International
EU

Regierung von Donald Trump arbeitet auf die Spaltung der EU hin

President Donald Trump speaks at Mount Airy Casino Resort, Tuesday, Dec. 9, 2025, in Mount Pocono, Pa. (AP Photo/Alex Brandon)
Trump
Die Regierung von Präsident Donald Trump arbeitet gezielt auf die Spaltung der Europäischen Union hin.Bild: keystone

Geheim-Plan enthüllt: Diese vier Länder will die Trump-Regierung von der EU abspalten

Ein nicht öffentlicher Zusatz zur US-Sicherheitsstrategie zeigt: Die Regierung von Präsident Donald Trump arbeitet gezielt auf die Spaltung der Europäischen Union hin. Erste europäische Geheimdienste stufen die USA nun als Bedrohung ein.
12.12.2025, 06:2012.12.2025, 06:20
Remo Hess, Brüssel / ch media

Am Mittwoch erhielt Wirtschaftsminister Guy Parmelin Grünes Licht aus den USA. Die Trump-Regierung werde die Zölle gegen die Schweiz jetzt wie versprochen auf 15 Prozent senken.

Dass die Ankündigung ausgerechnet am Tag von Parmelins Wahl zum Bundespräsidenten kam, war kein Zufall. Sein Departement hat dies mit Washington so abgesprochen.

Die US-Regierung zeigt damit zweierlei: Erstens ist sie sich offensichtlich bewusst, was die Zollsenkung für den persönlichen Erfolg des SVP-Bundesrats bedeutet. Gleichzeitig scheinen die USA jetzt auch in der Schweiz das zu tun, was sie neuerdings überall in Europa machen wollen: Sie stärken jene Kräfte, die Trump ideologisch nahestehen. Und das wäre hierzulande die SVP. Nirgends gibt es so viele Trump-Verehrer. Nirgends ist die EU-Skepsis grösser als bei der Schweizerischen Volkspartei.

Österreich, Ungarn, Polen und Italien sollen bearbeitet werden

Diese Kräfte in Europa gezielt zu fördern, ist Teil der neuen US-Sicherheitsstrategie. Sie trägt die Handschrift von Vize-Präsident JD Vance und Trump-Berater Stephen Miller. Auch knapp eine Woche nach ihrer Veröffentlichung sorgt das Papier weiter für Unruhe. Die USA prophezeien dem alten Kontinent darin die «zivilisatorische Auslöschung». Als eines der Hauptprobleme Europas sehen sie die EU, welche die Souveränität der Nationalstaaten unterminieren würde.

In einem Zusatz zur Strategie, der erst am Dienstag öffentlich wurde, gehen Trumps-Strategen nun aber noch weiter. Sie nennen konkret vier Länder in Europa, auf welche die USA fokussieren und welche sie von der EU «herauslösen» wollen. Diese wären: Österreich, Ungarn, Polen und Italien, zitiert das US-Newsportal «Defense One» aus dem Zusatz-Dokument.

Offensichtlich sehen die USA in den vier genannten Ländern Potenzial für einen EU-Austritt. Es gelte, «mit Parteien, Bewegungen sowie intellektuellen und kulturellen Personen zusammenzuarbeiten, die nach Unabhängigkeit und der Erhaltung des traditionellen europäischen Lebensweges streben», heisst es.

In Österreich ist damit die rechtspopulistische und EU-feindliche Freiheitliche Partei (FPÖ) gemeint. Das ist auch deshalb brisant, weil die FPÖ aktuell nicht Regierungspartei, sondern Opposition ist. Setzen die USA ihre Strategie um, würden sie also an einem Regierungswechsel in der Alpenrepublik mitarbeiten. Dasselbe gilt für Polen, wo die Regierung von Premierminister Donald Tusk das Land vor zwei Jahren zurück auf einen pro-europäischen Kurs gebracht hat.

Dieser Ansatz des «Regime-Change» steht freilich auch im Widerspruch zu der beabsichtigten Rückkehr der USA zur sogenannten «Monroe-Doktrin», die unter anderem die Nichteinmischung in Europa beinhaltet.

