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Angriff von Israels gegen die Hamas in Katar - die Folgen

Israels Schlag gegen die Hamas in Katar und die Folgen

Die israelischen Angriffe auf die Hamas-Führung in Doha werden die Beziehungen zwischen den USA und den arabischen Golfstaaten belasten. Deren Verhältnis zu Israel ist nachhaltig gestört.
10.09.2025, 14:4410.09.2025, 16:25
Michael Wrase / ch media
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Die Warnung aus Washington an die Regierung von Katar kam zehn Minuten zu spät. «Als Trumps Sonderbotschafter Witkoff mich anrief», stellte der katarische Premierminister Mohammed bin Abdulrahman am Dienstagabend in einer kurzen Fernsehansprache klar, «waren die israelischen Raketen bereits in unserem Gästehaus eingeschlagen». Die Flugzeuge, von denen sie abgefeuert wurden, hätten US-Aufklärer über dem Persischen Golf «zu spät gesehen, um die Israelis noch zur Umkehr zu zwingen», behaupteten Regierungsstellen in Washington.

Damage is seen after an Israeli strike targeted a compound that hosted Hamas' political leadership in Doha, Qatar, Wednesday, Sept. 10, 2025. (AP Photo/Jon Gambrell)
Mideast Wars Qatar
Beschädigtes Gebäude in Doha: Hier schlug Israel gegen die Hamas-Führung zu.Bild: keystone

Dort legte man grossen Wert auf die Feststellung, dass der amerikanische Präsident keinesfalls in die Angriffspläne der Israelis eingeweiht gewesen war – wie dies israelische Staatsmedien am Dienstagnachmittag behauptet hatten. «Es war eine Entscheidung von Netanyahu und keine Entscheidung, die ich getroffen habe», betonte Trump in seinem Netzwerk Truth Social.

Dies bestätigte einen Tag später auch Israels UNO-Botschafter Danny Danon. «Wir handeln nicht immer im Interesse der Vereinigten Staaten», gab er gegenüber einem israelischen Radiosender zu. Zudem seien die Attacken am Montag «kein Angriff auf Katar, sondern ein Angriff auf die Hamas gewesen», fügte der Diplomat hinzu.

KEYPIX - Smoke rises from an explosion, allegedly caused by an Israeli strike, in Doha, Qatar, on Tuesday, Sept. 9, 2025. (UGC via AP)
Rauchsäule über der katarischen Hauptstadt nach dem israelischen Angriff.Bild: keystone

Für das Emirat Katar waren nicht nur die israelischen Angriffe ein schwerer Schock. Auch das als widersprüchlich empfundene Verhalten und Vorgehen der USA vor und nach den israelischen Luftangriffen haben die Herrscher des steinreichen Mini-Staates tief verunsichert. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Donald Trump dem katarischen Emir mit freundlichen Worten versicherte, dass er «Katar (noch immer) als einen starken Verbündeten betrachte und überdies «sehr betrübt über den Ort des israelischen Angriffs» sei.

Ärger in der US-Hauptstadt

«Die USA haben im Nahen Osten die Kontrolle verloren», analysierte Andreas Krieg vom Londoner Kings College die Ereignisse vom Dienstag und betonte: «Sie haben in ihrer selbst auferlegten Rolle als Beschützer der arabischen Golfstaaten versagt. Diese werden sich jetzt fragen, ob sie den USA noch vertrauen können und sich womöglich nach anderen Bündnispartnern umsehen».

Gerade einmal vier Monate sind vergangen, seitdem Donald Trump in Saudi-Arabien, Abu Dhabi und Katar Milliardenverträge über technische und militärische Zusammenarbeit unterzeichnet hat. «Ich glaube wirklich, wir mögen uns sehr», hatte der US-Präsident in Riad freudestrahlend verkündet und seinen arabischen Freunden versichert, ein «verlässlicher Bündnispartner» zu sein. Seinen grossen Worten folgten, wie schon so oft, keine konkreten Taten.

