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Spenden-Ritter: Queen ehrt Tom Moore

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Königin Elizabeth II. schlägt Tom Moore, Weltkriegsveteran und Rekord-Spendensammler, während einer Zeremonie im Freien auf Schloss Windsor zum Ritter.Bild: sda

Ein tapferer Spenden-Ritter: Die Queen (94) ehrt Tom Moore (100)

18.07.2020, 14:2818.07.2020, 17:33
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Zusammen sind sie fast 200 Jahre alt: Die Queen (94) höchstpersönlich hat den britischen Weltkriegsveteranen und Rekord-Spendensammler Tom Moore (100) zum Ritter geschlagen. Wegen der Corona-Pandemie fand die Zeremonie am Freitag im Freien auf Schloss Windsor in der Nähe von London statt – unter Beachtung des Sicherheitsabstandes und bei schönstem Sommerwetter.

Königin Elizabeth II. hat sich seit Monaten gemeinsam mit Ehemann Prinz Philip (99) hinter den dicken Schlossmauern verschanzt. So gut wie alle offiziellen Termine wurden abgesagt. Dass sie den Rentner Moore aus dem Dorf Marston Moretaine trotz Coronavirus-Krise empfing, gilt daher als ganz besondere Ehre.

Die 94-Jährige nutzte für den Ritterschlag ein Schwert, das einst ihrem Vater George VI. gehörte. Erst berührte die Monarchin, die einen mintgrünen Mantel und einen gleichfarbigen Hut trug, mit der Klinge leicht Moores rechte Schulter und dann die linke. Dabei lächelte sie ihn an. Später sagte die nur etwas jüngere Queen: «100 ist ein grossartiges Alter.»

Queen solle sich nicht «ungeschickt mit Schwert» anstellen

ARCHIV - Der damals 99-j�hrige Kriegsveteran Tom Moore zeigt seinen Daumen nach oben. Der inzwischen 100 Jahre alte Brite, der mit seinem Spendenlauf am Rollator einen Weltrekord aufgestellt hat, wird ...
Der Hundertjährige witzelte im BBC-Interview gegen die Queen.Bild: sda

Moore im dunkelblauen Anzug hielt sich am Rollator fest. Er ist für sein hohes Alter geistig fit und amüsant. In einem BBC-Interview hatte er gewitzelt, er hoffe, dass sich die Queen beim Ritterschlag nicht ungeschickt mit dem Schwert anstelle.

Kurz vor der Ehrung hatte die Königin, die am Samstag schon 25'000 Tage im Amt ist, noch «Familienangelegenheiten» auf Schloss Windsor zu erledigen: Ihre Enkelin Prinzessin Beatrice (31) heiratete dort ihren Verlobten Edoardo Mapelli Mozzi (37). Beatrice hatte die Hochzeit wegen der Pandemie verschieben müssen. Sie ist die ältere der beiden Töchter von Prinz Andrew und Sarah Ferguson (beide 60).

Sir Tom Moore dürfte in Grossbritannien wohl mindestens so bekannt sein wie Beatrice. Er wird dort gefeiert wie ein Popstar.

Ärzte und Pfleger als «Helden der Pandemie bezeichnet»

Begonnen hatte alles mit einem Spendenaufruf für 1000 Pfund (knapp 1100 Euro). Er wolle dafür vor seinem 100. Geburtstag 100 Runden mit dem Rollator in seinem Garten drehen, versprach der Gentleman. Schliesslich kamen knapp 33 Millionen Pfund für den staatlichen, chronisch unterfinanzierten Gesundheitsdienst NHS zusammen. Mit der Riesensumme schaffte es Moore ins Guinness-Buch der Rekorde.

Moore bezeichnet die Ärzte und Pfleger in den Kliniken als Helden der Corona-Pandemie. «Jeden Tag riskieren sie ihr Leben für uns.» Er selbst gerät ins Schwärmen, wenn er daran denkt, wie aufopferungsvoll sich Ärzte und Pfleger vor nicht allzu langer Zeit um ihn gekümmert hatten. Der Veteran litt unter Hüftproblemen und hatte Hautkrebs.

Für die Öffentlichkeit war die Zeremonie in Windsor tabu. Aber Moores Familie – Tocher Hannah, Schwiegersohn Colin, Enkel Benji und Enkelin Georgia – durften dabei sein. «Wir sind so stolz auf ihn», sagte Georgia am Freitag.

125'000 Geburtstagskarten erhalten

Ob die Jüngsten aber vom Ritterschlag so begeistert waren wie von einem anderen Clou ihres Opas? Moore stürmte nämlich die Charts mit einer eigenen Version der Fussball-Hymne «You'll Never Walk Alone». Den Song hatte er mit Sänger Michael Ball und einem NHS-Chor aufgenommen. «Meine Enkelkinder können nicht glauben, dass ich die Charts anführe!», so Moore damals.

Die Spendenaktion des alten Herrn machte so viel Eindruck, dass nicht nur die Queen und Premier Boris Johnson ihm zu seinem 100. Geburtstag gratulierten. Er erhielt 125'000 Geburtstagskarten aus der ganzen Welt. Zwei Flugzeuge aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs überflogen das Haus des Veteranen in der Nähe von Bedford. Mit seiner Aktion animierte er auch andere Briten zu Spendenläufen, darunter eine gehbehinderte Seniorin, die sich zigfach die Treppe für einen guten Zweck hoch- und runterquälte.

In ihrem Elan sind sich der 100-Jährige und die Queen ähnlich. Ob sich die 94-Jährige nach der Zeremonie und der Hochzeit ihrer Enkelin am Samstag eine Pause gönnt? Mit ihren 25'000 Tagen im Amt schlägt sie alle anderen britischen Monarchen. Seit der Krönung 1953 erlebte Elizabeth zwölf Männer und zwei Frauen an der Regierungsspitze. (sda/dpa)

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7 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Unicron
18.07.2020 16:48registriert November 2016
Man mag viel über die Monarchie fluchen, aber genau solche Momente sind es welche sie rechtfertigen. Sie sind politisch unabhängig aber hoch angesehen. Vergleicht das mal mit den USA, wer will bitte einen Orden von Trump?
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Säuliämtler
18.07.2020 16:04registriert Mai 2018
Immer wenn ich etwas über die Queen lese, wird mir so sentimental zumute.
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Menel
19.07.2020 06:58registriert Februar 2015
Ich frag mich bei Ländern (USA, UK, Türkei...), in denen bei Krisen zu Spendenaktionen aufgerufen werden immer, für was die Regierungen denken, dass Steuern da sind?
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