International
Indien

Air-India-Flugzeug in Indien abgestürzt – 241 Personen gestorben

1 / 9
Flugzeugabsturz in Ahmedabad

In der Millionenstadt Ahmedabad im indischen Bundesstaat Gujarat ist am Donnerstag ein Flugzeug kurz nach dem Start abgestürzt.

quelle: keystone / ajit solanki
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Air India: 241 der Menschen an Bord gestorben – ein Überlebender

In der Millionenstadt Ahmedabad im indischen Bundesstaat Gujarat ist am Donnerstag ein Flugzeug kurz nach dem Start abgestürzt. Zahlreiche Rettungskräfte sind derzeit im Einsatz – viele Fragen bleiben offen. Eine Übersicht.
12.06.2025, 11:5513.06.2025, 07:26
Mehr «International»

Was ist passiert?

In Indien ist am Donnerstag ein Flugzeug von Air India in der westindischen Stadt Ahmedabad abgestürzt.

Dieses Video soll den Absturz zeigen:

Video: twitter/aviationbrk

Das Flugzeug des Typs Boeing 787 Dreamliner war auf dem Weg von Ahmedabad nach London. Der Absturz erfolgte kurz nach dem Start nordöstlich der Stadt in einem Wohngebiet – das Flugzeug soll in ein Gebäude gestürzt sein. Auf Bildern in den sozialen Medien ist zu sehen, wie eine Rauchwolke über dem Gebiet aufstieg.

Wie viele Opfer gibt es?

241 Menschen sind laut der Fluggesellschaft Air India ums Leben gekommen. Dabei handelt es sich um fast alle Personen an Bord des Flugzeugs.

Zum Zeitpunkt des Absturzes befanden sich 242 Personen an Bord: 230 Passagiere, 2 Piloten und 10 Crew-Mitglieder. Bei den Passagieren handelte es sich laut Air India um 169 Personen aus Indien, 53 aus Grossbritannien, sieben aus Portugal und eine Person aus Kanada.

«Die verletzten Personen wurden von den örtlichen Behörden in die nächstgelegenen Spitäler gebracht», sagte Airline-Chef Campbell Wilson in einer Video-Stellungnahme auf der Plattform X.

Indien India Flugzeugabsturz
Ein Bild der indischen Behörde für Industriesicherheit zeigt die Trümmerteile der Unglücksmaschine.Bild: x/cisf

Auch am Boden gab es gemäss der Polizei Tote. Das Flugzeug stürzte in ein Wohngebäude – ein Wohnheim für Ärzte.

People watch smoke rising after an airplane crashed in Ahmedabad, Gujarat state, India, Thursday, June 12, 2025. (Mohan Nakum via AP)
India Plane Crash
Rauch in Ahmedabad nach dem Flugzeugabsturz.Bild: keystone

Wie die «Times of India» schreibt, trafen kurz nach dem Absturz mehrere Feuerwehrwagen und Krankenwagen bei der Absturzstelle an. Experten vermuten, dass die hohe Treibstoffmenge auf der internationalen Route den Brand nach dem Absturz verschlimmert hat und die Rettungsarbeit erschwert.

Minister: Zahl der Opfer des Flugzeugunglücks nach DNA-Proben

Eine genaue Zahl der Opfer beim Flugzeugabsturz in Indien kann nach Behördenangaben erst sicher nach DNA-Abgleichen genannt werden. Es sei eine gute Nachricht, dass es unter den 242 Insassen der Maschine einen Überlebenden gegeben habe, sagte Innenminister Amit Shah vor Journalisten in Ahmedabad, wo sich das Unglück ereignet hat. Er habe ihn dort im Krankenhaus getroffen.

Ob alle übrigen 241 Personen einschliesslich der zwölf Crewmitglieder an Bord umgekommen seien und wie viele Menschen am Boden, sagte er nicht. «Die Opferzahl wird nach der DNA-Bestätigung verkündet.»

Die Zeitung «The New Indian Express» berichtete unter Berufung auf die Polizei, dass ausser einem Passagier sonst niemand überlebt habe.

