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Von der Leyen reist nach Lampedusa – Meloni fordert EU-Mission

epa10858057 European Commission President Ursula von der Leyen during the debate on the ?state of the European Union? at the European Parliament in Strasbourg, France, 13 September 2023. The session r ...
Will sich selbst ein Bild in Italien machen: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Bild: keystone

Von der Leyen reist nach Lampedusa – Meloni fordert Stopp von Migrantenbooten

Mehrere Tausend Bootsmigranten kamen diese Woche auf der italienischen Insel Lampedusa an. Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen reist deshalb noch am Samstag zur Destination.
16.09.2023, 12:0316.09.2023, 15:57
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EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will nach der Ankunft Tausender Migranten auf der kleinen Mittelmeerinsel Lampedusa noch an diesem Samstag nach Italien reisen. Zuvor hatte die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni eine europäische Mission gefordert, um Migrantenboote auf dem Weg nach Europa zu stoppen.

Wenn nötig, müsse die Marine eingesetzt werden, sagte die Rechtspolitikerin in einer Videobotschaft am Freitagabend. Nach Melonis Vorstellung sollen die Menschen bereits in Nordafrika vom Ablegen abgehalten werden. Eine solche Mission müsse «sofort» starten.

Seit Montag haben mehrere Tausend Bootsmigranten die kleine Insel zwischen Sizilien und Nordafrika erreicht. Allein am Dienstag kamen mehr als 5000 Menschen an - so viele wie noch nie an einem einzigen Tag. Zeitweise war das Erstaufnahmelager mit rund 6800 Menschen masslos überfüllt. Wegen der Nähe zur tunesischen Küstenstadt Sfax gehört Lampedusa seit Jahren zu den Brennpunkten der Migration nach Europa. Der Stadtrat der Insel rief am Mittwoch angesichts der angespannten Lage den Notstand aus.

Meloni sieht die EU in der Pflicht

Meloni lud von der Leyen nach Lampedusa ein, «um sich persönlich den Ernst der Lage, in der wir uns befinden, bewusst zu machen». Am Samstag sagte ein Sprecher von der Leyens der Deutschen Presse-Agentur am Rande einer Veranstaltung in Hanau, die Kommissionschefin werde am Samstag zunächst nach Rom reisen und von dort aus am Samstag oder Sonntag mit Meloni weiter nach Lampedusa.

epa10846885 Italian Prime Minister Giorgia Meloni speaks during a press conference at the end of a meeting of the Council of Ministers, in Rome, Italy, 07 September 2023. The Italian government on 07  ...
Will Migrantenboote stoppen: italienische Ministerpräsidentin Giorgia MeloniBild: keystone

Meloni sieht die EU in der Pflicht, Italien zu unterstützen. Sie habe deswegen den Präsidenten des Europäischen Rats, Charles Michel, gebeten, das Migrationsthema auf die Tagesordnung des EU-Gipfels im Oktober zu setzen. Die Regierungschefin betonte die Wichtigkeit des geplanten Abkommens mit Tunesien. Die vereinbarten, finanziellen Mittel müssen nach ihren Worten schnellstmöglich übertragen werden, um den Deal zu beschleunigen.

Tunesien ist eines der wichtigsten Transitländer für Migranten auf dem Weg nach Europa. Die EU-Kommission plant derzeit ein Migrationsabkommen mit dem nordafrikanischen Land. Im Gegenzug für millionenschwere Finanzhilfen soll Tunesien künftig stärker gegen Schlepper und illegale Überfahrten vorgehen, um dort die Abfahrten von Menschen in Richtung Europa zu reduzieren.

Meloni sagte, das Mittelmeerland und Europa könnten die enorme Zahl an Menschen nicht aufnehmen. «Der Migrationsdruck, den Italien seit Anfang dieses Jahres erlebt, ist unhaltbar», sagte die Rechtspolitikerin. Sie beabsichtige, «aussergewöhnliche Massnahmen» zu ergreifen. So solle das Höchstmass der Haftdauer in Abschiebungshaftanstalten angehoben werden. Meloni kündigte an, die Massnahmen sollten am Montag in einer Kabinettssitzung beschlossen werden.

Deutschland will wieder Migranten aus Italien aufnehmen

Italien wird seit Oktober 2022 von einer Rechtsallianz regiert. Die ultrarechte Meloni versprach, die Migration einzuschränken. Bislang konnte sie das Wahlversprechen nicht erfüllen. Seit Jahresbeginn kamen laut Zahlen des Innenministeriums in Rom mehr Migranten als im gesamten Jahr 2022 über das Meer nach Italien. Bis zum 15. September waren es rund 127‘200 Menschen (Stand 15. September) - im Vorjahreszeitraum rund 66‘200.

epa10859400 A group of migrants wait in the hotspot of the Lampedusa's island as Italian authorities prepare for transferring people following new arrivals, Italy, 13 September 2023. More than 6, ...
Lampedusa: In dieser Woche kamen Tausende Migranten auf der Insel an. Bild: keystone

Angesichts der Massenankunft auf Lampedusa will Deutschland nun doch wieder Migranten aus Italien aufnehmen. Die freiwillige Aufnahme war erst vor kurzem gestoppt worden. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte der ARD, das Verfahren sei ausgesetzt gewesen, «weil Italien keinerlei Bereitschaft gezeigt hat, im Wege des Dublin-Verfahrens Leute zurückzunehmen». Sie fügte hinzu: «Jetzt ist natürlich klar, dass wir unserer solidarischen Verpflichtung auch nachkommen.» (sda/dpa)

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Lampedusa Flüchtlinge
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Lampedusa Flüchtlinge
Afrikanische Flüchtlinge nahe Lampedusa.
quelle: epa / bodo marks
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Video: srf
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74 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Cerebra
16.09.2023 12:25registriert April 2016
Langsam muss die EU aktiv werden, und die Mittelmeeranreinerstaaten unterstützen.

Leider scheint eine militärische Operation die einzige Lösung zu sein, Finanzhilfen an die Maghrebstaaten zu zahlen bringt nichts dort verschwindet das Geld beim Onkel des Schleppers der im Parlament sitzt.

Im Angesichts solcher illegaler Zahlen ubd der Angstmacherei der Rechtspopulisten erstaunt mich der Rechtsrutsch der durch Europa geht kein bisschen.
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NixMussAllesKann
16.09.2023 12:28registriert Dezember 2020
Es ist traurig, dass man diese illegale Migration nicht in den Griff bekommt.

Migration gab es immer und wird es immer geben, aber die Form wie sie jetzt stattfindet ist nicht gut.
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uteni
16.09.2023 13:09registriert April 2023
Solange die Migrationsströme so hoch sind, und nichts unternommen wird, werden die rechts-poulitistischen Parteien stärker.
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