Die US-Regierung will der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) die Kontrolle über die irakische Provinz Anbar entreissen. Deshalb plant das Pentagon die Entsendung von 500 bis 1000 zusätzlichen Militärausbildern. Sie sollen irakische Truppen für den Kampf gegen die Dschihadisten ausbilden.
Die Stationierung eigener Kampfeinheiten lehnt das US-Militär weiterhin ab. «Wir haben festgelegt, dass es besser ist, mehr irakische Sicherheitskräfte auszubilden. Jetzt arbeiten wir an der Strategie dafür», sagte Pentagon-Sprecher Steven Warren. Unter anderem sei geplant, die Zahl der Trainingsstützpunkte von derzeit vier zu erhöhen.
Derzeit hat die US-Armee knapp 3100 Militärangehörige im Irak stationiert. Bislang haben etwa 9000 irakische Kämpfer eine Grundausbildung bei den Amerikanern durchlaufen. 2600 Soldaten sind derzeit im Training. «Weil die Truppen, die wir trainiert haben, sich besser schlagen als erwartet, denken wir, dass es in allgemeinem Interesse liegt, weitere auszubilden», fügte Warren hinzu.
Diese Einschätzung überrascht: Schliesslich war es dem IS zuletzt gelungen, Ramadi zu erobern. Die Hauptstadt der irakischen Provinz Anbar liegt nur etwas mehr als hundert Kilometer von Bagdad entfernt. Anschliessend warf US-Verteidigungsminister Ash Carter den irakischen Einheiten mangelnden Kampfgeist vor.
Die erweiterte Ausbildung soll sich auf sunnitische Kämpfer konzentrieren, heisst es aus dem Pentagon. Bislang ist die Regierung in Bagdad für das Training sunnitischer Einheiten verantwortlich – das geht den USA aber nicht schnell genug. Deshalb sollen künftig US-Ausbilder direkt sunnitische Freiwillige unterweisen. Die Waffen, die für sunnitische Kampfverbände bestimmt sind, sollen jedoch weiterhin über die irakische Regierung verteilt werden. «Wir möchten, dass mehr Sunniten kommen und ausgebildet werden», sagte Pentagon-Sprecher Warren.
Der irakische Ministerpräsident Haidar al-Abadi sei aufgefordert worden, dafür zu sorgen. Doch die von Schiiten dominierte Zentralregierung in Bagdad tut sich weiterhin schwer damit, sunnitische Einheiten in Anbar adäquat aufzurüsten. Sie unterstellt der sunnitischen Minderheit, sie hege Sympathien für die Radikalen des IS und werde die Waffen irgendwann auch gegen Schiiten einsetzen. Doch mit dieser Politik treibt Bagdad die Sunniten erst Recht in die Arme der Dschihadisten: In der vergangenen Woche leisteten zahlreiche Stammesführer aus Anbar einen Treueeid auf den selbst ernannten IS-Kalifen Abu Bakr al-Baghdadi. Ihre Kämpfer wollen nun gemeinsam mit der Terrormiliz gegen die Regierung kämpfen. (kad/syd/sda/afp/AP)