Nur sehr grobschlächtiges Verständnis der europäischen Politik

Allgemein fällt auf, wie holzschnittartig die USA die politische Situation in Europa einschätzen. In Ungarn zum Beispiel, wo die Regierung Trump uneingeschränkt auf Ministerpräsident Viktor Orban setzen, steht dessen Regierung bei den Wahlen im kommenden April vor der Ablösung. Die oppositionelle Tisza-Partei liegt in den Umfragen zehn Prozentpunkte vorne.

Ausserdem mag Orban konstant gegen Brüssel wettern. 82 Prozent seiner Landsleute finden aber, dass Ungarn von der EU-Mitgliedschaft profitiert. In Polen sind es sogar 85 Prozent. Diese Länder von der EU abzulösen, wird also schwierig.

Unklar ist, was die Amerikaner bei Italien genau meinen. Dass Trump der rechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni freundlich gesinnt ist, ist bekannt. Gleichzeitig hat Meloni seit ihrem Amtsantritt ihre EU-Skepsis grösstenteils abgelegt. Das dürfte auch an den fast 200 Milliarden Euro an Wirtschaftshilfen liegen, welche Italien aus dem Corona-Wiederaufbaufonds der EU erhält.

Aber vielleicht will die US-Regierung auch den Meloni-Konkurrenten Matteo Salvini fördern. Dieser ist nicht nur ein Fan von Trump, sondern seit Jahren auch ein Bewunderer von Russlands Machthaber Wladimir Putin.

Dänemarks Geheimdienst sieht USA als Sicherheitsrisiko

Wie dem auch sei: In Europa stellt man sich auf die neuen aussenpolitischen Ziele der Trump-Regierung ein. Das gilt auch für die Nachrichtendienste, wo die USA zunehmend als Sicherheitsrisiko wahrgenommen werden. «Die USA nutzen nun ihre wirtschaftliche und technologische Stärke als Machtinstrument, auch gegenüber Verbündeten», heisst es im am Mittwoch veröffentlichten Jahresbericht des dänischen Auslandsgeheimdienstes.

Und am Dienstag sagte Sinan Selen, der Chef des Deutschen Verfassungsschutzes, er sehe zwar keinen Anlass zu glauben, die USA hätten mit Europa gebrochen. Trotzdem müsse hinsichtlich der Sicherheitsstrategie jetzt möglichst rasch geklärt werden: «Was ist damit eigentlich konkret gemeint?»

Ob das etwas ist, was US-Präsident Donald Trump selbst beantworten könnte, ist fraglich. Denn dass er das von ihm unterzeichnete Dokument jemals gelesen hat, glaubt sein ehemaliger Sicherheitsberater John Bolton nicht. Er habe sich schon bei seinem letzten Mandat nicht für die nationale Sicherheitsstrategie interessiert. Solche Dokumente seien ihm «ohnehin egal», so Bolton bei einer Veranstaltung in Washington. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
132 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
Die beliebtesten Kommentare
avatar
The Mac
12.12.2025 06:30registriert Juni 2024
Ich bezweifle, dass ein derart limitierter Mensch wie Trump die ganze Zeit solche Ideen hat. Was wir hier sehen, ist die wahrscheinlich die Politik von Miller und Vance. Trump kennt nicht einmal den Unterschied zwischen Polen und Pollen.
2416
Melden
Zum Kommentar
avatar
SkoOct
12.12.2025 06:38registriert Mai 2025
Trump arbeitet systematisch daran, möglichst viele europäische Staaten gegeneinander auszuspielen... Das ist keine Diplomatie, das ist ein Angriff auf die europäische Stabilität! Er weiss genau, ein gespaltenes Europa lässt sich leichter manipulieren. Und der lachende Dritte sitzt im Kreml.. dort wo man sich über jeden Riss in Europa freut.
2223
Melden
Zum Kommentar
avatar
Auster N
12.12.2025 06:31registriert Januar 2022
Aber natürlich diese vier. Österreich-Ungarn für den Anschluss, Polen, weil Adolf auch das wollte und Mussolinis Italien. Passt perfekt.
1885
Melden
Zum Kommentar
132
In Österreich gilt bis 14 Jahren in Schulen ein Kopftuchverbot
Muslimische Mädchen in Österreich dürfen bis zum Alter von 14 Jahren künftig in Schulen kein Kopftuch mehr tragen. Im Parlament wurde eine entsprechende Gesetzesänderung beschlossen.
Zur Story