Sie sind männlich, jung, ohne Perspektiven, der Salafisten-Szene nahe. Sie sind die perfekte Beute für den «IS». Mit Propagandavideos, die vermeintlich heroische Kämpfer Seite an Seite in der Wüste Syriens zeigen, lockt die Terrormiliz neue Rekruten in den Dschihad.
Doch der angeblich «heilige Krieg» ist ganz anders, als die Hochglanz-Propaganda-Version verspricht.
Eine Audiodatei, die der Hamburger Verfassungsschutz veröffentlichte, gewährt nun seltene Einblicke in das Leben der «IS»-Kämpfer an der Front. Die Datei stammt von einem 17-jährigen Hamburger, der als Kleinkind mit seiner Familie aus einem zentralafrikanischen Land nach Deutschland kam, und bereits mit 14 Jahren in die salafistische Szene abrutschte.
In den Jahren danach habe sich Bilal radikalisiert, berichtet Welt.de unter Berufung auf den Hamburger Verfassungsschutz. Im Mai 2015 habe er schliesslich den Beschluss gefasst, sich dem bewaffneten Dschihad anzuschliessen. Bereits zwei Monate später sei er gestorben. Es wird gemutmasst, Bilal sei vom «IS» getötet worden.
Grund dafür könnte Bilals Abrechnung mit dem «IS» sein. In der Audiodatei schildert er seine Ankunft in der syrischen «IS»-Hochburg Rakka, wo er zusammen mit anderen Deutschen in ein Haus gebracht wird.
Die «IS»-Leute hätten ihm Frau, Haus und geregeltes Einkommen versprochen. Doch stattdessen sah sich Bilal eingepfercht in einem Haus, ohne rauszudürfen, ohne beten zu dürfen, ohne trainieren zu können. Eine Strategie gibt es nicht – die jungen Männer sind lediglich Kanonenfutter.
«Bilals Darstellungen vom Leben an der Front in Syrien und im Nordirak räumen mit der romantisierenden Vorstellung des Dschihad auf und entlarven die Propaganda des «IS» als Lügengebilde», sagt Marco Haase, Sprecher des Verfassungsschutzes gegenüber Welt.de. Die Veröffentlichung sei als Warnung gedacht.
Der Fall Bilal zeige ausserdem, welch enorme Bedeutung die Medien für Terroristen hätten. «Auf die Wahrheit kommt es der Terrormiliz dabei nicht an – es geht um Radikalisierung und Rekrutierung, um Kanonenfutter für ihren verbrecherischen und menschenverachtenden Kampf», sagt Haase.
(dwi)
„Allein diese Wortwahl „Islamischer Staat“ es ist kein islamischer Staat! Es ist ein ideologisches Gebilde, ein Sektengebilde, das wirklich nichts mehr mit dem Islam zu tun hat. Deshalb sollten wir denen auch gar nicht die Ehre geben, sich mit dem Namen einer Weltreligion zu schmücken. Es gibt zum Beispiel das arabische Wort (...) DAESH, und heißt auf Arabisch „die Zertrampler“. Das Wort benutzen die Engländer und Franzosen, statt IS. Das sollten wir auch tun, nennen wir sie einfach Zertrampler."