Eine von sechs Pferden gezogene Kutsche, aus einem Helikopter abgeworfene Rosenblätter, die Musik aus dem Film «Der Pate»: Mit grossem Pomp ist ein Mafiaboss am Donnerstag mitten in Rom beigesetzt worden – ohne dass die Behörden eingeschritten wären.
Italienische Zeitungen widmeten der kitschigen und zugleich provokanten Zeremonie ganze Seiten, Innenminister Angelino Alfano gab sich empört. Er und Bürgermeister Ignazio Marino forderten am Freitag Rechenschaft vom zuständigen Präfekten.
«Es ist nicht hinnehmbar, dass ein Begräbnis missbraucht wird, um Mafia-Botschaften zu vermitteln», erklärte Marino im Kurznachrichtendienst Twitter. Der Polizeichef von Rom sprach von einem «Versagen im System».
Der 65-jährige Vittorio Casamonica, mutmasslicher Chef des gleichnamigen Clans, war auf Postern an der Kirche, in der die Trauerzeremonie stattfand, als «König von Rom» bezeichnet worden. Der Clan soll vor allem im Süden der italienischen Hauptstadt mit Drogen, Betrug und Erpressung sein Unwesen treiben. Der mehrfach festgenommene mutmassliche Mafiaboss wurde jedoch nie verurteilt.
Es wird vermutet, dass der Casamonica-Clan die Stadtverwaltung von Rom infiltriert hat und Einfluss auf Politiker nimmt, um Korruptionsermittlungen zu behindern. Am Tag vor dem Begräbnis hatte ein Richter das Datum für einen grossangelegten Bestechungsprozess festgelegt, in dem 59 Verdächtige angeklagt sind. In dem Zusammenhang wird auch der Casamonica-Clan zitiert.
Der Pastor der Don Bosco-Kirche im Osten Roms versicherte Medienvertretern, er habe nichts von der Vergangenheit des Verstorbenen gewusst. Auch sei er von den Freunden nicht über den geplanten Pomp für die Trauerfeier informiert worden. (sda/afp)