Informationen zu Opfern aus der Schweiz lagen bis Donnerstag keine vor. Die Abklärungen seien im Gange, die Schweizer Vertretungen in Mumbai, Neu-Delhi und London stünden mit den Behörden in Kontakt, schrieb das EDA auf Anfrage von Keystone-SDA.

Helfer suchten am Abend weiter nach Überlebenden.

Was weiss man zum Überlebenden?

Zunächst war die Rede davon, dass keiner der Passagiere überlebt habe. Nach Angaben der Fluglinie wurde nun aber doch ein Überlebender gefunden. Wie die Nachrichtenagentur ANI berichtet, habe die Polizei «einen Überlebenden auf Sitz 11A gefunden». Er befinde sich momentan in Behandlung.

Beim Überlebenden auf Sitz 11A soll es sich um den Briten Vishwashkumar Ramesh handeln, wie die «Hindustan Times» berichtet. Er habe seine Familie in Indien besucht und war mit seinem Bruder auf dem Rückweg nach England.

Ramesh hat bereits mit dem indischen Newsportal gesprochen: «Dreissig Sekunden nach dem Start gab es ein lautes Geräusch und dann stürzte das Flugzeug ab. Es ging alles so schnell», so der Brite. Nach dem Absturz habe er um sich herum überall Leichen gesehen. Er sei aufgestanden und gerannt, als ihn jemand gepackt und in einen Krankenwagen gebracht habe. Dann sei er ins Spital gefahren worden.

Die Berichte bestätigte der britische Regierungschef Starmer zunächst nicht. Sie seien dabei, die Fakten zu ermitteln, sagte der Premier nach Angaben von PA in London. Sie stünden in engem Kontakt mit den indischen Behörden. Ihre Gedanken seien bei den Freunden und Angehörigen der Betroffenen, die «von diesen schrecklichen Nachrichten zutiefst erschüttert sein werden».

Was weiss man zur Ursache?

Zur Ursache ist nur wenig bekannt. Wie die indische Luftfahrtbehörde berichtet, setzte die Maschine noch einen Notruf ab, reagierte auf Nachfragen vom Boden aber nicht mehr.

Die Boeing 787-8 Dreamliner B788 der Fluglinie Air India AI / AIC mit der Registrierung VT-ANR MSN: 36289 landet am Flughafen London Heathrow Airport EGLL/LHR. London Greater London Vereinigtes K�nigr ...
Bei der abgestürzten Maschine handelt es sich um einen Flieger des Typs Boeing 787 Dreamliner.Bild: www.imago-images.de

Erste Daten des sogenannten ADS-B-Systems, das im Sekundentakt Daten zu Position, Geschwindigkeit und Flughöhe liefert, zeigen laut «Flightradar24», dass das Flugzeug bis auf 625 Fuss gestiegen war – danach sei es mit einer Geschwindigkeit von 475 Fuss pro Minute gesunken. Warum es zum Sinkflug kam, ist bislang nicht klar.

Firefighters work at the site of an airplane that crashed in India's northwestern city of Ahmedabad in Gujarat state, Thursday, June 12, 2025. (AP Photo/Ajit Solanki)
APTOPIX India Plane Crash
Feuerwehrleute im Einsatz nach dem Absturz.Bild: keystone

Was sind die Reaktionen?

Indien

Air India hat den Absturz in einem Statement bestätigt. Natarajan Chandrasekaran, der Vorsitzende der Tata-Gruppe, zu welcher auch Air India gehört, schreibt:

«Mit tiefer Trauer bestätige ich, dass der Air-India-Flug 171 mit Ziel Ahmedabad London Gatwick heute in einen tragischen Unfall verwickelt war. Unsere Gedanken und unser tiefes Beileid sind bei den Familien und Angehörigen all derer, die von diesem verheerenden Ereignis betroffen sind.

