Der 27-jährige Iraner Mehran Samak nahm nach dem WM-Spiel zwischen den USA und dem Iran an Protesten gegen das iranische Regime in der Stadt Bandar Anzali teil. Dabei feierten die Demonstrierenden den Sieg des Gegners – oder vielmehr die Niederlage der eigenen Mannschaft, die von Teilen der iranischen Bevölkerung als Symbol des Regimes gesehen wird.
Nachdem Samak aus Freude über die Niederlage oder eben als Akt des Protests in seinem Auto gehupt hatte, wurde er «von den Sicherheitskräften direkt ins Visier genommen und in den Kopf geschossen». So berichtet es die in Norwegen ansässige Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights (IHR).
Am Dienstag spielte der Iran an der WM in Katar gegen die USA. Ein Spiel, das aufgrund der politischen Situation zwischen den beiden Ländern jede Menge Zündstoff barg. Die Länder unterhalten seit den 80er-Jahren keine diplomatischen Beziehungen mehr. Im Vorfeld der Partie kam es zu gegenseitigen Provokationen:
Auf dem Platz war die Partie dann aber fair, der Umgang zwischen den Spielern höchst respektvoll. Dennoch löste der 1:0-Sieg der US-Amerikaner eine Menge aus – insbesondere auf den iranischen Strassen. Bilder, wie die Iranerinnen und Iraner die Niederlage ihres Teams feierten, gingen via Soziale Medien um die Welt.
Iran is a country where people are very passionate about football. Now they are out in the streets in the city of Sanandaj & celebrate the loss of their football team against US.
— Masih Alinejad 🏳️ (@AlinejadMasih) November 29, 2022
They don’t want the government use sport to normalize its murderous regime.pic.twitter.com/EMh8mREsQn pic.twitter.com/MqpxQZqT20
Die Jubelstürme waren eine weitere Form des Protests gegen das iranische Regime. Seit Wochen und dem mutmasslich gewaltsamen Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini protestieren die Menschen auf den Strassen zahlreicher iranischer Städte für mehr Frauen- und Menschenrechte im streng islamisch regierten Staat.
Begleitet werden die Proteste von starken Repressionen der Behörden. Nach Angaben des IHR sind bisher mindestens 448 Menschen durch die iranischen Sicherheitskräfte getötet, ungezählte weitere verletzt und verhaftet worden.
Besonders tragisch ist der Tod von Samak für Saeid Ezatolahi. Wie Samak stammt Ezatolahi aus Bandar Anzali, einer Stadt mit rund 120'000 Einwohnern, nordwestlich von Teheran am Kaspischen Meer gelegen. Der 26-jährige Mittelfeldspieler des Iran kannte Samak aus gemeinsamen Zeiten im Fussballklub, als die beiden Kinder waren. Ezatolahi veröffentlichte eine Nachricht in einer Instagram-Story, in welcher er um seinen Jugendfreund trauerte.
Hard to believe this is real:
— The Citizen (@QPasa18760302) November 30, 2022
2 Childhood teammates;
One played in the #worldcup last night against #US team and the other one was shot in his car while celebrating #US victory 🖤people of Iran are living a tragic film scenario#mahsaamini #iranrevolution2022 RIP #Mehran_Samak pic.twitter.com/S0YDCU7ETm
Er schrieb darin, an Samak gerichtet, dass die Nachricht über seinen Tod nach der bitteren Niederlage sein Herz gebrochen habe, wie der «Guardian» berichtet.
Zu den Umständen des Todes nahm Ezatolahi nicht direkt Stellung – allerdings äusserte er sich kryptisch: «Eines Tages werden die Masken fallen, die Wahrheit wird ans Licht kommen.» Und er fügte hinzu: «Das ist nicht das, was unsere Jugend verdient hat. Das ist nicht das, was unsere Nation verdient.»
Die iranischen Spieler stecken in einer enorm schwierigen Situation. Einerseits wird von ihnen seitens der Regierung erwartet, den Iran angemessen zu «repräsentieren». Andererseits hofft die protestierende Bevölkerung auf öffentlichkeitswirksame Zeichen auf der grösstmöglichen Bühne der Welt in Katar, die die Solidarität mit den Menschen zeigen.
Im ersten Spiel der WM kamen die Spieler dem nach, indem sie bei der Hymne nicht mitsangen. Bereits in der zweiten Partie aber taten sie dies zaghaft wieder – wohl auf Druck des Regimes und unter Androhung von Strafen. Vor der Partie gegen die USA gab es zudem Berichte, dass die Iraner in Katar überwacht und bedroht worden sind.
Trotz des brutalen Vorgehens der Regierung jubelten und protestieren die Iranerinnen und Iraner in der Folge des Spiels auch andernorts. Laut dem «Guardian» gab es auch in Teheran und in Sanandaj, der Hauptstadt der Kurden, spontane Feiern wegen der Niederlage. Nach der Niederlage gegen England kam es bereits zu vergleichbaren Szenen.
Die Menschen skandierten unter anderem «Tod dem Diktator». Gemeint ist das religiöse Oberhaupt und der iranische Staatsführer Ayatollah Ali Chamenei. Der Slogan gilt als einer der wichtigsten und wird während den Protesten immer wieder gerufen.
Auch Hupkonzerte auf den Strassen kamen verschiedenenorts vor – für Mehran Samak bedeuteten diese das Todesurteil. (con)
معلومه از فالوئرهای سرهنگ کرمی زند هستند. خوب خیابون رو قفل کردند.✌️🤣pic.twitter.com/M16glQqjuy
— me@narimangharib.com - #MahsaAmini (@NarimanGharib) November 29, 2022
Erinnert mich ans Mittelalter, als der beleidigte Ehrenmann seinen Beleidiger umgehend zum frühmorgentlichen Duell aufforderte, nur dass im Fall des Irans "Ehrenmorde" vorzugsweise von hinten und an Unbewaffneten mit Vorliebe für Frauen begangen werden...
Wäre Allah so mächtig, wie das bösartige Mullah-Régime, würde er dieses sofort hinweg fegen!
Aber vielleicht ist er da ja dran und gibt sich Mühe, tut sich nur enorm schwer mit seinen islamistischen Anhängern...
Zudem:
- Der Staat drangsaliert, verhaftet und massakriert seine Bürger*innen.
- Mullahs und Diplomaten und deren „Kinder“ leben im „Westen“ in Saus und Braus. Was im Iran gilt, gilt für diese nicht. Westliche Regierungen: Schmeisst sie raus.
- Und endlich: Stoppt den Handel mit diesem Regime und tragt die Sanktionen mit.