Mit Verärgerung registrierte man in Washington, dass Saudi-Arabien und andere arabische Staaten keinerlei Anstalten machten, dem 2020 von Trump initiierten Abrahams-Abkommen zur Normalisierung der arabisch-israelischen Beziehungen beizutreten. Dazu waren bislang lediglich die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Marokko bereit. Nach den israelischen Luftangriffen auf die Hamas-Führung in Doha werden auch diese Staaten ihr Verhältnis zu Israel überdenken. Bereits in der letzten Woche hatte die Regierung in Abu Dhabi Israel vorgeworfen, mit ihrem Vorgehen im Gazastreifen und im Westjordanland den «Geist des Abrahams-Abkommen» zu untergraben.

Derlei Kritik stösst in Israel im Moment auf taube Ohren. Anstatt nach den Angriffen auf Doha zumindest rhetorisch einen Gang herunterzuschalten, rechtfertigte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz am Mittwoch erneut die Angriffe auf die Hamas-Führung in Katar – und ging noch einen Schritt weiter: «Die Sicherheitspolitik Israels ist klar», schrieb er auf X: «Israels langer Arm wird überall gegen seine Feinde vorgehen. Es gibt keinen Ort (im Nahen Osten), an dem sie sich verstecken können».

Israeli Defense Minister Israel Katz speaks during a meeting with Secretary of Defense Pete Hegseth at the Pentagon, Friday, July 18, 2025, in Washington. (AP Photo/Mark Schiefelbein)
Israel Katz
Israel Verteidigungsminister Israel Katz.Bild: keystone

Damit nahm der israelische Verteidigungsminister zumindest indirekt auch die Türkei ins Visier, wo Hamas-Funktionäre die letzten Jahrzehnte Gastrecht genossen hatten und offenbar noch immer geniessen. Dort wurde – wie überall in der islamischen Welt – der israelische Angriff mit schärfsten Worten verurteilt. Man werde die Katarer bei der Abwehr künftiger israelischer Angriffe unterstützen, versprach der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan.

Zuvor hatte US-Präsident Trump dem katarischen Emir in einer Kurzmitteilung versichert, dass der am Dienstag durchgeführte israelische Luftangriff auf sein Land «der letzte gewesen» sei. (aargauerzeitung.ch)

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Demonstration in Israel am 17. August 2025
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Demonstration in Israel am 17. August 2025

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quelle: keystone / atef safadi
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Pro-Palästinensische Demonstranten stören Trumps Abendessen
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Randnotiz
10.09.2025 15:17registriert Februar 2023
Trump: «Es war eine Entscheidung von Netanyahu und keine Entscheidung, die ich getroffen habe»
Natürlich nich nicht!

Ob der Narzisst Trump jemals erkennen wird, dass er nur die Marionette ist?

Aussenpolitisch wird er schamlos von Netanyahu und Putin bespielt, innenpolitisch von Miller, Thiel und weiteren Antidemokraten.
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el-pollo-diablo
10.09.2025 15:17registriert Januar 2018
Wie gesagt. Es deutet alles auf deine Wachablösung hin. Die USA unter Trump werden zur globalen Lachnummer und einem nutzlosen Partner. China wird übernehmen. Man kann es den Ländern nicht übel nehmen. Irgendwann müssen sich zudem auch die USA entscheiden: Israel über alles oder gute Beziehung zu den neuen Wirtschaftsmächten und dem globalen Süden...
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lumpensammlerin
10.09.2025 16:05registriert Mai 2019
Nach dem Westen lernt es nun auch der nahe Osten auf die harte Tour: den USA ist nicht mehr zu trauen. Bündnisse sind dehnbar und so.

Tja, die Luft wird dünner für Trump. Hoffentlich.
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Von der Leyen: EU-Kommission stoppt Zahlungen an Israel
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