In diesem Moment liegt unser Hauptaugenmerk auf der Unterstützung aller Betroffenen und ihrer Familien. Wir tun alles in unserer Macht Stehende, um die Notfallteams vor Ort zu unterstützen und den Betroffenen jede notwendige Hilfe und Betreuung zukommen zu lassen.

Sobald wir weitere gesicherte Informationen erhalten, werden wir Sie auf dem Laufenden halten. Ein Notfallzentrum wurde aktiviert und es wurde ein Unterstützungsteam für Familien eingerichtet, die Informationen suchen.»

Indiens Minister für zivile Luftfahrt Ram Mohan Naidu sagte, er sei schockiert und von Trauer erfüllt. «Ich überwache die Situation persönlich und habe alle Luftfahrt- und Katastrophenschutzbehörden angewiesen, schnell und koordiniert zu handeln», sagt er. Man werde nun alles versuchen, um medizinische Hilfe und Hilfsgüter zum Unglücksort zu bringen. «Meine Gedanken und Gebete sind bei allen Menschen an Bord und ihren Familien», so der Minister.

Nach dem Absturz eines Passagierflugzeugs im Westen Indiens und einer zeitweisen Sperrung des Abflughafens ist der Flugbetrieb wieder aufgenommen worden.

Seit 16:05 Uhr (Ortszeit) sei der Airport wieder im Betrieb, schrieb das indische Ministerium für Zivilluftfahrt auf der Plattform X. Zuvor hatte der Flughafen Sardar Vallabhbhai Patel der Millionenstadt Ahmedabad auf X mitgeteilt, dass sämtliche Flüge bis auf weiteres ausgesetzt würden.

Indiens Premierminister Narendra Modi sprach von einem «herzzerreissenden» Ereignis. «Die Tragödie in Ahmedabad hat uns alle traurig gemacht», schrieb er auf der Plattform X. Er stehe mit den Ministern und Behörden in Kontakt.

FILE - Indian Prime Minister Narendra Modi arrives for the ceremonial reception of the visiting Angol's President Jo�o Lourenco at the Indian presidential palace in New Delhi, India, May 3, 2025. ...
Indiens Premierminister Narendra Modi.Bild: keystone

Schweiz

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hat den Familien und Freunden der Opfer des Flugzeugabsturzes in Indien kondoliert. Die Schweiz habe mit «tiefer Trauer» vom Absturz erfahren, schrieb das EDA auf der Plattform X.

USA

US-Präsident Donald Trump hat dem Land Unterstützung angeboten. Indien sei ein «grosses» und «starkes» Land, doch die Vereinigten Staaten stünden bereit, im Bedarfsfall sofort Hilfe zu leisten, sagte der Republikaner bei einer Veranstaltung im Weissen Haus in Washington. Trump zeigte sich betroffen und sprach von einem «furchtbaren Absturz» und «einem der schlimmsten in der Geschichte der Luftfahrt». Niemand wisse bislang, was vorgefallen sei. (sda/dpa)

Grossbritannien

Der britische Premier Keir Starmer äusserte sich ebenfalls zum Unglück. «Die Szenen sind erschütternd», postete Starmer auf der Plattform X. «Ich werde über die Entwicklung der Lage auf dem Laufenden gehalten und bin in Gedanken bei den Passagieren und ihren Familien in dieser erschütternden Zeit.»

Grossbritannien schickt nach dem Absturz einer Passagiermaschine eigene Ermittler nach Indien. Die Nachrichten seien verheerend und die Unfalluntersuchung werde einige Zeit brauchen, sagte Premierminister Keir Starmer der Nachrichtenagentur PA zufolge. Die britische Flugunfallbehörde AAIB kündigte an, ein eigenes Team nach Indien zu schicken, um die dortigen Ermittlungen zu unterstützen.

Deutschland

Deutschlands Bundeskanzler Friedrich Merz nahm auf X Anteil. «Wir trauern mit den Familien und Angehörigen», schrieb er unter anderem. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier äusserte, «die Nachricht von dem verheerenden Flugzeugunglück am Flughafen von Ahmedabad, bei dem so viele Menschen ihr Leben verloren haben, hat mich zutiefst bestürzt.»

