International
Israel

«Bibi Ciao»: Zehntausende Israelis demonstrieren gegen Justizreform

«Bibi Ciao»: Zehntausende Israelis demonstrieren gegen Justizreform

01.07.2023, 21:31
Mehr «International»
Israelis protest against plans by Prime Minister Benjamin Netanyahu's government to overhaul the judicial system, in Tel Aviv, Israel, Saturday, July 1, 2023. (AP Photo/Ariel Schalit)
In Tel Aviv, Jerusalem, Haifa und weiteren Städten gingen wieder Zehntausende auf die Strasse.Bild: keystone

In Israel haben am Samstagabend wieder Zehntausende Menschen gegen die umstrittene Justizreform protestiert. Bei der zentralen Kundgebung in Tel Aviv skandierten die Demonstranten «Demokratie», während sie weiss-blaue Nationalfahnen schwenkten. Mehrere Teilnehmer dichteten das Protestlied «Bella Ciao» zudem kurzerhand zu «Bibi Ciao» um. «Bibi» ist der Spitzname des rechtskonservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.

Auch in Jerusalem, Haifa und etlichen weiteren Städten gingen Medienberichten zufolge wieder Tausende auf die Strasse.

Die Regierung geht die Justizreform aktuell wieder konkret an. Netanjahu hatte die Pläne zum Umbau des Justizsystems nach massivem Druck im März zunächst ausgesetzt. Israelischen Medien zufolge soll nun aber in den nächsten Wochen ein Gesetz verabschiedet werden, das die Möglichkeit des Gerichts einschränken soll, Entscheidungen der Regierung für «unangemessen» zu erklären. Kritiker befürchten, dass entscheidende Posten so willkürlich von der Regierung besetzt werden könnten.

Vor wenigen Tagen versuchte Netanjahu noch zu beschwichtigen: Er habe einen umstrittenen Teil der Reform «verworfen», sagte er dem «Wall Street Journal». Konkret gehe es um eine Klausel, mit der das Parlament die Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs mit einer einfachen Mehrheit aufheben kann. Kritiker sehen darin jedoch keine Kehrtwende der Reform, auch weil aus ihrer Sicht noch viele weitere problematische Punkte auf der Agenda der Regierung stehen.

Die Koalition will mit dem Umbau das oberste Gericht des Landes gezielt schwächen. Die Regierung wirft dem Richtern übertriebene Einmischung in politische Entscheidungen vor. Kritiker sehen die Gewaltenteilung und damit die demokratische Ordnung in Gefahr.

Für Montagabend ist bereits die nächste Demonstration geplant - vor dem Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv. Der Flugverkehr soll dabei nach Angaben der Organisatoren nicht gestört werden. In Israel sind derzeit Sommerferien und viele Familien fliegen in die Ferien. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
Sex, Blut und Gewalt in Stuttgarter Oper – und mittendrin ist diese Schweizerin
Am Samstag feierte die mit Sex, Blut und Gewalt gespickte Opernperformance «Sancta» Premiere in der Staatsoper von Stuttgart. Die Schweizer Schauspielerin Annina M. spielt im Stück eine Hauptrolle.

«Sancta» ist nichts für schwache Nerven. Die Opernperformance der bekannten österreichischen Choreografin und Performancekünstlerin Florentina Holzinger, die am letzten Samstag in Stuttgart Premiere feierte, schlug hohe Wellen.

Zur Story