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Israels Armee greift Hamas-Spitze in Katar an

Israels Armee greift Hamas-Spitze in Katar an

10.09.2025, 11:3210.09.2025, 11:32
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Israels Armee hat eigenen Angaben zufolge die Führungsspitze der islamistischen Hamas in Doha, der Hauptstadt des Golfstaats Katar, angegriffen. «Jahrelang leiteten diese Mitglieder der Hamas-Führung die Operationen der Terrororganisation, sind direkt für das brutale Massaker vom 7. Oktober verantwortlich und orchestrierten und steuerten den Krieg gegen den Staat Israel», teilte das israelische Militär mit. Israels Luftwaffe bestätigte, sie sei an dem Angriff beteiligt gewesen. Laut Medienberichten griffen Kampfjets und Drohnen an.

Smoke rises from an explosion, allegedly caused by an Israeli strike, in Doha, Qatar, on Tuesday, Sept. 9, 2025. (UGC via AP)
Qatar Israel Hamas
Am Dienstagnachmittag, 9. September, hat Israel die Spitze der Hamas in Doha angegriffen.Bild: keystone

Katar verurteilte den Angriff scharf. Es handle sich um einen «eklatanten Verstoss gegen alle internationalen Rechte und Normen» und eine «ernsthafte Gefahr für die Sicherheit» der Bevölkerung in Katar, so der Sprecher des Aussenministeriums Madschid al-Ansari.

Die «Times of Israel» berichtete unter Berufung auf Diplomaten, dass Katar seine Rolle als Vermittler aussetzen werde. Doha habe die US-Regierung über den Schritt informiert. Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani deutete am Abend aber an, dass Katar an seiner Rolle als Vermittler im Gaza-Krieg festhalten könnte.

Der Nachrichtenkanal Al-Arabija berichtete, dass bei dem Angriff nach vorläufigen Informationen Chalil al-Haja getötet worden sei. Eine Bestätigung für den Tod al-Hajas oder anderer Hamas-Funktionäre gab es zunächst nicht. Der israelische Armeesender berichtete, der Angriff mit dem Codenamen «Feuergipfel» habe der verbliebenen Führungsriege der Islamistenorganisation gegolten.

Al-Haja ist der höchste Hamas-Führer im Ausland, der auch die Hamas-Delegation bei den indirekten Verhandlungen mit Israel um eine Waffenruhe leitet. Al-Haja hielt sich die meiste Zeit in Katar auf. Andere höhere Hamas-Funktionäre im Ausland leben ebenfalls zumeist in Katar oder in der Türkei.

Netanjahu: Angriff auf Hamas in Katar von Israel initiiert

Israel übernahm laut Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die volle Verantwortung für den Angriff in Katar. «Die heutige Aktion gegen die führenden Terroristenführer der Hamas war eine völlig unabhängige israelische Operation. Israel hat sie initiiert, Israel hat sie durchgeführt», hiess es in einer Stellungnahme von Netanjahus Büro.

epa12361891 Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu visits the scene of a shooting incident in Jerusalem, 08 September 2025. At least five people were killed and several others injured by gunfire af ...
Laut dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu übernehe Israel die volle Verantwortung für den Angriff.Bild: keystone

Hamas-Quellen bestätigten Al-Dschasira, dass der Angriff auf das Verhandlungsteam der Organisation gezielt habe.

Der israelische Fernsehsender Channel 12 berichtete unter Berufung auf israelische Regierungsvertreter, dass US-Präsident Donald Trump dem Angriff vorab zugestimmt habe.

Katar spricht von Angriff auf Wohngegenden

Israels Angriff habe auf Wohngegenden gezielt, in denen Mitglieder des politischen Büros der Hamas wohnten, erklärte Aussenamtssprecher al-Ansari.

Nach der Explosion in der katarischen Hauptstadt war eine grosse Rauchwolke zu sehen, wie die Fernsehsender Al-Arabija und Al-Dschasira berichteten. Die katarische Nachrichtenseite Doha News zeigte ein zerstörtes Gebäude, vor dem ein schwarzer Geländewagen parkt. Auch Doha News berichtete, dass Israel das Hamas-Verhandlungsteam angegriffen habe.

Damage is seen after an Israeli strike targeted a compound that hosted Hamas' political leadership in Doha, Qatar, Wednesday, Sept. 10, 2025. (AP Photo/Jon Gambrell)
Mideast Wars Qatar
Das Gebäude, in dem das Treffen stattfand, ist mutmasslich gezielt angegrifen worden.Bild: keystone

Katar vermittelt zusammen mit Ägypten und den USA im Gaza-Krieg zwischen Israel und der Hamas. Die Verhandlungen um eine Waffenruhe kommen aber seit Monaten nicht voran. Israels Regierung beabsichtigt unterdessen, die Stadt Gaza militärisch vollständig einzunehmen.

Waffenruhe im Januar war für al-Haja ein Triumph über Israel

Al-Haja hatte das Abkommen über eine Waffenruhe zu Jahresbeginn als Triumph über Israel beschrieben. «Unser Volk hat die erklärten und verborgenen Ziele der Besatzung vereitelt. Wir beweisen heute, dass die Besatzung unser Volk und seinen Widerstand niemals besiegen wird», so al-Haja weiter.