EU

«Wir teilen Ihren Schmerz», schrieb EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. An Indiens Premier Modi gerichtet, betonte sie: «Europa ist in diesem Moment der Trauer mit Ihnen und dem indischen Volk solidarisch.»

Pakistan

Selbst Erzrivale Pakistan drückte Indien nach dem Absturz sein Beileid aus. «Unser tief empfundenes Beileid gilt den Familien und Angehörigen aller an Bord befindlichen Personen», schrieb Pakistans Verteidigungsminister Khawaja Asif auf der Online-Plattform X. «Unsere Gedanken und Gebete sind bei all den Betroffenen.»

Die Botschaft des pakistanischen Verteidigungsministers kommt in einer Phase der diplomatischen Eiszeit zwischen den beiden Nachbarstaaten. Im Mai war es zwischen den beiden Atommächten, deren Beziehung aufgrund des Kaschmir-Konflikts ohnehin von Spannungen geprägt ist, zu gegenseitigen Luftangriffen und heftigen Gefechten im Grenzgebiet gekommen. Auslöser war ein Terroranschlag im indisch verwalteten Teil von Kaschmir am 22. April mit 26 Toten.

(dab/hkl) mit Material von sda und dpa

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
104 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Meierli
12.06.2025 13:19registriert November 2019
Auch wenn Watson hier Kommentare streicht. Es ist mittlerweile bestätigt dass der Pilot Mayday funkte. Offensichtlich gab es ein technisches Problem.
9311
Melden
Zum Kommentar
avatar
Joe Smith
12.06.2025 14:26registriert November 2017
475 Fuss pro Minute ist kein «abrupter Fall», sondern entspricht einem kontrollierten Gleitflug. Das wäre auch konsistent mit den Bildern des Videos, auf dem man ja sogar sieht, dass der Pilot kurz vor dem Aufprall noch die Nase zum Abfangen hochzieht. Zusammen mit dem abgesetzten Notruf spricht bisher also einiges dafür, dass es ein kompletter Motorenausfall war. Das ist aber natürlich auch nicht mehr als eine vorläufige Spekulation.
773
Melden
Zum Kommentar
avatar
Patho
12.06.2025 15:36registriert März 2017
Liebe Leute, es weist bisher nichts darauf hin, dass der Absturz wiedermal/wahrscheinlich/vermutlich ein Boeing-Problem ist!
Es ist der erste Absturz eines Dreamliners überhaupt. Da einen Trend oder innert ein paar Stunden eine Ursache erkennen zu wollen ist unseriös. Klar ist, dass es Boeing schaden wird, selbst wenn später herauskommt, dass sie absolut nichts für den Absturz können.

Momentan ist noch völlig offen, was der Grund des Absturzes war, noch offener ist eigentlich nur noch, wer dafür verantwortlich ist.
657
Melden
Zum Kommentar
104
    «Die Schweiz muss ihre Verflechtung mit dem russischen Oligarchentum aufarbeiten»
    Auch unter dem neuen Kanzler Friedrich Merz tue Deutschland nicht genug für die Ukraine, kritisiert der Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter. Lob hat der Christdemokrat allenfalls für die Grünen übrig. Die Politik der Schweiz finde er irritierend.

    Herr Kiesewetter, diese Woche war Friedrich Merz zu Gast bei Donald Trump. Dass der Kanzler das Treffen unbeschadet überstanden hat, sorgte in der deutschen Öffentlichkeit fast schon für Euphorie. Wurde Merz zu Recht gelobt?
    Roderich Kiesewetter: Merz hat sich die Besuche anderer Regierungschefs bei Trump wohl sehr genau angeschaut und die Situation richtig eingeschätzt. Vor allem hat er klar darauf hingewiesen, wer im Krieg zwischen Russland und der Ukraine Täter ist und wer Opfer. Dass er im Vorfeld keine allzu grossen Erwartungen geweckt hat, hat ihm sicherlich auch geholfen.

    Zur Story