sind sie ungefähr gleich gut im Rennen wie bei den letzten Wahlen 2019.
Beim britischen Premierminister handelt es sich um einen Mehrheitsführer. Bei einer Wahlniederlage der Tories und einem Sieg von Labour müsste Sunak zurücktreten. Er würde damit wohl auch seinen Job als Tory-Leader abgeben ... und vielleicht bald schon seine Kinder im Silicon Valley einschulen.