Die für Dienstag geplante Abstimmung über die umstrittene UNO-Resolution zum 20. Jahrestag des Massakers in Srebrenica ist verschoben worden. Das Votum im UNO-Sicherheitsrat solle nun am Mittwoch stattfinden, teilten Diplomaten am Sitz der Vereinten Nationen in New York mit.
Bis dahin werde noch weiter verhandelt. Grossbritannien hatte die Resolution eingebracht, die das Kriegsverbrechen im Bosnien-Krieg scharf verurteilt. Russland stört sich vor allem an dem in dem Text verwendeten Begriff Völkermord und drohte laut Diplomaten mit einem Veto im UNO-Sicherheitsrat.
Im britischen Entwurf wird eine Anerkennung des Kriegsverbrechens gegen tausende muslimische Bosnier im Juli 1995 als «eine Voraussetzung für die Versöhnung» der ehemaligen Kriegsparteien bezeichnet. Mit der Resolution sollen den Angaben zufolge auch die Bemühungen um eine Untersuchung der Vorfälle unterstützt werden.
Diejenigen, «die wegen schwerer internationaler humanitärer Menschenrechtsverletzungen im Bosnien-Konflikt», wie etwa des «Genozids von Srebrenica», beschuldigt würden, müssten juristisch verfolgt werden, heisst es Diplomaten zufolge in dem Text. Dazu müssten alle Länder zusammenarbeiten.
Ausserdem enthält der Entwurf die Forderung, Lehren aus dem Versagen der Vereinten Nationen zu ziehen, die das Massaker von Srebrenica nicht verhindert hatten. Aus Sicht der UNO-Vetomacht Russland, eines traditionellen Unterstützers Serbiens, prangert der Text zu stark die Vergehen von Serben im Bosnien-Krieg an.
Am 11. Juli wird der 20. Jahrestag des Massakers begangen. 1995 waren bosnisch-serbische Milizen in die damalige UNO-Schutzzone Srebrenica einmarschiert und hatten an den leichtbewaffneten niederländischen UNO-Blauhelmsoldaten vorbei rund 8000 Muslime – vorwiegend Männer und Jungen – verschleppt und getötet.
Das Massaker von Srebrenica gilt als das schlimmste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg und wurde vom UNO-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag als Völkermord eingestuft. Führende bosnische Serben leugnen dies jedoch. (sda/afp)