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Nicht der Koran ruft zu Gewalt auf, die radikalen Mullahs heizen sie an

04.02.2023, Hamburg: "Westliche Medien & Politik = geistige Brandstifter" steht auf einem Plakat von Demonstrationsteilnehmern. Bei einer Kundgebung gegen eine Koranverbrennung in Schwed ...
Protest von Muslimen in Hamburg gegen die geplante Koranverbrennung in Stockholm.Bild: keystone
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Nicht der Koran ruft zu Gewalt auf, die machtgierigen Mullahs heizen sie an

Die Verbrennung des Korans ist kontraproduktiv, weil sie den Konflikt weiter schürt.
22.07.2023, 08:01
Hugo Stamm
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Religionen stellen sich gern als Hüter von Moral und Ethik dar. Die meisten erheben den Anspruch, friedensstiftend zu sein. Auf viele Glaubensgemeinschaften in zivilisierten Ländern trifft dies mehr oder weniger zu. Gleichzeitig erleben wir aber immer wieder, dass der Glaube zu blindem Fanatismus führen kann.

Besonders anfällig für solche Radikalisierungen sind Politiker und Teile der Bevölkerung in islamischen Ländern, wie aktuelle Ereignisse demonstrieren. Im Iran zum Beispiel wüten die Mullahs und unterdrücken die Frauen. Tragen diese in der Öffentlichkeit kein Kopftuch, droht ihnen eine Gefängnisstrafe.

Und in Afghanistan starteten die Taliban jetzt eine neue Offensive gegen aufmüpfige Bürgerinnen und Bürger, die sich gegen das Terrorregime auflehnen oder für Menschenrechte einstehen. Auch hier sind vorwiegend Frauen betroffen, die besonders unter der Unterdrückung leiden.

Der Streit eskaliert zwischen Schweden und dem Irak

Diese Woche schliesslich eskalierte der religiöse Streit zwischen dem Irak und Schweden. Irakische Dissidenten bekamen in Stockholm die Bewilligung für eine Demonstration, bei der sie den Koran verbrennen wollten. Die religiösen irakischen Führer schäumten vor Wut, weil die schwedische Regierung die Protestaktion im Namen der Meinungsfreiheit zuliess.

Die islamistischen Diktaturen sind barbarisch und klar religiös motiviert. Ihre Führer benutzen religiöse Dogmen und Ideen, um das Volk zu knebeln und zu terrorisieren. Ihr Erfolg dabei dokumentiert, dass sich ein radikaler Glaube hervorragend eignet, die Leute zu radikalisieren. Schwingen sich Geistliche zu politischen Führern auf, potenziert sich die Gefahr.

Für viele Zeitgenossen in westlichen Ländern sind diese Entwicklungen in manchen islamischen Ländern der Beweis, dass der Koran die Gewalt legitimiert und somit ein destruktives Buch ist. Sie machen den islamischen Glauben für die politische Radikalisierung verantwortlich.

Diese Argumentation greift aber zu kurz. Zwar gibt es im Koran Gewaltverse, die es den Gläubigen erlauben, zu den Waffen zu greifen. Doch dies ist nur zur Verteidigung erlaubt und zum Schutz von Moscheen.

«Erst nach der Errichtung eines unabhängigen muslimischen Stadtstaats in Medina 622 erhielten sie von Gott die Erlaubnis, sich mit Waffengewalt zu wehren.»
Mustansir Mir

Kampf nur, um sich gegen Aggressionen zu wehren

Der amerikanische Koranexperte Mustansir Mir von der Youngstown State Universtiy im Bundesstaat Ohio sagte es in einem Interview mit dem Deutschlandfunk so: «Erst nach der Errichtung eines unabhängigen muslimischen Stadtstaats in Medina 622 erhielten sie von Gott die Erlaubnis, sich mit Waffengewalt zu wehren.»

