Spijkenisse – da dürfte bei einigen watson-Usern ein Glöckchen klingeln.
Da war doch mal was?
Genau.
Anfang November ereignete sich in der holländischen Stadt nahe Rotterdam ein spektakuläres Unglück. Eine Metro durchbrach die Abschrankung einer Brücke – und kam auf einer Walflosse zu liegen. Glaubst du nicht? Voilà: Hier die Bilder.
Nun sind wir erneut über den Namen Spijkenisse gestolpert. Nicht wegen der Aussprache. Die ist eigentlich nicht schwierig – «ij» spricht man einfach als «ei» aus. Die Stadt heisst ganz einfach:
Sp...
...kenisse.
Da wir das nun geklärt haben, können wir euch auch erklären, warum wir noch einmal über Spijkenisse reden müssen. Und zwar wegen eines Tweets, der gerade die Runde macht. Denn offenbar wussten viele noch nicht, dass Spijkenisse architektonisch einiges zu bieten hat. Viel mehr als nur Walflossen.
Im Jahr 2010 kam der Künstler Robin Stam auf eine etwas seltsame Idee. Als er in einem Kaffee auf die Rechung wartete und auf die Banknoten vor sich starrte, wunderte er sich, wo denn diese Brücken stehen, die da abgedruckt sind. Schnell fand er heraus: Die Brücken auf den Euro-Noten sind nur Fiktion. Das «European Monetary Institute» entschied sich Ende der 90er-Jahre für fiktive Brücken, damit kein Land bevorteilt oder benachteiligt wurde.
«Also habe ich gedacht, es wäre doch witzig, wenn die Brücken, die fiktional sind, plötzlich existieren würden», erzählte Stam vergangenen Dezember der Deutschen Welle. Im Jahr 2010 präsentierte er seine Idee dem Stadtradt von Spijkenisse und der Europäischen Zentralbank. Beide waren von der Idee angetan und gaben grünes Licht. Stam kam zur richtigen Zeit. Ein neues Quartier von Spijkenisse war von Kanälen umgeben und brauchte dringend Brücken.
die niederländische stadt spijkenisse wird noch immer viel zu wenig dafür gewürdigt, dass sie alle fantasie-brücken auf der rückseite der euro-banknoten über einem einzigen kanal einfach nachbauen hat lassen. pic.twitter.com/KtIENAjsR2
— Roland Gratzer (@grr_mono) May 18, 2021
2013 konnte Stam sein Projekt vollenden. Fussgängerinnen und Fussgänger können jetzt in Spijkenisse wählen, ob sie über die 10-Euro-, oder 50-Euro-Brücke gehen wollen. Eine Brücke repräsentiert gar zwei Banknoten. Auf der einen Fassade wird die 5-Euro-Note repräsentiert. Auf der anderen die 20-Euro-Note.
Nachgebaut hat Stam auch die Brücke auf der 500-Euro-Note. Dieses Bauwerk wird eines Tages vielleicht eine ganz spezielle Bedeutung haben.
«Das ist die 500-Euro-Brücke, sie sollte eine Hängebrücke sein, ist es aber natürlich nicht», sagte Stam als er für die Deutsche Welle über den Kanal schritt. «Nun habe ich gehört, dass die 500-Euro-Note aus dem Verkehr gezogen wird. Alles, was übrig bleibt, ist also diese Brücke.»
Haben wir also wieder was gelernt. Toll, nicht?
(cma)