Vor einem Schwurgericht in Palermo hat am Montag das Verfahren gegen mehrere Angeklagte, darunter hochrangige Politiker und Bosse der Mafia, wegen eines mutmasslichen Paktes zwischen dem Staat und der Cosa Nostra in den 90er-Jahren begonnen.
Angeklagt sind unter anderem der prominente Carabinieri-Hauptmann Giuseppe Donno und bekannte Politiker, wie der Vertrauensmann von Ex-Premier Silvio Berlusconi, Marcello Dell 'Utri. Wegen Mafia-Verstrickungen und Verleumdung muss sich auch Massimo Ciancimino, Sohn des langjährigen Bürgermeisters von Palermo, Vito Ciancimino, verantworten.
Ciancimino, der kürzlich einen Hirnschlag erlitten hatte, ist ein Schlüsselzeuge in mehreren Mafia-Untersuchungen. Als ausschlaggebend gelten seine Aussagen über mögliche Verstrickungen zwischen der Cosa Nostra und dem Staat in den 90er-Jahren.
Laut Massimo Ciancimino hatte die Cosa Nostra Anfang der 90er-Jahre eine Reihe von Forderungen an den Staat gestellt, unter anderem die Abschaffung der für Mafiosi erschwerten Haftbedingungen. Dafür wollte die Mafia keine weiteren Anschläge wie jene verüben, die 1992 zum Tod der Anti-Mafia-Jäger Giovanni Falcone und Paolo Borsellino geführt hatten.
Beim erstinstanzlichen Prozess, der im April 2018 zu Ende gegangen war, wurde die höchste Strafe gegen den bekannten Mafia-Boss Leoluca Bagarella verhängt. Er wurde zu 28 Jahren Haft verurteilt, Donno und Ciancimino zu je acht Jahren Haft. Der erstinstanzliche Prozess hatte 2013 begonnen und hatte fünf Jahre lang gedauert. Angeklagt war im Prozess auch die langjährige Nummer eins der Cosa Nostra, Salvatore Riina, der 2017 in Haft verstarb. (aeg/sda/apa)