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Neue Proteste im Irak und Iran wegen Verunglimpfung des Korans

Neue Proteste im Irak und Iran wegen Verunglimpfung des Korans

22.07.2023, 13:2122.07.2023, 13:37
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Nach einer islamfeindlichen Aktion in Dänemark sind im Irak erneut Demonstranten auf die Strasse gezogen. Hunderte Menschen versammelten sich am Samstag in der Hauptstadt Bagdad nahe der dänischen Botschaft, wie Augenzeugen berichteten.

Protesters gather in Baghdad's Tahrir Square, carrying Iraqi flags and images of influential Iraqi Shiite cleric and political leader Muqtada al-Sadr, Saturday, July 22, 2023, following reports o ...
Demonstranten versammeln sich auf dem Tahrir-Platz in Bagdad mit irakischen Flaggen und Bildern des einflussreichen irakischen schiitischen Geistlichen und politischen Führers Muqtada al-Sadr, 22. Juli 2023.Bild: keystone

Sicherheitskräfte trieben sie mit Wasserwerfern auseinander und hinderten sie am Zugang zur sogenannten Grünen Zone, in der mehrere Botschaften liegen. Erneut handelte es sich vorwiegend um Anhänger des schiitischen Geistlichen Muktada al-Sadr. Die Demonstranten hielten Fotos Al-Sadrs in die Höhe und forderten Vergeltung.

epa10758780 An Iraqi demonstrator carries a copy of the Koran and chant slogans during a protest at Tahrir square in Baghdad, Iraq, 20 July 2023. Dozens of supporters of Iraqi Shiite Popular Mobilizat ...
Ein irakischer Demonstrant hält auf dem Tahrir-Platz in Bagdad ein Exemplar des Korans in die Luft, 20. Juli 2023.Bild: keystone

Die Kopenhagener Polizei bestätigte dänischen Medien, dass am Freitagnachmittag in der Nähe der dortigen irakischen Botschaft ein Buch verbrannt wurde. Ob es sich um einen Koran handelte, liess sie offen. Aufnahmen einer Gruppe namens «Danske Patrioter» (Dänische Patrioten) auf Facebook zeigen, wie ein Mann ein Buch anzündete, das einem Koran ähnelte. Dann legte er eine irakische Flagge über das qualmende Buch, die jedoch nicht Feuer fing. Daraufhin legte er die Flagge auf den Boden und ging mehrmals über sie hinweg.

Zuvor hatten bereits Verunglimpfungen von Koran-Exemplaren in Schweden zu Protesten in islamisch geprägten Ländern geführt. In Bagdad drangen Demonstranten vor wenigen Tagen in die schwedische Botschaft ein und legten Feuer. Der Irak wies die schwedische Botschafterin aus.

Saudi-Arabiens Aussenministerium sprach von einer «systematischen Provokation gegen die Gefühle von Millionen Muslimen auf der ganzen Welt». Im Iran und im Libanon schlossen sich Tausende Protesten an. Auch aus der Türkei kam Kritik.

Iran fordert «härteste Strafe» wegen Verunglimpfung des Korans

Nach der erneuten Verunglimpfung eines Korans in Schweden hat Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei die Auslieferung des Verantwortlichen gefordert. «Muslimische Gelehrte sind sich einig, dass der Täter dieses Verbrechens die härteste Strafe erhalten muss», hiess es am Samstag in einer Erklärung des Religionsführers, die von seinem Büro verbreitet wurde. Schweden ziehe den Hass der muslimischen Welt auf sich.

Der 84-Jährige äusserte sich nicht ausdrücklich dazu, was genau mit «härtester Strafe» gemeint ist. Mutwillige Koranschändungen gelten im Iran als Blasphemie. Im Extremfall kann dort für Gotteslästerung die Todesstrafe verhängt werden.

A demonstrator holds up a copy of the Quran and a portrait of the Supreme Leader Ayatollah Ali Khamenei in a protest against Sweden in front of the Swedish Embassy in Tehran, Iran, Friday, July 21, 20 ...
Eine Demonstrantin hält eine Kopie des Korans und ein Porträt des obersten Führers Ayatollah Ali Khamenei bei einem Protest t in Teheran, Iran, 21. Juli 2023, hoch.Bild: keystone

Am Donnerstag hatte ein gebürtiger Iraker zum zweiten Mal binnen weniger Wochen in Stockholm ein Exemplar der heiligen islamischen Schrift verunglimpft. Die Aktion war von der Polizei erlaubt worden. Kritik an Religionen ist in Schweden von der Meinungsfreiheit gedeckt. Die Behörden ermitteln nun jedoch wegen möglicher Volksverhetzung.

Am Freitag gingen im Iran Tausende nach dem Freitagsgebet bei staatlich organisierten Protesten auf die Strasse. Demonstranten zogen auch vor die schwedische Botschaft in der Hauptstadt Teheran. Am Donnerstagabend war der schwedische Botschafter ins Aussenministerium einbestellt worden. Aussenminister Hussein Amirabdollahian kündigte an, keinen neuen schwedischen Botschafter mehr zulassen zu wollen.

(cst/sda/dpa)

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8 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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S. S.
22.07.2023 14:45registriert September 2018
Klar ist es eine primitive Provokation, aber dass wegen der Verbrennung eines (1!) Buches eine Botschaft in Brand gesteckt wird, ist schon minimal übertrieben?

Irgendwie auch traurig, dass Menschen ihr Leben und ihre Gefühle derart von einem Gedankenkonstrukt ohne Bezug zur Realität diktieren lassen.
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