Das bedeutet nun erstens, die Berechtigung zum Kampf im Islam wurde grundsätzlich dazu erteilt, um sich gegen Aggressionen zu wehren. Zweitens, Muslime dürfen nur dann zurückschlagen, wenn sie als organisiertes politisches Gemeinwesen zusammenleben beziehungsweise als muslimischer Staat.

In der Gründerzeit des Islams wurden Mohammed und seine Anhänger angefeindet und verfolgt. Bei der Verteidigung mutierte der Prophet zum erfolgreichen Feldherrn. Es kam zu mehreren kriegerischen Auseinandersetzungen, die Allah laut Koran legitimiert haben soll.

Der Koran ruft ausserdem zu Gerechtigkeit und Gleichheit auf. Man kann dem Islam deshalb nicht pauschal vorwerfen, er sei eine gewalttätige Religion. Ausserdem enthält auch die Bibel viele Gewaltszenen.

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Mullahs pervertieren den Glauben

Zurück in die Gegenwart. Die Ursache für die Unterdrückung der Bevölkerung – in erster Linie der Frauen – ist also nicht primär im Koran begründet, sondern muss primär bei den machthungrigen islamistischen Geistlichen gesucht werden. Sie benutzen den Glauben, um die Macht im Namen von Allah und Mohammed an sich zu reissen.

Dabei geben sie vor, die eigene Bevölkerung vor dem zerstörerischen Einfluss der dekadenten westlichen Zivilisation zu schützen. Ihr Einfluss reicht über die Moscheen bis zu den gläubigen Männern, die bei den Freitagsgebeten indoktriniert werden.

Auf diese Weise pervertieren die Mullahs den Glauben. Sie benutzen ihn hauptsächlich, um das Volk zu unterdrücken und ihre politische – also weltliche – Macht zu stärken. Es geht nicht darum, den Islam zu beschönigen. Er liefert das Fundament, auf dem die Auswüchse gründen.

Den Islam mit blinder Wut zu dämonisieren, wie dies bei uns viele tun, hilft uns nicht weiter. Deshalb schüttet die Koranverbrennung unnötig Öl ins Feuer und heizt den Konflikt weiter an.

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Hugo Stamm
Glaube, Gott oder Gesundbeter – nichts ist ihm heilig: Religions-Blogger und Sekten-Kenner Hugo Stamm befasst sich seit den Siebzigerjahren mit neureligiösen Bewegungen, Sekten, Esoterik, Okkultismus und Scharlatanerie. Er hält Vorträge, schreibt Bücher und berät Betroffene.
Mit seinem Blog bedient Hugo Stamm seit Jahren eine treue Leserschaft mit seinen kritischen Gedanken zu Religion und Seelenfängerei.

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864 Kommentare
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AngelitosHE
22.07.2023 08:40registriert September 2018
Im Endeffekt wird es den Leuten egal sein was genau im Koran steht und was nicht, entscheidend ist wie sich dessen Anhänger verhalten.

Und da gibts noch Luft nach oben.
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tychi
22.07.2023 09:04registriert Juli 2016
Nicht nur Frauen sind unterdruckt und werden gewalttätig behandelt, auch schwule Männer und lesbische Frauen, atheistische Menschen und solche die einer Spiritualität folgen, die nicht dem Monotheismus verpflichtet ist, z. B. Buddhisten. Leider ist diese Denke auch in der Schweiz weit verbreitet. Oft unter der Oberfläche. Darum muss Religionsfreiheit immer auch so verteidigt werden: Das Recht frei zu sein von Religion.
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S. S.
22.07.2023 08:44registriert September 2018
Ich würde jetzt nicht sagen dass in "zivilisierten" Ländern Religion zum Frieden beiträgt, sondern eher die Insignifikanz eben jener.
Die Fundis von "Marsch fürs Läbe" tragen eher weniger zum gesamtgesellschaftlichen Frieden bei.
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