International
Indien

Eskalation zwischen Indien und China: Opfer auf beiden Seiten

Grenzkonflikt zwischen China und Indien eskaliert – was bislang bekannt ist

16.06.2020, 10:2416.06.2020, 14:33
Mehr «International»

Was ist passiert?

Bei einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen chinesischen und indischen Soldaten hat es nach Angaben der indischen Armee Tote auf beiden Seiten gegeben.

Demnach starben ein indischer Offizier und zwei indische Soldaten. Auch auf chinesischer Seite habe es Tote gegeben, hiess es in Neu Delhi ohne weitere Details. Der Vorfall habe sich Montagnacht in der umstrittenen Grenzregion Ladakh im Himalaya ereignet. Aus dem chinesischen Aussenministerium hiess es, indische Streitkräfte hätten provokative Streifzüge entlang der Grenze gemacht.

Schusswaffen sind dabei aber nicht zum Einsatz gekommen, laut einem indischen Fernsehsender sei mit «Steinen und Stöcken» gekämpft worden. Es ist das erste Mal seit über 40 Jahren, dass der Grenzkonflikt Todesopfer fordert, schreibt die NZZ.

Eine Übersicht über die Spannungen:

Was ist der grössere Zusammenhang?

Zwischen den zwei Nuklearmächten mit den grössten Bevölkerungen der Welt gibt es während der letzten Wochen verstärkte Spannungen. Tausende Soldaten stehen sich an der fast 3500 Kilometer langen Grenze gegenüber. Bei den bisherigen Zwischenfällen Ende Mai und Anfangs Juni hatte es nach Faustkämpfen und Steinwürfen mehrere Verletzte gegeben.

Der Grenzverlauf in der Region Ladakh zwischen Indien und China ist umstritten.
Der Grenzverlauf in der Region Ladakh zwischen Indien und China ist umstritten. bild: google maps/bearbeitung watson

Am 6. Juni sind dann erstmals ranghohe Militärs beider Seiten zusammengetroffen, um die Spannungen abzubauen. Die Gespräche der Kommandeure fanden in der Garnison in Maldo auf der chinesischen Seite der seit Jahrzehnten umstrittenen Grenzlinie in der Himalaya-Region Ladakh im Bereich Chushul statt.

Im Anschluss an die Gespräche sagte ein Sprecher der indischen Armee lediglich, dass beide Seiten weiter über ihre militärischen und diplomatischen Kanäle in Kontakt blieben, «um die gegenwärtige Lage in den Grenzgebieten zwischen Indien und China anzusprechen».

Wie ernst ist die Lage?

Während es häufiger Treffen gibt, unterstreicht die Tatsache, dass es zuletzt auf Generalleutnants-Ebene stattfand, die Ernsthaftigkeit der jüngsten Konflikte. Indische Beobachter sprachen von einer neuen Qualität in den Vorstössen und der Stationierung chinesischer Truppen. Beide Seiten haben ihre Streitkräfte in dem Gebiet verstärkt.

This combination of two satellite photos of the Ngari G�1?4nsa civil-military airport base taken on April 1, left, and May 17, 2020, near the border with India in far western region of Tibet in China  ...
Satelliten-Bilder des Ngari-Flugplatzes in Tibet, nahe der Grenze zu Indien, zeigen verstärkte Aktivitäten um den Flugplatz.Bild: keystone

Ranghohe Militärvertreter der beiden Nachbarländer wollten sich noch am Dienstag treffen, um die Situation zu entschärfen, hiess es aus Indien. Beide Seiten bekräftigten, dass sie kein Interesse an einem bewaffneten Konflikt haben. Die territorialen Streitigkeiten müssten auf diplomatischer Ebene geklärt werden.

China und Indien hatten 1962 einen kurzen Krieg um ihre Grenze im Himalaya geführt, den China gewann. Seither gibt es immer wieder Zwischenfälle, die aber meist ohne Toten durch Gespräche gelöst werden konnten. Der Grenzverlauf ist nach wie vor nicht geklärt. Auch US-Präsident Donald Trump hatte kürzlich angeboten, in dem Konflikt zu vermitteln, was die Nachbarländer nicht wollten. (jaw/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Donald Trump in Indien
1 / 30
Donald Trump in Indien
Donald Trump hält sich zurzeit in Indien auf, hier ein paar Bilder dazu.
quelle: ap / michael wyke
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
10 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Jawolaufensiedenn
16.06.2020 10:52registriert März 2017
Wer will schon Trump als Vermittler? Da macht man ja den Bock zum Gärtner 🧐
27813
Melden
Zum Kommentar
avatar
Cpt. Jeppesen
16.06.2020 13:16registriert Juni 2018
Was bin ich froh in Europa zu leben. Da wird man an den Grenzen wenigstens nicht mehr erschossen, auch wenn das einige wieder haben möchten.
Wer mal ausserhalb der EU gereist ist, über mehrere Länder, der weiss wie schwierig sich Grenzübertritte gestalten können und wie häufig Leute schon erschossen wurden, nur weil sie sich ein paar Meter verlaufen hatten.
13818
Melden
Zum Kommentar
avatar
Swen Goldpreis
16.06.2020 14:43registriert April 2019
Mal vom Ernst der Lage abgesehen: Irgendwie ist es schon absurd, dass sich die Soldaten dort mit Fäusten und Stöcken gegenseitig verprügeln. Mir kommen da so Bilder von Bud Spencer Filmen.
693
Melden
Zum Kommentar
10
Die WG des Schreckens: Assad ist nicht der Erste, der in Moskau Asyl erhält
Assads Diktatur wurde zerschmettert, Unterschlupf findet er in Russland in einem Nobelquartier bei Moskau. So wie andere Despoten, Diktatoren und Putin-Versteher sich Russland zur neuen Heimat machen.

Innert weniger Tage zerbrach das Reich des Diktators Baschar al-Assad. 24 Jahre lang hatte er Syrien im Würgegriff. Den ersten Putschversuch vor zwölf Jahren konnte er dank der russischen Raketen und Bomben noch abwehren, nun ist die 56-jährige Herrschaft der alevitischen Familie Assad vorbei.

Zur Story