Die im Januar in Kraft getretene Waffenruhe brach nach zwei Monaten zusammen. Israel hatte sich geweigert, im Zuge einer nächsten Phase der Waffenruhe über eine Beendigung des Krieges zu verhandeln, so wie es ursprünglich vereinbart gewesen war.

Die Massaker an Israelis vom 7. Oktober 2023 hatte al-Haja als Wendepunkt in der Geschichte der palästinensischen Sache bezeichnet, bei denen Israel ins Mark getroffen worden sei. Die Hamas werde sich weiterhin daran ausrichten, Jerusalem und die Al-Aksa-Moschee Israel zu entreissen, sagte al-Haja. Er fügte hinzu: «Unser Feind wird von uns niemals einen Moment der Schwäche sehen.»

Forderungen an Katar, das Hamas-Büro zu schliessen

Nach den Unruhen der arabischen Aufstände in der Region eröffnete die Hamas 2012 ein politisches Büro in Katar. Schon vorher war aus dem Golfemirat viel Geld an die Hamas geflossen, die 2007 die Macht im Gazastreifen übernommen hatte. Nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 auf Israel wurden Forderungen an die Regierung Katars lauter, das Büro zu schliessen.

Der israelische Generalstabschef Ejal Zamir hatte vor zehn Tagen Angriffe auf Hamas-Führer im Ausland angedroht. «Mit unseren Aktionen sind wir noch nicht fertig», sagte er nach einem Angriff auf den Hamas-Sprecher Abu Obaida. «Die meisten Hamas-Führer sind im Ausland, und wir werden auch zu ihnen vordringen.»

FILE - Israeli Defense Minister Israel Katz speaks during a meeting with Secretary of Defense Pete Hegseth at the Pentagon on July 18, 2025, in Washington. (AP Photo/Mark Schiefelbein, File)
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Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz spricht Warnungen an die Hamas aus.Bild: keystone

Auch der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hatte erst am Montag eine scharfe Warnung an die Hamas ausgesprochen. «Heute wird ein gewaltiger Hurrikan über den Himmel der Stadt Gaza hereinbrechen und die Dächer der Terror-Hochhäuser werden beben», schrieb Katz in einem Post auf der Plattform X. «Dies ist die letzte Warnung an die Mörder und Vergewaltiger der Hamas in Gaza und in den Luxushotels im Ausland: Lasst die Geiseln frei und legt die Waffen nieder – oder Gaza wird zerstört und ihr werdet vernichtet», schrieb Katz weiter.

Warnungen an die Hamas von Israel und USA

Zuvor hatte bereits US-Präsident Donald Trump eine «letzte Warnung» an die Hamas ausgesprochen, um kurz vor Israels weiteren Vorstoss in der Stadt Gaza eine diplomatische Lösung zu erzwingen.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast zwei Jahren hat Israel bereits zahlreiche ranghohe Hamas-Anführer und Kommandeure im Gazastreifen getötet, unter ihnen Jihia al-Sinwar und Mohammed Deif. Den damaligen politischen Führer der Hamas, Ismail Hanija, tötete Israel bei einem Anschlag in Teheran.

Israels Polizeiminister spricht von «historische Entscheidung»

Der israelische Polizeiminister Itamar Ben-Gvir schrieb zu dem Angriff in Katar, jüdisches Blut dürfe nicht länger ungestraft vergossen werden. «Die Entscheidung, die wir getroffen haben, diejenigen anzugreifen, die das Massaker vom 7. Oktober über uns gebracht haben, ist eine weitere historische Entscheidung in einer Reihe wichtiger und historischer Beschlüsse, die wir gefasst haben», schrieb er bei X. «Ich verfolge meine Feinde und hole sie ein, kehre nicht um, bis ich sie vernichtet habe», zitierte er aus der Bibel.

UN-Generalsekretär verurteilt Angriff

UN-Generalsekretär António Guterres hat den israelischen Angriff auf die Führungsspitze der Hamas in Katar scharf kritisiert. «Ich verurteilte diese eklatante Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität Katars», sagte Guterres in New York. «Alle Parteien müssen auf einen dauerhaften Waffenstillstand hinarbeiten und dürfen ihn nicht zerstören.» Katar habe bei den Bemühungen um eine Waffenrune und die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen eine positive Rolle gespielt.

United Nations Secretary-General Antonio Guterres speaks at United Nations headquarters, Tuesday, Sept. 9, 2025. (AP Photo/Seth Wenig)
Antonio Guterres
António Guterres kritisiert den Angriff stark.Bild: keystone

Aus Jordanien und den Vereinigten Arabischen Emiraten kam dagegen scharfe Kritik. Jordaniens Aussenminister bezeichnete den Angriff als «feige Aggression» sprach auf X von einem eklatanten Verstoss gegen das Völkerrecht.

Der emiratische Präsidentenberater Anwar Gargasch nannte den Angriff eine «heimtückische israelische Attacke». Die Vereinigten Arabischen Staaten ständen fest an der Seite ihres Schwesterstaats Katar. «In voller Solidarität mit dem lieben Katar», postete auch der emiratische Aussenminister Abdullah bin Sajid. (sda/dpa)

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