Will Johnson wieder Premier werden? Nach dem Rücktritt der britischen Premierministerin Liz Truss wird heftig um ihre Nachfolge diskutiert. Dabei zeichnet sich parteiintern vor allem ein Streit um eine mögliche Kandidatur des früheren Premierministers Boris Johnson ab.
Laut der «Times» nimmt Johnson nämlich an, eine erneute Kandidatur sei im «nationalen Interesse». Berichten zufolge soll er deswegen sogar seinen Urlaub in der Karibik vorzeitig abgebrochen haben. Johnson hatte sein Amt als Premierminister vor sechs Wochen nach mehreren Skandalen und unter heftigem Druck seiner Fraktion niedergelegt.
Doch der ehemalige Premier hat trotz der «Partygate»-Affäre und vielen weiteren Skandalen Anfang Juli noch immer eine loyale Unterstützerbasis und schnitt in Umfragen unter Parteimitgliedern zuletzt wieder gut ab.
Unter anderem hat sich der britische Wirtschaftsminister Jacob Rees-Mogg am Freitag für eine Rückkehr Boris Johnsons ins Amt des Premierministers ausgesprochen. «I'm backing Boris» («Ich unterstütze Boris») twitterte der als exzentrisch geltende Brexit-Hardliner. Seinen Tweet versah er zudem mit dem Hashtag #BORISorBUST (auf Deutsch etwa: Boris oder kaputtgehen).
Und auch Ex-Kulturministerin Nadine Dorries, eine Vertraute Johnsons, befürwortet seine Rückkehr. Sie nannte den früheren Premier einen Siegertypen. Ein Kabinettsmitglied sagte ausserdem gegenüber dem Sender Sky News, Johnson sei in der Lage, die für eine Kandidatur nötigen Stimmen von 100 Tory-Abgeordneten zu erreichen.
Andere Tory-Abgeordnete wie Crispin Blunt warnen hingegen vor einem Johnson-Comeback. Der 58-Jährige sei nicht der Typ, um das Image der Partei wiederherzustellen, sagte dieser am Freitag dem Sky News. Der Parlamentarier Roger Gale kündigte sogar an, er werde aus der Partei austreten, wenn Johnson wieder in die Downing Street einziehe. Dem Portal «Politico» zufolge droht noch eine Reihe weiterer konservativer Abgeordneter, im Fall einer Ära Johnson 2.0 dem Premier die Gefolgschaft zu verweigern oder gar die Partei zu verlassen. «Ich werde Boris mit allen Mitteln stoppen», sagte ein Abgeordneter, der namentlich nicht in dem Bericht auftauchen wollte. «Wenn er gewinnt, bedeutet das das Ende der konservativen Partei.»
Auch auf Twitter wird fleissig über ein mögliches Comeback von Johnson diskutiert: «Es ist offensichtlich, muss aber gesagt werden – Boris Johnson kehrt nicht zurück, weil er die Wirtschaft retten oder unsere Leben verbessern will. Er kehrt zurück, weil er sein massiv verletztes Ego wieder aufbauen will», schreibt ein User. «Wenn die Antwort Boris Johnson lautet, hast du die Frage nicht verstanden», schreibt ein anderer.
It’s obvious, but also needs to be said - Boris Johnson is not returning because he wants to fix the economy or improve our lives. He’s returning because he wants to heal his massive, bruised ego
— Sam Bright (@WritesBright) October 20, 2022
If the answer is Boris Johnson, you haven’t understood the question.
— Ken Clarke (@MrKennethClarke) October 21, 2022
Aber der ehemalige Premierminister erhält auch Zuspruch: «Ich will einen Leader und Boris Johnson ist dieser Leader», lautet ein Tweet zur erneuten Kandidatur von Johnson.
I want a LEADER. Boris Johnson is that leader
— Klein (@Klein17172024) October 20, 2022
Um ins Rennen um die Truss-Nachfolge zu gehen, brauchen Kandidaten den Rückhalt von mindestens 100 Abgeordneten. Bis Montagnachmittag können noch Nominierungen eingehen. Nehmen mehr als zwei Kandidaten diese Hürde, soll bei Abstimmungen in der Fraktion danach ausgesiebt werden. Gibt es danach noch zwei Finalisten, kann die Parteibasis im Laufe der Woche in einem Online-Votum abstimmen. Die Entscheidung könnte auch schon früher fallen, falls sich einer der beiden Finalisten freiwillig zurückzieht. Spätestens am Freitag nächster Woche soll ein neuer Regierungschef oder eine -chefin gewählt sein.
Als Favoriten auf die Truss-Nachfolge gelten derzeit der frühere Finanzminister Rishi Sunak und Penny Mordaunt, die Ministerin für Parlamentsfragen, sowie aus dem rechtskonservativen Lager die am Mittwoch zurückgetretene Innenministerin Suella Braverman. Truss, die erst seit 6. September im Amt war, hatte am Donnerstag ihren Rücktritt angekündigt. Auslöser waren Marktturbulenzen aufgrund ihres radikalen Wirtschaftsprogramms, das auch in den eigenen Reihen auf scharfe Kritik gestossen war.
Nach dem Rücktritt der britischen Premierministerin Liz Truss hat die konservative Tory-Partei in Umfragen erneut deutlich an Zustimmung verloren.
In einer am Donnerstag von dem Marktforschungsinstitut PeoplePolling für den Sender GB News durchgeführten Umfrage gaben 53 Prozent der Befragten an, sie würden die oppositionelle Labour-Partei wählen, wenn eine Neuwahl anstünde. Nur 14 Prozent wollten trotz der politischen Turbulenzen in der britischen Regierung in den vergangenen Monaten noch die Tories wählen. Die Liberaldemokraten kamen in der Umfrage auf elf Prozent.
Die britischen Oppositionsparteien fordern nach dem erneuten Kollaps der konservativen Regierung eine sofortige Neuwahl. Diese muss allerdings die Regierung ausrufen, weshalb eine baldige Wahl als eher unwahrscheinlich gilt. Spätestens muss diese Anfang 2025 stattfinden, es wird aber mit einer Wahl im Jahr 2024 gerechnet.
(lst/sda/dpa)
Man oh man, wie müssen die Tories am Ar*** sein wenn sie den wieder bringen wollen.
Das wird wohl sogar für den berühmten britischen Humor zuviel sein.
In England wurde ein Staatsmann und Anführer gesucht und sie erhielten Clowns.
Andere Länder, andere Sitten.