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Hisbollah-Raketenangriff auf Golanhöhen – Netanjahu droht

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Rettungskräfte im Dorf Madschd al-Schams, wo die Rakete auf einem Fussballfeld einschlug. Bild: keystone

Hisbollah-Raketenangriff auf Golanhöhen – Netanjahu droht mit «schweren Konsequenzen»

Ein Raketenangriff auf einen Fussballplatz erschüttert Israel. Mindestens elf junge Erwachsene starben. Verursacher soll die radikalislamische libanesische Hisbollah sein. Benjamin Netanjahu droht nun mit Vergeltung.
27.07.2024, 22:1228.07.2024, 04:20
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Nach dem folgenreichen Raketenangriff auf die von Israel besetzten Golanhöhen will der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu so schnell wie möglich aus den USA nach Israel zurückkehren. «Unmittelbar nach Bekanntwerden der Katastrophe gab Ministerpräsident Netanjahu Anweisungen, die Rückkehr nach Israel so schnell wie möglich voranzutreiben», schrieb sein Büro auf X.

Netanjahu hat der Hisbollah mit schweren Konsequenzen gedroht. Der Regierungschef habe in einem Telefonat mit dem geistlichen Führer der Drusen angekündigt, dass der Angriff auf das von der Religionsgemeinschaft bewohnte Dorf Madschd al-Schams nicht ohne Folgen bleiben werde, berichtete die Zeitung «The Times of Israel» unter Berufung auf Netanjahus Büro.

«Premierminister Netanjahu machte deutlich, dass Israel den mörderischen Angriff nicht einfach so durchgehen lassen wird und dass die Hisbollah dafür einen hohen Preis zahlen wird, den sie bisher noch nicht gezahlt hat», wurde das Büro des Regierungschefs zitiert.

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Rückflug um einige Stunden vorgezogen

Die Zeitung «The Times of Israel» berichtete unter Berufung auf Netanjahus Delegation in den USA, der ohnehin für den späten Abend (Ortszeit) geplante Rückflug werde für einige Stunden vorgezogen. Netanjahu hatte in den USA eine Rede vor dem Kongress gehalten und US-Präsident Joe Biden, Vizepräsidentin Kamala Harris und Ex-Präsident und Präsidentschaftskandidat Donald Trump getroffen.

Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu speaks while meeting with Republican presidential candidate former President Donald Trump at his Mar-a-Lago estate, Friday, July 26, 2024, in Palm Beach, Fla. ...
Der israelische Premierminister Netanjahu weilt derzeit in den USA. Hier bei seinem Treffen mit Donald Trump. Bild: keystone

Mindestens 11 Todesopfer

Bei dem Einschlag einer Rakete auf einem Fussballfeld in dem Dorf Madschd al-Schams waren zuvor mindestens elf Menschen ums Leben gekommen. Alle Opfer seien zwischen 10 und 20 Jahren, zitierte die «The Times of Israel» den Militärsprecher Daniel Hagari. Laut ersten Ermittlungen wurde zwar Raketenalarm ausgelöst, allerdings erst kurz vor dem Einschlag.

In dem nun angegriffenen Dorf leben vor allem Drusen. Die arabischsprachige Religionsgemeinschaft ist im 11. Jahrhundert aus dem schiitischen Islam hervorgegangen und siedelt heute vor allem in Syrien, dem Libanon, Israel und Jordanien.

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Beschädigte Elektroroller in Madschd al-Schams. Bei den Opfern handelt es sich laut israelischen Medienberichten um Kinder und Jugendliche.Bild: keystone

Hisbollah dementiert

Die israelischen Streitkräfte machten die Hisbollah im Libanon für den Angriff verantwortlich. Eine erste Lageeinschätzung und Geheimdienstinformationen deuteten darauf hin, dass die Schiiten-Miliz die Raketen abgefeuert habe, teilte das Militär mit.

Nach Angaben der israelischen Streitkräfte hat die Hisbollah rund 40 Raketen auf die Golanhöhen abgefeuert. Mindestens eine davon sei in Madschdal Schams eingeschlagen.

Die Hisbollah hingegen erklärte, mit dem Vorfall nichts zu tun zu haben. Man weise die Vorwürfe, Madschd al-Schams angegriffen zu haben, kategorisch zurück, hiess es in einer Mitteilung.

Libanons Regierung verurteilt «Attacken gegen Zivilisten»
Die geschäftsführende Regierung des Libanon hat nach dem Einschlag einer Rakete auf den von Israel besetzten Golanhöhen mit mindestens elf Todesopfern «alle Gewalthandlungen und Attacken gegen Zivilisten» verurteilt. Sie rief zu einem «umgehenden Ende der Kampfhandlungen an allen Fronten auf», wie die geschäftsführende Regierung der Staatsagentur NNA zufolge mitteilte. Angriffe gegen Zivilisten seien ein «eklatanter Bruch des Völkerrechts».
Auch die UN-Beobachtermission Unifil, die seit 1978 das Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon überwacht, äusserte sich umgehend. Die UN-Mission sei «in Kontakt mit den Parteien, um Spannungen zu verringern», sagte Unfil-Sprecher Andrea Tenenti der Deutschen Presse-Agentur. (sda/dpa)

«Wir stehen vor einem umfassenden Krieg»

Israelische Medien sprachen vom tödlichsten Vorfall seit dem Ausbruch der Gefechte zwischen Israel und der Hisbollah im Oktober. Er weckte die Befürchtung, dass es in der Region zu einem grösseren Flächenbrand kommen könnte.

«Es gibt keinen Zweifel, dass die Hisbollah alle roten Linien überschritten hat», sagte Aussenminister Israel Katz dem Fernsehsender Channel 12. «Wir stehen vor einem umfassenden Krieg.» Das könne mit hohen Kosten für Israel verbunden sein, aber die Kosten für die Hisbollah würden noch höher sein, warnte der Chefdiplomat.

Der israelische Präsident Izchak Herzog hat den Raketenangriff scharf verurteilt. «Die vom Iran bewaffnete und finanzierte Hisbollah macht keinen Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen, Soldaten und Zivilisten, Juden und Muslimen, Drusen und Christen», schrieb er auf X. «Die Terroristen der Hisbollah haben heute Kinder brutal angegriffen und ermordet, deren einziges Verbrechen darin bestand, Fussball zu spielen.» «Die Welt kann den Terroranschlägen, die auf Geheiss des Reichs des Bösen im Iran erfolgen, nicht weiter schweigend zusehen», schrieb Herzog weiter auf X. «Der Staat Israel wird seine Bürger und seine Souveränität entschieden verteidigen.»

Die israelischen Streitkräfte und die Hisbollah liefern sich seit dem Beginn des Gaza-Kriegs nahezu täglich Gefechte. Zuletzt nahm die Intensität deutlich zu. Auf beiden Seiten gab es bereits Tote. Die Hisbollah handelt nach eigenen Aussagen aus Solidarität mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen. Seit langem wird befürchtet, dass sich der Konflikt ausweiten könnte. Die schiitische Miliz verfügt über ein umfangreiches Raketenarsenal mehrheitlich iranischer Provenienz. (dhr/sda/dpa)

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